LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 4 Minuten

Chancen mit High-Yield-Anleihen, Teil I „Für uns zählt der volle Kupon-Ertrag“

Dr. Ernst Konrad: „Emissionen von Finanzinstituten und Versicherungen sehen wir nach wie vor als aussichtsreich an.“
Dr. Ernst Konrad: „Emissionen von Finanzinstituten und Versicherungen sehen wir nach wie vor als aussichtsreich an.“ | Foto: E&W

der fonds: Herr Konrad, wie definieren Sie Fallen Angels?

Dr. Ernst Konrad: Es handelt sich um Anleihen von Emittenten, die ursprünglich einmal die Bonitätsnote Investment Grade hatten und heruntergestuft wurden. Zum Teil bezieht sich die Herabstufung dabei nur auf eine einzelne Anleihe. Beispiel Thyssen: Ältere Anleihen haben hier Fallen-Angels-Charakteristika, neuere hingegen nicht, weil diese bereits emittiert wurden, als Thyssen bereits High-Yield war. Wir verwenden den Terminus Fallen Angels etwas breiter und beziehen ihn stets auf den Emittenten. Für uns ist quasi jede Anleihe kaufbar, wenn der Emittent einmal Investment-Grade-Rating hatte, losgelöst von einzelnen Anleihen. Das hat den Vorteil, dass wir aus einem größeren Universum auswählen können.

Wie gehen Sie bei der Auswahl der Titel vor?

Konrad: Prinzipiell eignen sich wie gezeigt Titel, die ein Investment-Grade-Rating hatten und es verloren haben. Wir screenen diese Anleihen; es gibt entsprechende Indizes, die dieses Segment abbilden. Einzelne Emittenten schauen wir uns dann genauer an. Wie ist deren fundamentale Verfassung? Und ganz wichtig: Ist der Schuldner in der Lage, aus dem operativen Geschäft den Schuldendienst zu leisten? Oder muss er aus der Substanz zuschießen? Kann der Schuldner also die Kupon-Zahlungen leisten und letztlich das aufgenommene Geld auch wieder zurückzahlen? Das ist die ganz entscheidende Frage.

Hier verhält es sich anders als beim Aktionär, der fragt: Wie entwickelt sich das Unternehmen? Wie sind die Wachstumsaussichten? Der Anleiheinvestor fragt stattdessen: Wie groß ist die Substanz? Reicht die finanzielle Power aus, um diese Anleihe zu bedienen? Wenn Zweifel daran aufkommen, sollte man die Finger davon lassen.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Welche Sektoren erscheinen aktuell besonders chancenreich?

Konrad: Natürlich gibt es immer wieder Sektortrends. Aber uns kommt es im Wesentlichen stets auf den einzelnen Emittenten an, dessen Qualität es zu prüfen gilt. Aber es gibt tatsächlich drei Bereiche, in denen sich verstärkt Chancen auftun: Im Einzelhandel, bei Finanzinstituten und in der Industrie. Als Fallen Angels aus dem Bereich des Einzelhandels haben wir beispielsweise Tesco, die größte britische Supermarktkette, oder auch das französische Pendant Casino im Fonds.

Emissionen von Finanzinstituten und Versicherungen sehen wir nach wie vor ebenfalls als aussichtsreich an. Speziell der Nachrangbereich ist hier für uns von besonderem Interesse. Wir setzen im Finanzsektor sowohl auf Institute aus Europa als auch den USA. Wichtig sind uns die Währungen in denen die Anleihen emittiert wurden. Wir fokussieren auf Emissionen in Euro. Prinzipiell würden wir aber auch eine Nachranganleihe von Banken und Versicherungen in den USA oder einer japanischen Bank ins Portfolio nehmen.

Im Industriesektor haben wir neben Investment-Grade-Anleihen von Bayer und VW auch die RWE-Nachranganleihe gekauft, ein klassischer Fallen Angel. 

Wenn man in das Segment der Hochzinsanleihen investiert, ist wichtig: Eine breite Streuung ist sicherzustellen. Dieser Aspekt ist viel bedeutsamer als bei einem traditionellen Anleiheportfolio. Ist ein Investor hauptsächlich in deutschen Staatsanleihen und Pfandbriefen unterwegs, dann ist die Restlaufzeit beziehungsweise die Duration der Anleihen interessant. Die Zahl der Emittenten im Portfolio ist dabei letztlich zweitrangig. Bei den Unternehmensanleihen ist das anders: Hier zählt das unternehmensspezifische Risiko, deshalb ist auf eine breite Streuung der Anleiheemittenten zu achten. Privatanleger begehen immer wieder den Fehler, dass sie sich nur eine Emission ins Portfolio legen – und diese Aktion geht dann oft schief.   

Tipps der Redaktion