Anlageentscheidungen „Aktienmärkte trotzen dem Polit-Stress“
Zündstoff für die Märkte sieht Budelmann vor allem beim Handelskrieg, den anstehenden US-Wahlen und beim Brexit. Eine niedrige relative Bewertung und eine defensive Positionierung der Investoren verleihen Aktien jedoch eine gewisse Widerstandskraft. An den Kapitalmärkten herrscht politischer Stress. Diverse Themen sorgen für Unsicherheit bei den Investoren.
Allerdings sollten Anleger zwischen kurzfristigen Problemen, und solchen, die tatsächliche strukturelle Änderungen mit sich bringen, unterscheiden, ist Budelmann überzeugt. Als ein „Lärm-Thema“ wertet er beispielsweise Italien. Nach der Bildung der neuen Regierung dürfte es dort erst einmal ruhiger werden. Auch vom Iran-Konflikt erwartet er aktuell keine starken Auswirkungen auf die Kapitalmärkte – zumindest nicht, solange der Streit nicht eskaliert. Auch der Nordkorea-Konflikt sei eher politischer als wirtschaftlicher Natur.
US-Konsumenten halten die Weltwirtschaft am Laufen
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Die Proteste in Hongkong sollten Investoren indes eher im Auge behalten, da China im Hintergrund steht. „Hier könnte es zu Auseinandersetzungen mit der westlichen Welt darüber kommen, wie mit den Protesten umzugehen ist. Das würde eines der wirklich strukturell wichtigen Themen betreffen: den Handelsstreit“, betont Budelmann. Die noch vor einigen Monaten weit verbreitete Hoffnung, dass sich der US-chinesische Handelskrieg demnächst komplett auflösen könnte, ist nahezu vom Tisch. „Eine strukturelle Konfliktlösung scheint mittlerweile unwahrscheinlich. Eventuell wird es eine Teilvereinbarung geben. Dann könnte sich US-Präsident Donald Trump als Dealmaker im anstehenden Wahlkampf präsentieren“, erläutert Budelmann. Er beurteilt die aktuelle Entwicklung als eine Art Kalten Krieg, der die Märkte womöglich noch lange begleiten werde.
Dieser Konflikt komme zu einem Zeitpunkt, zu dem die Weltwirtschaft ohnehin schwächelt. In der Industrieproduktion herrscht bereits eine globale Rezession. „Ein großer Retter hält die Weltkonjunktur jedoch am Laufen: der US-Konsument“, beobachtet Budelmann. Entsprechend sieht der Kapitalmarktstratege noch keine Anzeichen für eine baldige Konjunkturänderung. Die Konsumentenstimmung sei weiterhin gut. Auch die jüngsten Quartalsberichte der US-Einzelhändler fielen zufriedenstellend aus. Für 2019 und 2020 erwartet Budelmann daher keine Rezession in den USA. Einen anhaltenden und sich ausweitenden Handelskrieg wertet er jedoch als starke Belastung.