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Aberdeen Standard Investments, Teil II „Seit zwei Jahrhunderten schützen und mehren wir das Kapital der Kunden“

Stephanie Kelly: Beim Fondsanbieter Aberdeen Standard Investments zuständig für politische Analyse
Stephanie Kelly: Beim Fondsanbieter Aberdeen Standard Investments zuständig für politische Analyse | Foto: Aberdeen Standard Investments

Frau Kelly, Hand aufs Herz, vor welchen Risiken stehen die Märkte?

Kelly: In der Eurozone könnten politische Risiken in den Vordergrund drängen. Einige potenzielle Risiken haben im Jahresverlauf abgenommen, nachdem die Wähler in den Parlamentswahlen in Frankreich und in den Niederlanden populistischen Parteien den Wind aus den Segeln genommen haben. Doch der große Erfolg der AfD in Deutschland zeigt, dass der Populismus in Europa sehr ernst zu nehmen ist. Immer mehr Menschen haben hier das Gefühl, abgehängt zu werden. Und sehr viele finden sich spätestens seit Beginn der Finanzkrise in schlechten Lebensverhältnissen wieder. Die Eurozone-Politiker müssen sich dringend diesen Problemen widmen. Denn sollte es zu einer neuen Wirtschafts- oder Finanzkrise kommen, dürfte es bei den Wählern kein Halten mehr geben…

Was würden Sie Politikern empfehlen, um diese Missstände abzustellen?

Kelly: Natürlich hat die gute Konjunkturentwicklung in Europa zuletzt einiges dazu beigetragen, um Probleme zu lindern. Die Flut hat zwar nicht alle Boote gehoben, doch es hat Verbesserungen gegeben. Schauen Sie: Die Einstellungen vieler EU-Bürger zur Europäischen Union zeigen sich jetzt im Herbst wieder deutlich freundlicher als im Frühjahr. Nicht zuletzt, weil zum einen die konjunkturelle Erholung in der Eurozone auf Touren kommt und zum anderen die Flüchtlingskrise in den Hintergrund gerückt ist.

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Aber die aktuelle Lage dürfte nicht nachhaltig sein – die Wirtschaft bewegt sich bekanntermaßen in Zyklen.

Kelly: Jedes einzelne Land hat seine eigenen individuellen Schwachstellen, an denen es arbeiten muss. Manche Menschen haben ihren Industriearbeitsplatz verloren, weil ihr Job in die Schwellenländer verlagert wurde. Die betroffenen Arbeitnehmer müssen daher umgeschult und neu qualifiziert werden.  Die einzelnen Länder sind also in der Pflicht, ihren heutigen und zukünftigen Arbeitnehmern Zugang zu solider, zukunftsfester Bildung und Weiterbildung zu verschaffen. Einstige Industriearbeiter, um bei unserem Beispiel zu bleiben, werden damit befähigt und ermutigt im boomenden Dienstleistungssektor ihr Geld zu verdienen.

Denn die Schwierigkeiten sind weithin bekannt: Es ist nicht leicht für jemanden, der zwanzig Jahre als Bergarbeiter gearbeitet hat, nun im Bereich der Verwaltung oder in einem Verkehrsberuf ein freundliches Lächeln aufzusetzen. Diesen Übergang zu gestalten, ist – zugegeben – nicht ganz einfach. Aber es ergeben sich damit neue Chancen, was immer noch besser sein dürfte, als die Leute ihrem Schicksal zu überlassen. Es läuft also alles darauf hinaus, den Menschen Angebote und Mut zu machen, damit sie mit staatlichem Anschub und selbstverständlich einem gewissen Maß an Eigeninitiative einen neuen Platz in der Gesellschaft finden.

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