Carmignac-Analyse Gleichgewicht der Kräfte
In der Eurozone wird Mario Draghi, der im Oktober aus der Europäischen Zentralbank ausscheidet und auf den durchaus ein konventionell ausgerichteter Kandidat folgen könnte, in den kommenden Monaten kaum kraftvoll agieren können.
Das Szenario einer anhaltenden moderaten Konjunkturverschlechterung in den kommenden Monaten ist daher plausibel. Sie dürfte, zumindest vorerst, mit nach wie vor wohlwollender, wenn auch kraftloser Geldpolitik einhergehen. Diese Bedingungen können auf kurze Sicht ausreichen, um das Vertrauen der Börsenindizes in eine allmähliche Konjunkturerholung zu stärken. Das gilt umso mehr, falls die Handelsspannungen zwischen den USA und China sich positiv entwickeln und das Worst-Case Szenario beim Brexit vermieden wird. Diese Hoffnung würde ihrerseits zu einer Konsolidierung der Anleihemärkte auf weniger extremen Niveaus beitragen.
Ausgewogene Portfolios sind gefragt
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Wie wir bereits im Vormonat erklärten: Die weitere Wertentwicklung von Fonds muss in den kommenden Monaten vielmehr über ausgewogene Portfolios, die einen leicht höheren Anteil an zyklischem Exposure beinhalten, und die Auswahl von Titeln mit hoher Transparenz realisiert werden.
Das Jahr 2018 erinnerte daran, wie sehr die Aktienmärkte mittlerweile darauf vertrauen müssen, dass die Zentralbanken die Macht haben, den Anlegern die von ihnen gewünschte Liquidität bereitzustellen. Diese Abhängigkeit von der Geldpolitik wirft verstärkt die Frage nach der grundsätzlichen Glaubwürdigkeit der Zentralbanken auf. Unter diesem Blickwinkel ist es besonders unangenehm, dass sich die Zuversicht der Aktienmärkte heute teilweise aus dem wiederholt gescheiterten Versuch der Zentralbanken, die Inflationserwartungen auf annehmbaren Niveaus festzuzurren, speist.
Das Scheitern der Zentralbanken führt dazu, dass Anleger auf eine kontinuierliche Fortsetzung ihrer Reflationsbemühungen wetten. Die sehr vorsichtige Positionierung der Märkte erlaubt es, auf kurze Sicht ein gewisses Risiko einzugehen. Insbesondere da sich in den vergangenen Wochen erste Signale für eine wirtschaftliche Stabilisierung abzeichneten. Aber das Gleichgewicht der Finanzmärkte und insbesondere der Devisenmärkte ruht auf einem grundsätzlich brüchigen Unterbau, der auf mittlere Sicht weiterhin eine hohe Wachsamkeit begründet.