LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 5 Minuten

Fondsmanager im Interview „Die Energiekrise könnte die Investitionen in Wasserstoff beschleunigen“

Marouane Bouchriha, Fondsmanager des Edmond de Rothschild SICAV Green New Deal
Marouane Bouchriha, Fondsmanager des Edmond de Rothschild SICAV Green New Deal: „Unser besonderes Augenmerk gilt den Sektoren, die von der derzeitigen Energiekrise profitieren könnten.“ | Foto: Edmond de Rothschild Asset Management

Herr Bouchriha, nachhaltige Fonds liegen voll im Trend. Was unterscheidet den EdR SICAV – Green New Deal von anderen Klimafonds?

Marouane Bouchriha: Unsere Strategie, die wir Mitte 2020 auf den Weg gebracht haben, basiert auf unserer Beobachtung der Treibhausgasemissionen in den verschiedenen Wirtschaftssektoren. Für jeden Sektor ging es in erster Linie darum, zu bestimmen, welche Aktivitäten „grün“ sind und welche Ziele erreicht werden sollen. Dabei stützen wir uns auf die EU-Taxonomie. So definierten wir die Strategie und das Anlageuniversum des EdR SICAV Green New Deal (ISIN: FR0013428927).

Der SRI-zertifizierte und nach Artikel 9 der Offenlegungsverordnung eingestufte Fonds verfolgt das Ziel des Pariser Abkommens, die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Wir investieren in die internationalen Aktienmärkte, indem wir Unternehmen auswählen, die mit dem Thema Klimawandel verbunden sind. Dabei verwenden wir unser eigenes ESG-Ratingmodell und die von dem unabhängigen Beratungsunternehmen zu Energie- und Klimafragen Carbone 4 erstellten Analysen zum CO2-Fußabdruck jedes Unternehmens.

Wir halten das Portfolio unter der 2-Grad-Marke, der MSCI World Index hat die 3,5-Grad-Marke zum Ziel. Der Fonds spiegelt unsere Überzeugung wider, dass die für die Bekämpfung des Klimawandels notwendige Energiewende nicht nur den Energiesektor grundlegend umgestalten, sondern auch viele andere Bereiche revolutionieren wird – beispielsweise Verkehr, Ernährung, Gesundheit und Technik.

Warum können sich Investments in Klimafonds auch für Anleger lohnen, die in erster Linie an hohen Erträgen interessiert sind?

Bouchriha: Unternehmen, die sich früh auf die Energiewende vorbereiten, könnten daraus als Gewinner hervorgehen. Wir gehen davon aus, dass die von uns ausgewählten Aktien vom Entstehen neuer Märkte profitieren werden. Diese bieten neue Wachstumsaussichten, sind offen für öffentliche und private Investitionsströme, ermöglichen steigende Margen sowie Renditen und bieten erhebliche Skaleneffekte durch Innovationen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Welche Branchen stehen bei Ihnen im Fokus?

Bouchriha: Wir verfolgen einen stark thematischen und sektorübergreifenden Ansatz. Die ausgewählten Titel lassen sich in drei große Kategorien einteilen: Core, also Pure Player, deren Tätigkeit mit der Energiewende verbunden ist. Enablers, die zum Wachstum nachhaltiger Branchen beitragen. Und Leaders of Tomorrow, die von diesem Wachstum profitieren werden. Der Fonds kann in ökologische Aktivitäten investieren, die zu einem der folgenden elf Ziele beitragen: Saubere Luft, nachhaltige Gebäude, nachhaltige Chemie, Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz, saubere Energie, Finanzierung der Energiewende, nachhaltige Mobilität, nachhaltige Ernährung, Gesundheit und Analyse sowie nachhaltige Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).

Die Sektoren Öl und Gas, Kohle, Luftverkehr und schwere Baumaterialien sind aus dem Portfolio ausgeschlossen, da sie unserer Ansicht nach nicht mit einem Szenario zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2 Grad Celsius vereinbar sind.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Unternehmen für den EdR SICAV Green New Deal aus?

Bouchriha: Ein Unternehmen muss drei Überprüfungen standhalten, um in das Portfolio aufgenommen zu werden. Zunächst kommt ein finanzieller Test: Gute Fundamentaldaten sind eine Voraussetzung. Zweitens muss das Unternehmen einem der elf Unterthemen entsprechen, die wir definiert haben. Und drittens wird analysiert, ob es die ESG-Standards (Umwelt, Soziales und Governance) erfüllt.

Für jedes Unternehmen wird eine eigene Analyse durchgeführt, um den „Green Share“ zu messen, also den nachhaltigen Anteil an seiner Tätigkeit, der entweder direkt oder indirekt zur Energiewende beiträgt. Um unsere starken Überzeugungen widerzuspiegeln, ist das Portfolio derzeit auf knapp 60 Unternehmen aus allen Wirtschaftssektoren fokussiert, die unsere elf Unterthemen abdecken.

Aktuell sind die Bereiche saubere Energie und Energieeffizienz am stärksten gewichtet. Wie kommt diese Zusammensetzung zustande und kann sie sich im Laufe der Zeit ändern?

Bouchriha: Das Thema Klimawandel war im Jahr 2020 wichtiger denn je, dementsprechend entwickelten sich auch die Bewertungen der Unternehmen, die am offensichtlichsten zum Kampf gegen die Erderwärmung beitragen. Hierzu zählen die Branchen erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge und sogar Wasserstoff. Natürlich ist es nach wie vor möglich, in jedem dieser Segmente interessante Akteure zu finden, die an der Spitze der Energiewende stehen. Wir sind jedoch der Meinung, dass es besser ist, sich in Unternehmen zu engagieren, die in der Wertschöpfungskette vorgelagert sind und von ähnlichen Wachstumstreibern sowie von einem größeren Neubewertungspotenzial profitieren.

Laut Internationaler Energieagentur (IEA) muss für jeden US-Dollar, der in erneuerbare Energien investiert wird, ein US-Dollar in das Stromnetz investiert werden. In diesem Sektor gibt es eine Vielzahl von Akteuren, die in den Bereichen Management, Technik und Wartung tätig sind. Sie wurden jedoch von den Investoren im Jahr 2020 im Hinblick auf ihre Bewertung vernachlässigt. Das Thema Energieeffizienz in Industriebetrieben folgt demselben Muster. Unseres Erachtens sind die Unternehmen der zweiten Reihe im grünen Wandel am interessantesten bewertet.

Welche Branchen beobachten Sie aktuell besonders aufmerksam? Können Sie konkrete Unternehmen nennen, die aus Ihrer Sicht interessant sind, es bisher aber noch nicht ins Portfolio geschafft haben?

Bouchriha: Unser besonderes Augenmerk gilt den Sektoren, die von der derzeitigen Energiekrise profitieren könnten. Diese Krise wird Investitionen in den Ausbau des Stromnetzes und eine dezentralere Energieerzeugung fördern. Unternehmen wie Quanta Services im Bereich der Netzwartung und Solaredge im Bereich der Solar-Wechselrichter für Privathaushalte sind mögliche Gewinner.

Aufgrund der überhöhten Bewertungen sind wir derzeit nicht in reinen Wasserstoffunternehmen engagiert. Die aktuelle Energiekrise könnte jedoch die Investitionen in Wasserstoff beschleunigen, insbesondere in Deutschland. Das ist also auch ein Bereich, den wir genauer unter die Lupe nehmen. Unternehmen wie Siemens Energy oder Enapter zeigen ein hohes Engagement für die Wasserstoffentwicklung in Deutschland.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion