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Aktualisiert am 09.09.2022 - 11:22 Uhrin Stolls FondseckeLesedauer: 6 Minuten

Stolls Fondsecke Die besten Fondsmanager der Welt: Ole Nielsen mit Value-Trend zurück in der Erfolgsspur

Werbetafel der chinesischen Online-Handelsplattform JD.com in Peking
Werbetafel der chinesischen Online-Handelsplattform JD.com in Peking: Die Firma zählt zu den größten Fondspositionen im Nielsen Global Value | Foto: Imago Images / Kyodo News

Namen wie Warren Buffett, Benjamin Graham oder Charlie Munger lassen Anleger:innen aufhorchen. Die Investoren sind die populärsten Vertreter des Value-Investing. Buffetts einfache Faustformel: Günstige Perlen aufspüren und warten bis der Markt den wahren und viel höheren Wert seiner Investments erkennt. Der Star-Investor analysiert beim Kauf von Aktien aber nicht nur irgendwelche Zahlen, um von diesen auf unterbewertete Aktien zu schließen. Aus seiner Sicht muss vor allem das Geschäftsmodell einfach und verständlich sein. Er will es selbst verstehen können.

Doch nicht nur Einzelinvestor:innen, sondern auch ganze Unternehmen haben sich dem Value-Investing verschrieben: Tweedy Browne, Franklin Templeton, Acatis oder Dodge & Cox sind nur einige derer, die darauf aus sind, falsch bepreiste Firmen zu finden, deren Börsenwert eigentlich viel höher liegen müsste.

Value im Tal der Tränen

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Doch der Stil der Schnäppchenjäger zahlte sich lange Zeit nicht aus: Der Siegeszug wachstumsstarker Technologieaktien hat dem auf Bewertungen beruhenden Anlagestil den Glanz genommen. Value lief einfach schlecht. Seit 2014 entwickelte sich der MSCI World Value um rund 70 Prozentpunkte schwächer als der breite MSCI World, bei dem Technologiewerte eine tragende Rolle spielen.

Ein ähnliches Bild zeigte sich zu Beginn des Jahrtausends. Substanztitel waren damals wenig gefragt. Erst das Platzen der Dotcom-Blase brachte die Titel zurück in die Erfolgsspur. So gewann der auf preiswerte Aktien vertrauende Vontobel Fund – US Equity (ISIN: LU0035765741) des damaligen Managers Edwin Walzcak zwischen 2000 und 2002 mehr als 50 Prozent, während die von Anleger:innen favorisierten Wachstumsfonds deutlich verloren.

Trendwechsel voraus?

Für ein ähnliches Value-Comeback spricht diesmal das Verhalten der amerikanischen Notenbank. Das erwartete Ende der Anleihekaufprogramme und die in Aussicht gestellten Zinsschritte nach oben sorgten bereits in den vergangenen Monaten für eine Rotation hin zu Substanzwerten.

Auch über lange Zeiträume hat sich die Konzentration auf Substanzwerte als lukrativ erwiesen. In den vergangenen 45 Jahren lag die jährliche Überrendite von globalen Value-Werten im Vergleich zu einer marktneutralen Gewichtung bei rund 1 Prozent.

Ole Nielsen: Seit 36 Jahren erfolgreich im Geschäft

Davon profitiert auch Ole Nielsen. Ihn als alten Hasen zu bezeichnen, ist nicht untertrieben. Seine Karriere startete er 1983 im Bankenbereich. Bevor er im Jahr 2002 sein eigenes Unternehmen ins Leben rief, war er als Fondsmanager bei Nordea Asset Management und Sparinvest aktiv. Dort managte er mit großem Erfolg den Nordea European Value und den Sparinvest Global Value. Auf der Unternehmenswebsite der dänischen Nielsen Capital Management prangt der gesamte Track-Record des Dänen.  

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Das Jahr 2021 eingerechnet, erwirtschaftete Nielsen seit 1987 in Summe 3.220 Prozent für seine Anleger:innen. Das sind über 11 Prozent pro Jahr. Dem Weltindex zeigt er mit seiner Leistung die Rücklichter: Ein Investment auf den MSCI World schaffte im selben Zeitraum nur etwa 1.700 Prozent.

Wer Nielsen sein Geld anvertraut, sollte einen langen Anlagehorizont mitbringen, denn Schwächephasen gibt es durchaus. Zuletzt lief es jedoch richtig rund. Seit dem Corona-Tief hat sich der Preis des Nielsen Global Value (ISIN: LU0394131592) nahezu verdoppelt. Über drei Jahre gehört der Fonds zu den Besten der Peer-Group.

Konzentrierter Deep-Value Ansatz

Nielsen ist ein Anhänger der Deep-Value-Strategie, das heißt er investiert in nur wenige Titel, von deren Renditeaussichten er aber in besonderem Maße überzeugt ist. Das unterscheidet ihn von faktorbasierten Value-ETFs, die auf statistischen Merkmalen wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis beruhen und in vergleichsweise viele Titel investieren.

Nielsens Grund-Philosophie beruht auf den Prinzipien von Benjamin Graham. Ins Portfolio kauft der Manager nur Aktien mit einer Sicherheitsmarge (Margin of Safety), sprich wenn der Kurs einer Aktie nicht dem fairen Wert des Unternehmens entspricht. Nielsen steigt ein, wenn die errechnete Sicherheitsmarge mindestens 40 Prozent beträgt. Besonderen Wert legt er auf Wettbewerbsvorteile, ausgezeichnetes Management und eine hohe Bilanzqualität. Findet er keine Titel, die seinen Ansprüchen genügen, kann er das gesamte Fondsvolumen auch in Cash halten. Aktuell macht er aber nur wenig Gebrauch von der Option, die Cashquote bewegt sich bei 5 Prozent.

Top Branchen: Banken, Versicherungen und IT-Aktien

Seine Kriterien erfüllen derzeit vor allem Banken, Versicherungen und IT-Werte: „Wir konzentrieren uns auf Qualitätsunternehmen, die mit ihrem Geschäftsmodellen dauerhaft hohe Kapitalrenditen erwirtschaften und ihre freien Cashflows so reinvestieren, dass Sie auch zukünftig hohe Kapitalrenditen erwirtschaften können. Im Rohstoff-und Energiesektor finden wir solche Titel selten“, sagt Nielsen . Zu den Qualitätsunternehmen zählt er auch die Technologie-Giganten Alphabet und Metaplatforms, die im 56 Millionen großen Fonds Top-Positionen einnehmen. „Wir haben angesichts unserer Positionen im Tech-Sektor öfter zu hören bekommen, dass wir keine Value-Investoren mehr seien“, schreibt der Fondsmanager in einem seiner Berichte. Dabei folgt er gedanklich Warren Buffetts Prinzipien, interpretiert sie nur moderner. Denn: Die Online-Giganten verdienen Milliarden, ohne sich tausende Autos auf den Hof stellen zu müssen. Ein Bestand an physischen Gütern macht daher nicht zwingend ein Substanzunternehmen aus.

Große Position: Chinas Einzelhändler JD.com

Zugekauft hat Nielsen kürzlich beim Einzelhändler JD.com. Der chinesische Konzern ist mit 8 Prozent gewichtet und gehört zu den größten Fondspositionen: „JD.com hat unsere hohen Erwartungen hinsichtlich Umsatz und Gewinn mehr als erfüllt“, erklärt Nielsen. „Das Unternehmen konzentriert sich zunehmend auf eine höhere Profitabilität und will das durch zusätzliche Investitionen erreichen, was kurzfristig zu Lasten der verfügbaren Liquidität geschieht. Während wir als langfristige Investoren diese Strategie begrüßen, haben kurzfristig agierende Investoren die Aktie abgestraft.“

Als sehr profitabel stuft er auch die Admiral Group ein, eine britische Autoversicherung, die sich auf Kosteneffizienz und hohe Eigenkapitalquoten fokussiert und mit 10 Prozent seine größte Position ist. Geografische Schwerpunkte sind die USA (45 Prozent), Dänemark (15 Prozent) und China (9,5 Prozent).

Die Frage, ob Aktien nach der Corona-Rally teuer sind, beantwortet Nielsen so: „Generell sehen wir in sehr vielen Bereichen bereits hohe Bewertungen. Unsere Aktienpositionen sind per Definition nicht teuer und wir sind überzeugt, dass unser aktuelles unterbewertetes Aktienportfolio langfristig überdurchschnittliche Renditen für unsere Anleger erzielen wird.“ Ein Problem gibt es dennoch: „Aktuell finden wir angesichts der hohen Bewertungen von Qualitätsunternehmen eher keine geeigneten Kaufkandidaten.“

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Stand der genannten Fondsdaten: 21. Januar 2022.

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