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ESG-Investmentstratege im Interview „Die Gefahr einer generellen ESG-Blase besteht nicht“

Carlo Funk, EMEA Head of ESG Investment Strategy bei State Street Global Advisors
Carlo Funk, EMEA Head of ESG Investment Strategy bei State Street Global Advisors: „Der Ton in Bezug auf Nachhaltigkeit ändert sich zum Positiven, was die breite Adaption weiter fördert.“ | Foto: State Street Global Advisors

Herr Funk, mit Blick auf die Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft hieß es zuletzt immer wieder: Zu wenig, zu langsam. Inwiefern beschleunigen Regulierungen und Politik die weltweite Einführung von ESG-Investitionen?

Carlo Funk: Regulierungen und Politik stellen einen absoluten Beschleuniger dar. Selbst Investoren, die sich vorher aus intrinsischen Gründen nicht mit dem Thema auseinandergesetzt oder vielleicht sogar abgelehnt haben, werden gezwungen, sich mit dem Thema ESG zu beschäftigen. Weiterhin ändert sich der generelle Ton in Bezug auf Nachhaltigkeit im Investitionskontext hin zum Positiven, was die breite Adaption weiter fördert – und eine Biden-Administration in den USA wird hier auch zusteuern.

Die EU setzt sich für eine nachhaltigkeitsorientiertere Kundenberatung in der Finanz- und Versicherungsbranche ein. Zugleich wird mit der EU-Taxonomie-Verordnung nun europaweit definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten sich nachhaltig nennen dürfen. Welche Rolle spielen die neuen EU-Vorschriften für nachhaltige Geldanlage?

Funk: Die EU-Vorschriften spielen eine zentrale Rolle. Mit mehr Transparenz wird in Europa das Verständnis im Hinblick auf ESG-Investments und damit auch die Investition in ESG-Investments zunehmen. Darüber hinaus wird dies auch auf globaler genau beobachtet.

Was hat sich an der Verfügbarkeit und Bereitstellung von ESG-Daten zum Besseren geändert? Könnten Sie hierzu ein Beispiel geben?

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Funk: Als erstes ist hier die „Coverage“ in Bezug auf ESG-Daten zu nennen. War es vor nicht allzu langer Zeit noch problematisch, ESG-relevante Informationen für einen relativ signifikanten Teil des globalen Investmentuniversums zu bekommen, ist dies heute für die meisten gängigen Investmentuniversen kein Thema mehr. Außerdem verbessern sich die Firmen laufend, um ESG-relevante Daten zur Verfügung zu stellen. Dies ist noch lange nicht ideal und die Offenlegung muss sich noch weiter verbessern, aber positive Trends sind zu erkennen. Das macht die ESG-Daten insgesamt auch genauer.

Sie sind ausgewiesener Spezialist: Was hat es mit der Neubewertung des ESG-bezogenen Tracking-Errors auf sich?

Funk: In dem Moment, in dem die Integration von ESG-Daten – sei es in Form von Ausschlüssen, ESG-Rating-Integration oder Integration von speziellen Klimadaten – ein expliziter Teil der Portfolioallokation wird (vor allem im Indexbereich), „entfernt“ man sich von der ursprünglichen Standard-Benchmark. Ein Messwert, der solche Abweichungen greifbar machen kann, ist der Tracking-Error; in erster Linie ein Parameter der Risikomessung. Eine Neu-Allokation, die sich aus einer ESG-Daten-Integration ergibt, führt also zwangsläufig zu einem Tracking-Error. Jedoch wird meiner Ansicht nach der mit einer ESG-Integration einhergehende Tracking-Error immer öfter als eine Art „nötiges Mittel zum Zweck“ akzeptiert. Weiterhin sehen mehr und mehr Investoren ESG-Integration als Chance – was der Akzeptanz von mehr Tracking-Error zur Standard-Benchmark ebenso zuträglich ist.

Letzte Frage: Wasserstoff-Aktien explodieren, viele Star-Investoren raten zu Investments in Nachhaltigkeit: Wie können sich Anleger vor einer grünen Blase schützen?

Funk: Nachhaltigkeit hat sehr viele Facetten und lässt sich nicht pauschal auf ein einziges Thema herunterbrechen. Insgesamt wird das Thema Nachhaltigkeit im Markt auf unterschiedlichste Art und Weise angegangen, sodass es hier keine „One Size Fits All“-Lösungen gibt. Daher glaube ich nicht, dass die Gefahr einer generellen ESG-Blase besteht.

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