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Aktualisiert am 10.06.2020 - 15:02 Uhrin MeinungenLesedauer: 4 Minuten

Anlageentscheidungen „Aktienmärkte trotzen dem Polit-Stress“

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Trump ist zur Belastung der Märkte geworden

Darüber hinaus dürften die US-Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr für ausreichend Zündstoff an den weltweiten Kapitalmärkten sorgen. Die Wahrscheinlichkeit einer Wiederwahl von Donald Trump liegt zurzeit – je nachdem gegen welchen demokratischen Kandidaten er antreten muss – bei knapp über beziehungsweise unter der 50-Prozent-Marke. „Trump war bislang mit seiner Deregulierung und seiner Steuerreform als positiv für die Aktienmärkte zu werten. Diese marktfreundlichen Elemente seiner Politik sind jetzt jedoch gelaufen“, so Budelmann. Negativ aus Marktsicht zu bewerten sei Trumps Einstellung zum Handel. Diese scheine derzeit eher extremer als versöhnlicher zu werden: „Trump ist kein Hoffnungsträger mehr für die Märkte, sondern zu einer Belastung geworden“, urteilt Budelmann.

Besonders belastend für die Märkte dürfte es seiner Ansicht nach werden, wenn bei den US-Demokraten ein Kandidat aus dem sozialistischen Flügel, etwa Elizabeth Warren oder Bernie Sanders, zunächst die Vorwahlen für sich entscheiden und möglicherweise sogar Trump als Präsident ablösen würde. Der demokratische Positivkandidat bleibe der ehemalige Vize-Präsident Joe Biden, der wirtschaftspolitisch moderate Töne anschlage.

Ein drittes strukturell wichtiges Thema sei der Austritt Großbritanniens aus der EU. Nachdem Boris Johnson zum Premierminister ernannt wurde, war die Austrittswahrscheinlichkeit in diesem Jahr deutlich gestiegen. Nach den jüngsten Entwicklungen ist laut Budelmann jedoch wieder alles offen: „Wann, wie und ob der Brexit überhaupt kommt, ist schwer abzuschätzen. Keiner kann die Auswirkungen eines No-Deal-Austritts wirklich vorhersehen. Vor allem scheint es zweifelhaft zu sein, ob die Unternehmen tatsächlich so gut vorbereitet sind wie das von den Marktteilnehmern inzwischen angenommen wird.“ Der Brexit sei allerdings in erster Linie ein europäisches Thema und global nur von begrenzter Bedeutung.

US-Notenbank stützt US-Aktien

An den Anleihenmärkten sind die Stressauswirkungen bereits erkennbar. Sichere Häfen sind gesucht. Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen sind deutlich zurückgegangen. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen verzeichnen neue Minusrekorde. An den Aktienmärkten hingegen sind die Unsicherheiten weniger zu spüren als aufgrund der Schlagzeilen zu erwarten ist. Der US-Aktienmarkt weist beispielsweise seit Jahresanfang ein zweistelliges Plus aus. „Die relativ hohe Widerstandskraft der Aktienmärkte hat jedoch ihre Gründe“, erklärt Budelmann: „Die Aktien-Bewertungen erscheinen im Verhältnis zum Anleihenmarkt nicht teuer, sondern eher günstig. Zudem sind die Marktteilnehmer tendenziell vorsichtig positioniert. Sie sind also nicht wie etwa Anfang 2018 mit Aktien vollgesogen, die sie nun auf den Markt werfen können.“

Im aktuellen Umfeld hält der Kapitalmarktstratege eine neutrale Positionierung bei Aktien für angemessen. Auch wenn der Bullenmarkt in den USA bereits mehr als zehn Jahre anhält, bevorzugt Budelmann US-Aktien weiterhin gegenüber Aktien aus Europa und den Schwellenländern. „Zurzeit befinden wir uns wieder in einem volatilen Seitwärtsmarkt. Die Frage ist, ob noch einmal ein Kurssprung nach oben gelingt. Für die USA würden wir eher ja als nein sagen“, so Budelmann. Bis ins Jahr 2020 hinein rechnet er dort mit einem Anstieg der Kurse. Unterstützt wird der US-Aktienmarkt von der Politik der US-Notenbank, von der Budelmann weitere Zinssenkungen erwartet.

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