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Brasilien vor der Wahl Es geht um nichts weniger als den Fortbestand der Demokratie

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Ein stark fragmentiertes Kandidatenfeld

Der 63-jährige Jair Bolsonaro liegt in den Umfragen bei 28 Prozent. Bolsonaro wurde am 6. September auf einer Wahlkampfveranstaltung in Südbrasilien Opfer einer Messerattacke. Der ehemalige Hauptmann des Militärs fällt immer wieder mit homophoben, frauenfeindlichen und rassistischen Äußerungen auf. Mit 5,4 Millionen Facebook-Fans (zum Vergleich: Lula 3,5 Mio.; Marina Silva 2,3 Mio.; Alckmin 930.000; Ciro Gomes 310.000) dominiert Bolsonaro die neue Social Media-Welt. In der Presse gilt Bolsonaro auch als „Brasiliens Trump“ und gilt als Anti-System-Kandidat.

Fernando Haddad liegt in den Umfragen bei 18 Prozent. Der 55-Jährige ersetzt in letzter Minute den ehemaligen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva, der in einem in Brasilien umstrittenen Korruptionsverfahren zu 12 Jahren Haft verurteilt wurde und gemäß Entscheidung des Obersten Wahlgerichtes nicht kandidieren darf. Haddad hielt von 2013 bis 2017 die Position des Bürgermeisters von São Paulo inne und war einst Brasiliens Bildungsminister. Haddads Idee, São Paulo mit mehr Radwegen auszustatten, brachte ihm ein grünes Image ein. Spannend wird, ob es Haddad schafft, einen großen Teil von Lulas Stimmenpotenzial in den verbleibenden Wochen auf sich zu ziehen. Innerhalb der letzten Woche sind die Umfragewerte von Haddad von allen Kandidaten am deutlichsten gestiegen (von 8 Prozent auf 18 Prozent).

Der 60-jährige Ciro Gomes, ein studierter Jurist, liegt in den Umfragen mit 11 Prozent derzeit auf dem dritten Platz. Er blickt auf eine über 30-jährige politische Karriere zurück. Gomes plädiert gegen die Privatisierung des halbstaatlichen Erdölkonzerns Petrobras. Ausländische Investoren verschreckt Gomes zudem durch Aussagen, dass alle Ölfelder, die seit der Amtsenthebung der ehemaligen Staatspräsidentin Dilma Rousseff an das Ausland verkauft worden seien, enteignet würden.

Der 65-jährige Geraldo Alckmin mit Umfragewerten von 9 Prozent gilt als Favorit der Finanzmärkte, aber seine Umfragewerte sind noch zu tief. Der 65-jährige studierte Mediziner ist Mitgründer der sozialdemokratischen Partei und gilt als erfahrener und souveräner Politiker. Bis April 2018 regierte er den bevölkerungsreichsten Bundesstaat São Paulo, aus dem der Präsidentschaftskandidat auch stammt. Alckmin steht für eine liberale Wirtschaftspolitik und Entbürokratisierung. Alckmin spricht eher Wähler mit höheren Einkommen und Großunternehmer an.

Marina Silva vereint in den Umfragen 4 Prozent Stimmen auf sich. Die 60-jährige studierte Historikerin ist dem linken Parteienspektrum zuzuordnen. Sie möchte die Umwelt, das von ihr hauptsächlich besetzte Thema, besser mit der Wirtschaft, einschließlich dem Agrobusiness, verbinden. Marina Silva war im Zeitraum 2003 bis 2008 Umweltministerin und ist die einzige Frau im Feld der Spitzenkandidaten.

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