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Aktualisiert am 22.07.2020 - 14:56 Uhrin Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 4 Minuten

Aufgeblähte Notenbanken-Bilanzen Schuldenstand nicht als Gefahr für eine globale Rezession überbewerten

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US-Fiskalpolitik ist gefährlich

Ein größeres Risiko für die Weltkonjunktur sieht Bevers derzeit allerdings in der Fiskalpolitik der Vereinigten Staaten: „Ein jährliches Haushaltsdefizit von 5 Prozent und mehr des Sozialprodukts sind eher unangebracht in einer Spätphase des globalen Konjunkturzyklus. Die Art und Weise, wie Donald Trump das US-Wachstum mit fiskalischen Maßnahmen künstlich aufbläht, könnte die globale Konjunktur in ihrem jetzigen Stadium ernsthaft gefährden.“

Wer dennoch sein Augenmerk auf die Notenbankbilanzen richten möchte, sollte sich auch die Verschuldung der Unternehmen ansehen. Diese ist zwar tendenziell rückläufig, jedoch kaufen die Zentralbanken schon seit Längerem auch Aktien – wie zum Beispiel in Japan – und vor allem Unternehmensanleihen.

Boom bei Unternehmensanleihen: Das Beispiel Europa

Der Euro-Kreditmarkt hat in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes Wachstum gezeigt, das durch eine beispiellose Zahl geldpolitischer Impulse seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) befeuert wurde. In der Folge wuchs der Kreditmarkt auf 5-Jahres-Sicht um mehr als 700 Milliarden Euro. Bislang wurde diese Versorgung mit billigem Geld nicht als Problem angesehen, weil es willig vom Markt aufgenommen wurde.

Die EZB hatte mit ihren konventionellen und unkonventionellen geldpolitischen Instrumenten eine starke Nachfrage nach Anleihen geschaffen, zum einen durch die Förderung starker Kreditzuflüsse, zum anderen durch die Senkung der Leitzinsen und die Aufnahme von Investment-Grade-Euro-Anleihen in die Liste der ihr zum Kauf offen stehenden Vermögenswerte.

Vor dem Hintergrund des mittlerweile reifen Kreditzyklus und der verringerten monetären Maßnahmen der EZB muss kurzfristig mit Verwerfungen am Markt für Euro-Investment Grade-Unternehmensanleihen gerechnet werden: „Im Jahr 2019 wird es keine Käufe der Notenbank mehr geben, lediglich Reinvestitionen fälliger Anleihen in Höhe von rund 5 Milliarden Euro.

Auch von der Retail-Seite sind keine signifikanten Zuflüsse mehr zu erwarten“, erwartet Peter De Coensel, CIO Fixed Income bei Degroof Petercam AM. „Mit dem Auslaufen des EZB-Kaufprogramms und der hohen Emissionszahl wächst die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage bei Euro-Unternehmensanleihen guter Bonität. Somit sollten sich die Spreads in diesem Anleihesegment zunächst weiter ausdehnen. Für 2019 erwarten wir einen Gesamtreturn von 2,45 Prozent.“

 

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