Martin Eberhard (Gastautor)
06.05.2021

Vermögensbildung Die Angst vor dem Kapitalmarkt bremst den Wohlstand für alle

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ARTIKEL-INHALT
Seite 1 - Bevölkerung an den Unternehmen teilhaben lassen
Seite 2 - Spekulanten statt Investoren

Spekulanten statt Investoren

Wegen ausbleibenden Anlageerfolgs kehrten in der langen Baissephase der 1960er-Jahre viele Aktionäre der Börse den Rücken.

Das gleiche Spektakel wiederholte sich dann 1996 beim Börsengang der Telekom. Studenten, Hausfrauen oder Rentner: Alle stürmten die Bankschalter um knapp 37 Jahre später die nächste Volksaktie zu zeichnen. Der Ausgang ist bekannt: Aktuell notiert das Papier einige Cent unter seinem Ausgabekurs.

25 Jahre später nehmen wir nun einen neuen Anlauf. Aktien- und sogar Fondssparen erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Viele Anleger suchen aber heute wie damals das schnelle Geld und lassen sich schneller von einem Einzelinvestment in eine Tesla-Aktie überzeugen als strategisch, langfristig und stressfrei in Investmentfonds oder ETFs zu investieren.

Die Politik schaut indes immer noch zu und meldet sich erst dann zu Wort, wenn wieder einmal etwas schiefgelaufen ist und das Märchen von den „bösen Aktionären“ oder dem „nächsten Crash“ für ein paar Tage oder Monate die Schlagzeilen bestimmt. Von nachhaltigem Interesse an finanzieller Allgemeinbildung fehlt jedoch jede Spur. Trotz zentraler Bedeutung der Vermögenspolitik und ihrer festen Verankerung im wirtschaftspolitischen Instrumentarium fehlt strategische Orientierung. In den vergangenen Jahren konzentrierten sich die öffentliche und politische Debatte vor allem auf die Einkommen und ihre Verteilung. Die Frage nach dem Zugang zu und dem Aufbau von Vermögen wurde gerade im politischen Raum eher als Randthema wahrgenommen.

Olaf Scholz und Peter Altmaier reihen sich ein in die Riege von Politikern, die sich für Vermögensbildungspolitik kaum interessieren. Bert Rürup, Namensgeber der Rürup-Rente, und Walter Riester, Erfinder der Riester-Rente, beschäftigten sich zwar mit dem Thema. Die von ihnen entwickelten Konzepte kamen jedoch der Versicherungsbranche mehr zugute als den 83 Millionen Einwohnern unseres Landes.

Friedrich Merz´ Aktienrenten-Plan aus dem Jahre 2018 zog massive Kritik der Regierungspartner und der Opposition auf sich. Wen wundert‘s, sah doch damals eine Vielzahl der Abgeordneten darin eine Werbeveranstaltung in eigener Sache. Schließlich war Merz Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock-Deutschland.

2021 stellt sich berechtigterweise die Frage, was aus der Grundidee „Wohlstand für Alle“ von Ludwig Erhard geworden ist.

„Die Rente ist sicher“, propagierte Dr. Norbert Blüm (CDU, damals Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung), im Wahlkampf 1986. Daran lässt sich heute zweifeln: Die gesetzliche Rentenversicherung muss bereits jetzt mit mehr als 100 Milliarden Euro im Jahr aus dem Bundeshaushalt bezuschusst werden.

Die FDP fordert daher die Einführung einer gesetzlichen Aktienrente nach skandinavischem Vorbild zur Stabilisierung und Entlastung der Sozialsysteme und einen nachhaltigen Systemwechsel. Hoffentlich kein hoffnungsloses Unterfangen – trotz der konservativen Einstellung vieler Politiker und der mangelhaften finanziellen Bildung in unserem Land.

Über den Autor:

Martin Eberhard ist seit 2003 als Finanzanlagenvermittler tätig. Sein Unternehmen fondsfueralle.de konzentriert sich auf die Vermittlung von Investmentfonds und ETFs. Zum Stichtag 31. April betreut seine Firma 53 Millionen Euro Kundenvermögen.

2021 belegte Martin Eberhard im Rahmen des Black Bull Awards bei der Wahl zum „Fondsexperten des Jahres“ den dritten Platz. In Vorträgen & Webinaren informiert Martin Eberhard seit Jahren über „stressfreies Anlegen“ mit Investmentfonds.

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