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Pilnys Asia Insights China zeigt mit Olympia seine neue Stärke

Hoch hinaus
Hoch hinaus: In China finden die Olympischen Winterspiele statt. Das Land unterstreicht damit seinen Aufstieg zur Weltmacht | Foto: Imago Images / AAP

Dieses Jahr ist China dran: Olympische Spiele hatten schon immer eine hohe symbolische Bedeutung und damit politischen Wert. 1964 fanden die Spiele in Tokio statt. Japan war damals eine aufstrebende Wirtschaftsmacht. Die Wettkämpfe sollten der Welt den friedlichen (Wieder-)Aufstieg des einst aggressiven Landes dokumentieren.

Ähnlich war es 1972 in München. Damals präsentierte sich das neue, weltoffene und geläuterte (West-)Deutschland. 1988 zeigte Südkorea mit den Spielen in Seoul, dass es auf bestem Wege von einer Diktatur in eine wirtschaftlich erfolgreiche Demokratie war.

Insgeheim hofften manche im Westen, dass die Spiele 2008 im chinesischen Peking nach dem Motto „Handel durch Wandel“ ein vergleichbarer politischer Wendepunkt sein könnten. Allerdings vergebens. Mit den Spielen 2022 finden nun erstmalig Winterspiele nacheinander in zwei asiatischen Städten (2018 und 2022). Außerdem ist Peking die erste Stadt überhaupt, die Olympische Sommer- und Winterspiele (2008 und 2022) austrägt. Letztere finden aber in einem völlig anderen Umfeld statt: Heute präsentiert sich China als eine selbstbewusste und autoritäre Weltmacht, die stolz auf das bislang Erreichte ist.

China zeigt seine neue Stärke

Wie die Gastgeber in Tokio, München und Seoul demonstriert das Land mit den Olympischen Spielen seine neue Stärke. Doch zunehmend wird diese sowohl inner- als auch außerhalb des Landes als rigide und repressiv wahrgenommen. Auch wirtschaftlich verstärken sich Reibungen und Herausforderungen.

Im Jahr 2021 hat sich die chinesische Wirtschaft eher schleppend entwickelt. Nach einer starken ersten Jahreshälfte – das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs um 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr – verlangsamte sich die chinesische Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte erheblich. Für das Gesamtjahr 2021 wird das BIP-Wachstum auf 8,0 Prozent geschätzt.

Unsicherheiten rund um Chinas wirtschaftliche Entwicklung

Für 2022 gibt es Expert:innen, die einen weiteren Dämpfer für die chinesische Wirtschaft erwarten: Die Weltbank senkte ihre Wachstumsprognose für 2022 von 5,4 Prozent auf 5,1 Prozent. Sorgen bereiten Abwärtsrisiken wie erneute Corona-Ausbrüche im Inland verbunden mit länger anhaltenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens oder auch ein Abschwung am angeschlagenen Immobiliensektor, der 29 Prozent des chinesischen BIP ausmacht, sowie der verhaltene Konsum.

Es gibt aber auch vorsichtigen Optimismus. Morgan Stanley erwartet in China 2022 ein BIP-Wachstum von 5,5 Prozent. Die Gründe für diese Einschätzung sind eine Lockerung der Geld- und Fiskalpolitik sowie weitere Erleichterungen für den chinesischen Immobiliensektor. Die Banken werden angehalten, die Hypothekenkredite zu erhöhen und die Kreditzinsen zu senken. Grundsätzlich scheinen die Entscheidungsträger eine höhere Sensibilität für den Immobiliensektor zu haben, was im Einklang mit dem Streben der Regierung nach „gemeinsamen Wohlstand“ steht.

2021 schwierig für Chinas Aktienmarkt

Für den chinesischen Aktienmarkt war das Jahr 2021 eher schwierig. Das gilt insbesondere für Technologie- und Internet-Werte. Vor allem internationale Investoren stiegen angesichts der verschärften Regulierung aus, was entsprechende Aktien unter Druck setzte. Entscheidend für die Performance der Fonds war daher die Gewichtung des Technologiesektor. Asienfonds mit einem geringeren China- und Tech-Exposure schnitten tendenziell besser ab, reine China Fonds mit einem hohen Tech-Anteil zum Teil sehr schlecht.

China strebt nach gemeinsamem Wohlstand

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Für ihre Wirtschaftspolitik im Jahr 2022 hat China „Stabilität“ als Priorität ausgerufen. Die Direktive Pekings lautet, dass „alle Regionen und Abteilungen“ zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen müssen. Das Drängen auf „gemeinsamem Wohlstand“ wird in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt also auch dieses Jahr eine wichtige Rolle spielen.

Um das dramatisch anwachsende Wohlstandsgefälle im Lande zu verringern, hat China im vergangenen Jahr zahlreiche Vorschriften erlassen, die für Aufregung unter Marktteilnehmer:innen gesorgt hatten. Gleichwohl waren diese nur ein Versuch, Bedrohungen für die Wirtschaft zu bekämpfen und das Land wettbewerbsfähig zu halten. Langfristig könnten die Regulierungsänderungen vielen Sektoren helfen und dabei neue Marktführer schaffen.

Chinesische Regierung stützt strategisch wichtige Sektoren

China strebt weiterhin ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaftswachstum und sozialem Zusammenhalt an und unterstützt strategisch wichtige Sektoren. 2022 könnte sich das Tempo bei der Einführung neuer Vorschriften verlangsamen. Vielmehr dürften die bereits angekündigten übergeordneten politischen Ziele der Regierung nebst Reformen in den Bereichen Umwelt und gemeinsamer Wohlstand stärker in den Vordergrund rücken.

Positive Signale gehen von einer proaktiven wachstumsunterstützenden Finanzpolitik und der aggressiven Entwicklung in Richtung CO2-Neutralität bis 2060 aus. Zudem fiel die Kurskorrektur in vielen Sektoren ungerechtfertigt stark aus.

Risiken für die chinesische Wirtschaft bestehen weiterhin

Bisher konnte China seine „Zero-Covid-Strategie“ durch eine konsequente Abschirmung vom Ausland und durch rigorose Quarantäne-Regelungen für mehrere Millionenstädte umsetzen. Obwohl China einer der großen Gewinner der Covid-Pandemie ist, könnte nun eine hochgradig ansteckende Variante wie Omikron in China zu weiteren abgeriegelten Städten, geschlossenen Fabriken, Logistikproblemen und damit negativen Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft führen. Weitere Risiken sind die anhaltenden Spannungen zwischen den USA und China, die US-Exportbeschränkungen für Technologie und fortschrittliche Produktionsanlagen nach China und die Liquiditätsverknappung in den USA durch die Anhebung der Leitzinsen.

Mittel- und langfristig kann man aber weiterhin davon ausgehen, dass China bereits 2028 zur größten Wirtschaftsmacht der Welt wird.

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