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in Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 4 Minuten

Anleihenmärkte „Europa sollte trotz Niedrigzinsen wieder stärker in den Anlegerfokus rücken“

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Sie haben die Notwendigkeit einer breiten Diversifikation angesprochen. Schwellenländer lassen Sie hier nicht außen vor, oder?

Peters: Die Schwellenländermärkte tun sich derzeit sehr schwer mit dem Zinsanstieg in den USA. Der stärkere US-Dollar und das gestiegene Zinsniveau haben, zusammen mit länderspezifischen Fehlentwicklungen, dazu geführt, dass die Märkte teils erheblich unter Druck gekommen sind. Wer heute noch in Lokalwährungsanleihen in Schwellenländern investiert ist, hat wahrscheinlich schon einen großen Teil des Negativeffekts erlitten. Da kann man mitunter argumentieren, dass keinen unmittelbaren Anlass mehr gibt, sich von den verbleibenden Investments zu trennen.

Wer seine Investments bereits aus dem Markt herausgezogen hat, dem würden wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht unbedingt nahelegen, sich im Markt zu engagieren, sondern auf einen besseren Einstiegszeitpunkt zu warten. Wir sind hier sehr vorsichtig: Die Makro-Landminen, salopp gesagt, sind uns derzeit zu groß. Egal ob es sich um den Handelsstreit mit China dreht, die straffere US-Geldpolitik, die desolate Lage in einzelnen Ländern wie der Türkei, oder bevorstehende Wahlen, etwa in Brasilien – uns fehlt derzeit der entscheidende Katalysator, der das Stimmungsbild drehen könnte.

Wie können sich Anleger vor Turbulenzen schützen?

Peters: Mit einer gewissen Abkehr vom Mantra der vergangenen Jahre, als es immer hieß, dass man kaum zinssensitive und fast ausschließlich konjunktursensitive Titel halten sollte. Jeder Anleger, der eine begrenzte Risikoverträglichkeit hat, tut gut daran, eine größere Ausgewogenheit zwischen sicheren, beziehungsweise qualitativ höherwertigen Portfoliobausteinen und ertragsstarken Bausteinen zu finden. Wer ein hohes Exposure bei High Yield und bei Aktien oder aktienlastige Mischfondskonstrukte im Portfolio hat, ist womöglich gut beraten, sich verstärkt an traditionelle Kernbausteine zu erinnern, die aus dem Rentensegment kommen. Damit lässt sich so mancher Sturm überstehen, der unter Umständen droht. 

Wie sehen Sie die Zukunft der Anleihenmärkte?

Peters: In den USA wird das Zinsniveau weiterhin steigen. Wir sehen einen Zinsschritt pro Quartal bis Ende 2019. Das heißt, bis Ende 2019 dürften die Zinsen vom heutigen Niveau aus um 150 Basispunkte klettern. Bei mittleren und langen Fälligkeiten wird der Renditeanstieg allerdings nicht ganz so stark ausfallen. Deshalb kann man zehnjährigen Treasuries durchaus noch einen Platz als Sicherheitsanker im Portfolio bescheiden.

In Europa wird sich die Lage sicherlich volatiler entwickeln, getrieben durch die EZB und politische Risiken, die sich insbesondere mit der Italien-Thematik verbinden. Hier dürfte jeder Anleger gut damit fahren, den Markt sehr flexibel zu spielen. Man sollte nicht versuchen, sich über ETFs am Markt zu engagieren.

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