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Aktualisiert am 18.05.2020 - 11:05 Uhrin MärkteLesedauer: 7 Minuten

Anlagestrategien „Deutschland wird eine verlängerte Werkbank“

Fahrzeugbaumechaniker am Fließband im VW-Werk Wolfsburg
Fahrzeugbaumechaniker am Fließband im VW-Werk Wolfsburg: Die deutsche Automobilbranche steht vor großen Herausforderungen | Foto: imago images / photothek

der fonds: Herr von Wallwitz, wo könnte aktuell investiert werden? Wo kommen die Impulse her?

Georg Graf von Wallwitz: Zurzeit gibt es Stimmungsaufhellungen – der Ausgang des Brexits ist klarer und der Handelskrieg ist erst einmal soweit geklärt. Daher haben sich Konjunkturindikatoren gedreht, auch im produzierenden Sektor. Es gibt damit eine Sicherheit, dass bestimmte Themen in den nächsten Monaten nicht mehr auf der Agenda stehen. Aber auch harte ökonomische Fakten sehen besser aus. Nach wie vor schwer einzuschätzen sind die Auswirkungen des Corona-Virus auf die Weltwirtschaft.

Wie steht es um die deutsche Automobilbranche? Die Produktion wird stagnieren, weil die Weltkonjunktur sich eintrübt. Wie lange könnte sich das hinziehen?

Von Wallwitz: Ich würde in diesen Sektor jetzt nicht investieren. Der zu zögerliche Umstieg auf alternative Antriebe ist problematisch. Da dieser Wandel nicht nur eine Verschiebung der Wertschöpfung von den Automobil- zu den Software- und Batterieproduzenten bedeutet, sondern auch zu einer erheblichen Reduktion der Komplexität des Autobaus führt, ist eine Konkurrenz aufgekommen, die das Geschäft von Mercedes, BMW & Co. nicht eben belebt hat.

Der Markt signalisiert, dass Deutschland eine verlängerte Werkbank wird. Die reale Gefahr der Automobilhersteller liegt dabei in der Software – nach dem Motto „Software eats the world“. Ein konkretes Beispiel: Die Herstellung von über 80 Prozent der in VW-Fahrzeugen verwendeten Software muss der Konzern zukaufen.

Es lässt sich zusammengefasst sagen, dass die deutsche Automobilbranche zwei gravierende Probleme hat: Zum einen der Umstieg auf die Elektrifizierung. Zum anderen belastet aber auch die Datenschutzgrundverordnung die technologischen Innovationen, wie etwa autonomes Fahren.

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Von Wallwitz: Wir investieren relativ stark in diese Bereiche. Ein Beispiel hierfür wäre das deutsche Unternehmen SAP.

Von welchen neueren Aktien in Ihrem Portfolio erhoffen Sie sich gutes Potenzial?

Von Wallwitz: Zuletzt haben wir unser Portfolio mit dem Technologieunternehmen The Trade Desk ergänzt. Hierbei handelt es sich um einen US-Dienstleister, der Programmatic Advertising betreibt. Werbetreibenden wird ermöglicht, spezifische Zielgruppen auszuwählen und diese auf Basis der vorliegenden Nutzerdaten über alle Online-Kanäle hinweg effizient mit Werbebannern anzusprechen. Das Wachstum der Kalifornier könnte exponentiell steigen. Derzeit beträgt die Marktkapitalisierung der Aktie 10,5 Milliarden Euro.

Bei welchen weiteren Megatrends neben der Digitalisierung sehen Sie Potenzial?

Von Wallwitz:  Ein weiteres Trendthema ist Health Care. Besonders die Telemedizin ist meines Erachtens nach ein lukrativer Bereich. Deshalb haben wir die Aktie Teladoc in unser Portfolio aufgenommen. Auch im E-Commerce Sektor winkt großes Potenzial. Zwei Aktien haben hier unser besonderes Interesse: Die E-Commerce-Plattformen Shopify und MercadoLibre.

Vor rund einem Jahr hat Eyb & Wallwitz den Fonds Phaidros Funds Schumpeter Aktien aufgelegt. Was ist das Besondere an diesem neuen Familienmitglied der Phaidros Funds?

Von Wallwitz: Das Alleinstellungsmerkmal des neuen Fonds: Die 30 bis 40 Aktien im Fonds heben sich von der Masse der börsennotierten Titel durch ihre langfristigen Wettbewerbsvorteile ab. Das erste Jahr unseres reinen Aktienfonds ist ausgesprochen erfolgreich verlaufen. Obwohl es sich um einen vermögensverwaltenden Aktienfonds handelt, der immer eine höhere Cash-Quote vorhält als die gewöhnlichen Aktienfonds, konnte er mit der sehr starken Aktienmarktentwicklung bei gleichzeitig deutlich reduzierter Volatilität gut mithalten. Der Fonds hat je nach Anteilsklasse um +26,90 Prozent bis +28,95 Prozent zugelegt – gegenüber +25,5 Prozent für den Dax und +27,7 Prozent für den MSCI World in Euro im gleichen Zeitraum. Und auch seit Jahresanfang 2020 ist der Fondspreis schon wieder um knapp 10 Prozent gestiegen.

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