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Impact Investing Anlagechancen in Schwellenländern

Tomsk State University in Russland
Tomsk State University in Russland: Aktuell haben nur 10 bis 30 Prozent der Erwachsenen in Schwellenländern einen Hochschul- oder Berufsabschluss – in vielen Industriestaaten sind es deutlich mehr als 40 Prozent | Foto: IMAGO / ITAR-TASS

Die Schwellenländer sind sehr heterogen und weisen bei der Bewältigung der Corona-Krise in vielen Bereichen mehr Unterschiede als Ähnlichkeiten auf. „Wie erwartet hatte die Krise in Ländern mit schwachem Gesundheitssystem und begrenztem fiskalpolitischen Spielraum die heftigsten Auswirkungen“, erklären Mathieu Nègre und Eli Koen, Portfoliomanager bei Union Bancaire Privée (UBP). „Darüber hinaus wurden die vulnerablen Gruppen am stärksten getroffen, also einkommensschwache Personen, junge Menschen, Frauen und Arbeiter mit geringer Bildung.“

Für Impact-Anlagen war 2020 so ein echter Stresstest. „Es war schwierig, ein Gleichgewicht zwischen positiver Wirkung und finanzieller Rendite zu finden“, erklären die Portfoliomanager. Dennoch bieten Schwellenländer wirkungsorientierten Investoren weiterhin Chancen.

Unterschiedliche fiskalpolitische Maßnahmen

In Chile und Brasilien beispielsweise haben staatliche Hilfen für Unternehmen und Privatpersonen fast das Niveau der entwickelten Märkte (7,5 bis 10 Prozent des BIP) erreicht, während diese in Mexiko und der Türkei bei weniger als 2,5 Prozent des BIP lagen.

„Es ist keine Korrelation zwischen der Höhe der fiskalpolitischen Unterstützung und der erfolgreichen Handhabung der Pandemie festzustellen“, sagen die Portfoliomanager. Chile hat zum Beispiel eine der erfolgreichsten Impfkampagnen der Welt durchgeführt, Brasilien hingegen eine der weltweit höchsten Covid-bedingten Sterberaten verzeichnet. Während Indien noch mit den verheerenden Folgen zu kämpfen hat, sind China, Südkorea und Taiwan besonders erfolgreich in der Eingrenzung der Infektionen gewesen.

Makroökonomische Faktoren wirkten sich in Schwellenländern, anders als in Industrieländern, stärker auf die Ertragsentwicklung der Unternehmen aus als sektor- oder länderspezifische Merkmale. Die Unterschiede bei den Erträgen von börsennotierten Unternehmen im Bildungssektor in Brasilien und China verdeutlichen diesen Effekt. „Von Februar 2020 bis Mai 2021 sanken die Kurse brasilianischer Bildungsunternehmen um 45 bis 65 Prozent, während chinesische um 30 bis 70 Prozent zulegten. Das ist zum einen auf die Auswirkungen der Pandemie, zum anderen auf die unterschiedliche BIP- und Währungsentwicklung zurückzuführen“, erklären Nègre und Koen.

Mikrokredite bleiben wichtig

Die Pandemie hat zu einem beinahe vollständigen Stillstand ganzer Branchen geführt. Vor allem kleinere Unternehmen waren betroffen. Was wiederum der Branche für Mikrokredite geschadet hat. Doch zum Glück haben einige Anbieter bereits vor der Krise in die Digitalisierung investiert und konnten rasch zum Online-Betrieb wechseln. Trotz der Krise, ist die Nachfrage nach Mikrokreditpapieren deshalb hoch geblieben und diejenigen, die Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten haben, konnten eine Liquiditätskrise vermeiden.

„Wir erachten die aktuelle Lage als zyklische Gelegenheit. Sobald die einzelnen Märkte die Krise überwunden haben, dürfte sich die Mikrokreditbranche kräftig erholen. Zwar sind sie sind nicht das Allheilmittel, für das sie einst gehalten wurden, aber ein wertvolles Instrument zur Finanzierung von kleineren Unternehmen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen“, erklärt Nègre.

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Hohe Bildungsnachfrage

Auch der Bildungsbereich hat unter der Krise stark gelitten, aber langfristig bleibt die Nachfrage unverändert hoch. Die Anzahl der Immatrikulationen dürfte aufgrund der Krise kurzfristig zurückgehen. Doch die Gründe, die für eine höhere Ausbildung sprechen, haben sich in den Schwellenländern in den vergangenen zwölf Monaten nicht geändert.

Aktuell haben nur 10 bis 30 Prozent der Erwachsenen in Schwellenländern einen Hochschul- oder Berufsabschluss – in vielen Industriestaaten sind es deutlich mehr als 40 Prozent. „Einige Märkte, allen voran Lateinamerika, weisen die weltweit höchsten Bildungsrenditen für junge Hochschulabgänger auf, und dieser Anreiz bleibt bestehen“, betont Koen.

Katalysator für die Energiewende

Auch wenn es keine direkte Verbindung zwischen Corona und der Energiewende gibt, scheint die Krise wie ein Katalysator für erneuerbare Energien zu wirken. Denn viele der Konjunkturpläne, die im Frühjahr 2020 weltweit angekündigt wurden, sind „grün“ geprägt und haben zu einer Neubewertung zahlreicher Hersteller von E-Autos sowie von Anbietern sauberer Energie geführt.

Zudem wächst die Zahl der Länder, die sich konkrete Zeitpläne für das Erreichen von Netto-Null gesetzt haben. Hält die derzeitige Dynamik an, dürfte die Mehrheit der Klimasünder bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow im November mit revidierten, ehrgeizigeren Zielen aufwarten. „Wir gehen davon aus, dass der Anteil der E-Fahrzeuge am Transportmix zunehmen wird, und sich die aktuellen Aussichten für erneuerbare Energien noch verbessern“, so die Portfoliomanager.

„Langweilig, aber wichtig“

Die Experten der UBP haben noch weitere Anlagechancen identifiziert. Zum einen bei Unternehmen, die ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung erhöht haben, um nicht-übertragbare Krankheiten besser behandeln oder erschwinglichere Produkte für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bieten zu können. Zum anderen bei Infrastrukturinvestitionen wie der Wasserversorgung. Auch in der Abfallwirtschaft ist die Nachfrage hoch: „Diese Aspekte gehören eher zur Kategorie langweilig, sind aber immens wichtig“.

„Wir sind davon überzeugt, dass sich mit unserem Schwerpunkt auf Impact Investing zahlreiche Gelegenheiten in Branchen eröffnen werden, die die mehrjährigen Investitionszyklen im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu nutzen wissen. Die verschiedenen Geschäftsmodelle reichen von Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien über Anbieter von Bildungslösungen bis hin zu mobilem Zahlungsverkehr und Mikrokrediten.“

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