LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 29.04.2021 - 09:38 Uhrin NewsLesedauer: 5 Minuten

Aktienselektion Auffällige Kursbewegungen müssen keine Übertreibung sein

Seite 2 / 2

Kaufen, wenn andere verkaufen?

Man kann sich das Regressionsmodell dabei in etwa wie einen Investor vorstellen, der bestmöglich versteht, wie der Aktienkurs eines spezifischen Unternehmens auf Veränderungen in der Schätzung von Bilanzkennzahlen reagiert. Nun wäre zu vermuten, dass es Sinn ergeben könnte, anhand dieses Modells Übertreibungen an den Märkten zu erkennen und diese im Sinne einer erwarteten mean reversion zu nutzen.

Konkret würde das bedeuten, Aktien dann zu verkaufen, wenn sie im Kurs deutlich dem regressionsanalytisch „fairen“ Wert enteilt sind. Hingegen müssten Anleger dann Aktien kaufen, wenn sie signifikant unterhalb ihres „fairen“ Wertes notieren. Allerdings zeigen die Ergebnisse das genaue Gegenteil.

Unsere Berechnungen legen nahe, dass es dann zu einer Outperformance kommt, wenn Aktien gekauft werden, die bereits kostspielig erscheinen und Aktien verkauft werden, die sehr günstig erscheinen. Also exakt das Gegenteil von dem, was ökonomisch intuitiv und auf den ersten Blick sinnvoll wäre.

Eine Erklärung wäre die, dass bei Investoren selektiv Wissen vorliegt, das nicht allgemein verfügbar ist und daher auch nicht komplett in die Schätzungen der Analysten einfließt. Eine Abweichung des Kurses von dem vermeintlich rational nachvollziehbaren Kurs wäre dann eben nicht der Hinweis auf eine irrationale Bewegung, sondern ganz im Gegenteil ein Hinweis auf selektiv vorhandenes „smart money“, bei dem einige Investoren mehr wissen als andere. Anleger sind hier gut beraten, auf diesen Zug aufzuspringen statt die Gegenposition einzunehmen. Wie gut diese Strategie aufgegangen wäre, zeigen die folgenden Abbildungen:

Abbildung 1: Backtest der Strategie verglichen mit dem STOXX 600

                                 Quelle: M.M. Warburg

Die Wertentwicklung dieser Strategie wäre vergleichsweise stetig besser verlaufen als die Wertentwicklung der Benchmark. Auch wenn die Outperformance nicht gewaltig ist, hätte es doch nur wenige Zeiträume gegeben, in denen über ein Jahr eine deutliche Underperformance zu Buche gestanden hätte.

Oberflächlich könnte vermutet werden, dass die beschriebene Strategie einer Momentumstrategie gleicht. Das ist jedoch nicht der Fall. Hier werden nicht Aktien gekauft, die eine absolut gute Wertentwicklung aufweisen, sondern nur Papiere, die relativ zum fairen Wert auf Basis von Bilanzkennzahlen eine auffallend gute Wertentwicklung aufweisen. Dazu können auch Aktien mit einer absolut schlechten Wertentwicklung gehören. Das Ergebnis mahnt zur Vorsicht, auffällige Bewegungen von Aktienkursen nicht zu vorschnell als irrationale Übertreibung abzustempeln. Manchmal waren einige Investoren einfach nur ein wenig smarter als andere.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion