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Steigende Inflation Der Preis bleibt heiß

Papa, was kosten die Möhren?
Papa, was kosten die Möhren? Die Preise für Nahrungsmittel und Energie sind zuletzt gestiegen und treiben die Inflation | Foto: IMAGO / Shotshop

Die Verbraucherpreise sind im September um 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis vorläufiger Berechnungen mit. Eine höhere Inflationsrate stellten die Statistiker zuletzt im Dezember 1993 fest. Damals lag der Wert bei 4,3 Prozent. Gegenüber dem Vormonat August blieben die Verbraucherpreise im September den vorläufigen Daten zufolge unverändert.

Laut Destatis werden die Inflationsraten seit Monaten von steigenden Energiepreisen angeheizt. Denn: Infolge der Konjunkturerholung ist die Nachfrage nach Rohöl deutlich gestiegen. Hinzu kommt die CO2-Bepreisung, aufgrund derer seit Januar 2021 in Deutschland 25 Euro pro Tonne Kohlendioxid (CO2) fällig werden. Im September mussten die Verbraucher für Haushaltsenergie und Kraftstoffe somit 14,3 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Und auch die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung spielt eine Rolle – durch die regulären Sätze werden Waren und Dienstleistungen wieder teurer.

Inflation stärker als angenommen?

Ökonomen halten angesichts dessen sogar Inflationsraten von um die fünf Prozent für denkbar. „Entwarnung zeichnet sich kurzfristig nicht ab: Steigende Öl-, Gas und Strompreise werden die Inflationsrate weiter nach oben treiben, selbst die Fünf-Prozent-Marke könnte im Raum stehen“, sagt Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa bei der DWS.

Die Europäische Zentralbank hält trotz des erneuten Anstiegs jedoch an ihrer Einschätzung fest, dass die Entwicklung der Teuerungsrate vor allem temporärer Natur sei. Hendrik Tuch empfindet das als Denkfehler: „Meiner Ansicht nach unterschätzt der Markt weiterhin die Inflationsdynamik, die sich weltweit entwickelt. Infolgedessen wird die Inflation in den kommenden Jahren viel stärker sein als die von diesen Zentralbanken vorgelegten Zahlen“, prognostiziert der Anleihechef von Aegon Asset Management.

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Diese Einschätzung teilt auch Dieter Falke, Geschäftsführer von Quant.Capital Management: „Wer heute noch von Einmaleffekten spricht oder deutlich zurückgehende Inflationsraten zum kommenden Jahreswechsel erwartet, ist ein Träumer“, sagt Falke. „Wir werden uns damit anfreunden müssen, dass die Geldentwertung fürs Erste zurück ist.“

Rückgang frühestens im kommenden Jahr

Dem widerspricht Christoph Swonke, Konjunkturanalyst der DZ Bank. Er hält die Mehrheit der Faktoren, die derzeit die Inflationsrate nach oben treiben, für temporär. „Allerdings ist es etwa im Hinblick auf die Lieferprobleme bei Vorprodukten derzeit schwer abzusehen, wann sich die Situation wieder bessert“, räumt Swonke ein. „Erst wenn sich der Druck bei den Rohstoffen und auf den Vorstufen abschwächt, wird auch der Auftrieb bei den Verbraucherpreisen spürbar nachlassen. Damit rechnen wir aber erst im Verlauf des kommenden Jahres.“

Auch Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, (ZEW) spricht sich gegen eine Dramatisierung aus: „Der Preisschub reflektiert zunächst einmal die erfreulich kräftige und umfassende Erholung der Binnen- und Weltwirtschaft nach dem tiefen Absturz in der Pandemie. Richtig spannend wird es erst ab Januar, wenn die Sondereffekte aus der Mehrwertsteuersenkung vom vergangenen Jahr auslaufen.“ Der Experte ist sich sicher, dass die Inflation dann von ihrem aktuellen Stand wieder abfällt. „Völlig unklar ist jedoch, wie rasch wieder ein moderates Niveau bei etwa zwei Prozent erreicht werden kann.“

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