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Chinas Wachstumskurve „Pulver am Immobilienmarkt ist noch nicht verschossen“

Bo Bejstrup Christensen, Chefanalyst bei Danske Invest
Bo Bejstrup Christensen, Chefanalyst bei Danske Invest
Das wirtschaftliche Wachstum im Reich der Mitte wird künstlich gestützt und in erster Linie von den Stimulusmaßnahmen der chinesischen Regierung am inländischen Immobilienmarkt getrieben. Dort hat sie in den letzten vier Monaten unter anderem die Anzahlungsanforderungen an Immobilienkäufer gesenkt. Diese Maßnahme hatte in den ersten Monaten des Jahres die Verkaufsaktivitäten am Immobilienmarkt deutlich gesteigert – und die Wachstumsimpulse zeigen immer noch Wirkung.

Immobilienmarkt: Immer noch Anreize vorhanden

Doch nicht alle Banken haben bislang die neuen niedrigeren Anzahlungsanforderungen umgesetzt. Daher ist wahrscheinlich das Pulver am Immobilienmarkt noch nicht verschossen und die Nachfrage wird noch einige Zeit stabil bleiben. Während Erstkäufer letzten September bei ihrem Immobilienkauf 30 Prozent anzahlen mussten, sind die Anzahlungen zuerst auf 25 Prozent und im Februar weiter auf 20 Prozent gesunken.

Es gibt auch andere positive Faktoren in der chinesischen Wirtschaft. Die Preise für Basismetalle wie Stahl und Eisen sind aufgrund der zunehmenden Kaufaktivitäten am Immobilienmarkt gestiegen, was sich auf die Bautätigkeiten im Land durchschlägt.

Darüber hinaus hat die chinesische Währung gegenüber dem Dollar aufgewertet und sich seit den turbulenten Tagen zu Jahresbeginn gefestigt. Ich gehe aus, dass dies auch in den kommenden Monaten so bleiben wird. Nicht zuletzt wegen der nach wie vor hohen chinesischen Devisenreserven, dem historisch hohen Handelsbilanzüberschuss und diversen Begrenzungen bei den Spekulationsmöglichkeiten im Hinblick auf Währungsschwankungen.

Demografiewandel: Arbeitsfähige und mobile Altersgruppe stagniert

Wenn wir aber etwas weiter in die Zukunft blicken, wird der Aufschwung im Immobilienmarkt irgendwann seine Wirkung verlieren. Denn: Niedrigere Anzahlungsanforderungen verschieben die Nachfrage letztlich von morgen auf heute. Deshalb handelt es sich hierbei lediglich um eine mittelfristige Ankurbelung.

Zudem rückt Chinas Demografie in den kommenden Jahren in den Mittelpunkt. Die Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter stagniert in China bereits, und der Anteil der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 35 ist stark rückläufig.

China wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren etwa 60 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe verlieren. Das ist eine ernstzunehmende Sache, da genau diese Altersgruppe der mobilste Teil der Bevölkerung ist. Diese Altersgruppe ist bereit, in die Städte zu ziehen und in den Fabriken zu arbeiten und stellt daher ein Eckpfeiler für den chinesischen Immobilienmarkt und die Wirtschaft im Allgemeinen dar.

Ich halte die Anzahl an unverkauften Immobilien für bedenklich. In früheren Jahren wurde sehr viel gebaut. Dies wird zu einer fundamentalen Herausforderung, denn vor allem in den kleineren Städten gibt es immer noch ein Übermaß unverkaufter Häuser.

Es werden zwar weniger Neubauten errichtet, aber immer noch etwas zu viele. Um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und den existierenden Immobilienbestand zu reduzieren, muss der Wohnungsbau in den Kleinstädten noch weiter zurückgehen. Dieser macht über 50 Prozent der gesamten Bauaktivitäten des Landes aus. Wenn dieser zum jetzigen Zeitpunkt wieder steigt, wäre das ganz einfach unhaltbar. Irgendwann wird die demografische Entwicklung den Bedarf an Neubauten noch weiter reduzieren.

Können die Stimulusmaßnahmen andauern?

Bis auf weiteres ist klar: Die Lockerungskampagne der Regierung zeigt ihre Wirkung. Auf dem Immobilienmarkt gibt es nach wie vor einige Wachstumsimpulse, und die chinesische Währung hat höchstwahrscheinlich die schwerste Zeit hinter sich.

Mit Blick in die Zukunft – in Richtung Sommer und darüber hinaus – erwartet ich jedoch, dass sich die Wachstumsrate abflacht und daraufhin möglicherweise zurückgeht. Es sei denn, die Regierung setzt ihre Anreize im gleichen Ausmaß wie bisher fort, senkt die Anzahlungsraten noch stärker und kurbelt den Konsum an.

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