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in Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 4 Minuten

Chancen mit High-Yield-Anleihen, Teil I „Für uns zählt der volle Kupon-Ertrag“

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Könnten Sie auf ein konkretes Beispiel für einen Fallen Angel aus Ihrem Fonds eingehen? Warum haben Sie sich für dieses Papier entschieden?

Konrad: Bleiben wir beim Beispiel RWE: Das Geschäftsmodell dieses Energieversorgers funktioniert seit der Atomkatastrophe von Fukushima nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Der Konzern musste sich umorientieren. Bei Investoren kam die Frage auf, ob man in Essen weiterhin in der Lage wäre, ein Nachrangpapier auch tatsächlich zurückzuzahlen. Die Kurse der Anleihe waren auf bis auf unter 70 Prozent gefallen; das war eindrucksvoll, hier konnte man schon fast von einem Distressed-Niveau sprechen.

Doch dann hellte sich die Situation auf: Die Geschäftsentwicklung in den anderen Konzernbereichen von RWE verbesserte sich. Wir haben uns daraufhin zunehmend für die Anleihe erwärmt und sind eingestiegen. Als dann nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe die Bundesregierung eine Ausgleichszahlung für die beschleunigte Stilllegung der Atomkraftwerke an RWE überweisen musste, sahen wir uns nochmals in unserer Entscheidung bestätigt. Mittlerweile gehört die Anleihe zu den großen Positionen im Portfolio.

Eine Verbesserung der fundamentalen Lage eines Unternehmens ist für unsere Zwecke aber nicht unbedingt nötig. Was zählt, ist die Fähigkeit des Anleiheemittenten, die Schulden zurückzuzahlen. Wenn der Kurs einer Anleihe nicht weiter steigt, wir aber den vollen Kupon-Betrag erhalten und die Anleihe letztlich zu 100 Prozent fällig wird, ist uns das auch recht. 

Die Steinhoff-Anleihe gehört auch zu Ihrem Anleihen-Universum. Die EZB hat sich jüngst von den Anleihen des krisengeschüttelten Möbelkonzerns getrennt. Wie gehen Sie mit dem Fall Steinhoff um?

Konrad: Negativbeispiele kommen hin und wieder natürlich vor. Wir haben die Anleihe gekauft, als der Kurs schon etwas gedrückt war, haben das Exposure sukzessive ausgebaut und mussten dann erleben, was leider immer wieder einmal passiert: Es gab Probleme mit der Bilanzierung des in Südafrika beheimateten, nach IKEA zweitgrößten Möbelhändlers in Europa. Natürlich war wegen des Schwellenland-Hintergrunds die in Aussicht stehende Risikoprämie hoch, das hatte uns im Verbund mit den stabilen Absatzkanälen in Europa gereizt, aber leider ist dieser Ansatz nicht aufgegangen. Weil wir aber breit diversifiziert sind, wirft uns dieser Aussetzer nicht um.

Teil II des Interviews lesen Sie am Donnerstag, 18. Januar auf der fonds

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