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Pilnys Asia Insights Die grüne (R)evolution in China und welche Chancen sie Anlegern bietet

Solarmodule in der Nähe von Xiamen, einer Hafenstadt im Osten Chinas
Solarmodule in der Nähe von Xiamen, einer Hafenstadt im Osten Chinas: Im vergangenen Jahr wurden im Land rund 90 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien investiert. In den USA waren es lediglich etwa 59 Milliarden US-Dollar | Foto: IMAGO / agefotostock

Bisher wurde Umweltschutz als Luxus betrachtet: Gesellschaften leisten ihn sich, wenn sie bereits reich geworden sind. Das zeigt sich beim Blick auf die USA, verschiedene europäische Länder sowie Japan. In China wiederum ist das anders.

Das Land hatte bei seinem kometenartigen Aufstieg stets eines im Sinn: Früh reich werden, bevor es zu alt ist. Der Umweltaspekt spielte dabei eine eher untergeordnete Rolle. Gleichwohl findet aber bereits ein Umdenken statt – also noch bevor sich China Umweltschutz wirklich leisten kann.

Umweltschäden kosten Milliarden

Dieser Sinneswandel hat gute Gründe: China war in den vergangenen 30 Jahre wirtschaftlich äußerst erfolgreich. Das hatte jedoch einen hohen Preis: Es führte zu einer toxischen Mischung aus starker Luftverschmutzung, der Kontamination von Böden und ausgetrockneten Wasseradern. Die Umweltverschmutzung kostete in den vergangenen zehn Jahren rund 10 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsproduktes, wobei mit 6,5 Prozent die Luftverschmutzung an der Spitze steht. Die Kosten der Bodenbelastung werden auf rund 1,5 Prozent geschätzt.

Seit die Auswirkungen nicht mehr zu übersehen sind und auch die eigentlich unpolitische Mittelschicht in China erbost darauf reagiert, hat das Umweltthema bei der Regierung höchste Priorität. Wirtschaftswachstum ist aus ihrer Sicht nicht mehr der alleinige Garant für politische Stabilität: Eine gesunde und intakte Umwelt wird als wichtig für den sozialen Frieden und für die wirtschaftliche Entwicklung erachtet. Die chinesische Regierung hat erkannt, dass sie die Umwelt schützen muss. Und zwar jetzt.

Für das Land ist das eine monumentale Herausforderung: Schätzungen zufolge müssen jährlich 600 Milliarden US-Dollar in die Wiederherstellung und den Schutz der Umwelt, erneuerbare Energien, Energieeffizienz und nachhaltige Transportsysteme investiert werden. Nur 15 Prozent davon stammen derzeit aus privaten Quellen, sodass der öffentliche Finanzbedarf gigantisch ist.

China muss deshalb sein Finanzsystem so umgestalten, dass es private Investitionen nach Kräften unterstützt. Schon aufgrund seiner schieren Größe und globalen Bedeutung kommt dem Land dabei eine Vorreiterrolle zu.

China verpflichtet sich zur CO2-Neutralität

Als weltweit größter CO2-Emittent hat sich China 2020 bei der 75. Generalversammlung der Vereinten Nationen dazu verpflichtet, bis 2060 CO2-neutral zu werden. Als global gesehen größter Nutzer fossiler Brennstoffe und größter Automobilmarkt stellt das Reich der Mitte auf erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge um.

2021 hat das Land das weltweit größte CO2-Handelssystem eingeführt und ist der größte Produzent von Wind-, Solar- und Wasserkraft. Anfang 2022 wird es bereits mehr Kapazitäten aus nicht-fossilen Brennstoffquellen als aus kohlebefeuerten Quellen installiert haben.

Die internationale Energieagentur (IEA) hat für China einen Fahrplan zur Klimaneutralität ausgearbeitet. Solarenergie soll demnach ab 2045 die Nummer Eins sein und der Kohleverbrauch bis 2060 auf ein Drittel schrumpfen. Nötig sind mehr Effizienz und ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien – auch mit Hilfe von Technologien, die es heute noch gar nicht gibt. China ist bestrebt, den Übergang sogar noch schneller zu schaffen. So wurde das Ausphasen von Verbrennungsmotoren beschlossen. Bis 2025 müssen 20 Prozent, zehn Jahre später 50 Prozent der verkauften Neufahrzeuge über alternative Antriebstechnologien verfügen.

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Chancen für grüne Unternehmen und ihre Investoren

Chinas ehrgeizige Pläne bieten erhebliche Chancen für die am Wandel beteiligten Unternehmen sowie für Investoren. Doch China muss seine Wirtschaft umstrukturieren, was mit massiven Ausgaben verbunden ist. Die jährlichen Kosten in den kommenden vier Jahrzehnten werden auf mindestens 163 Milliarden US-Dollar veranschlagt.

Notwendig sind daher entsprechende Investitionen, auch ausländische, in das wachsende Universum von chinesischen Unternehmen aus grünen Branchen. China gehört bereits zu den globalen Marktführern bei der Produktion von Batterien sowie Wind- und Solarenergieanlagen. Wasser-, Luft- und Bodenaufbereitung stehen genauso im Fokus wie Abfallbehandlung, Energierückgewinnung und Reduktion der Kohlenstoffintensität.

Im Jahr 2019 beliefen sich die Investitionen in erneuerbare Energien weltweit auf rund 302 Milliarden US-Dollar. China investierte mit rund 90 Milliarden US-Dollar den größten Anteil. In den USA waren es hingegen rund 59 Milliarden US-Dollar.

China asiatischer ESG-Vorreiter

China entwickelt sich zu einem Vorreiter bei den Standards für Umwelt, Soziales und verantwortliche Unternehmensführung (ESG) in Asien und will im Rahmen seiner 14. Fünfjahresplanperiode die Bemühungen weiter verstärken. Das Bewusstsein für und die Umsetzung von ESG-Standards ist stark gewachsen. Auch die Aufnahme von chinesischen A-Aktien in den Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets im Jahr 2018 führte bei chinesischen Regulierungsbehörden und börsennotierten Unternehmen zu erheblichen Verbesserungen.

Seit 2006 fördern die Börsen in Shanghai und Shenzhen die Offenlegung von ESG-Informationen. Seit 2019 werben die China Securities Regulatory Commissions (CSRC) und die Shanghai Stock Exchange für neue ESG-Richtlinien. Im Mai 2021 folgte das Ziel der chinesischen Regulierungsbehörden, dass börsennotierte Unternehmen in ihren Jahres- und Halbjahresberichten verpflichtende ESG-Offenlegungen machen müssen.

Schon jetzt ist das Interesse der Investoren an nachhaltigen Investments und Finanzierungen stark gestiegen.

Während Chinas 13. Fünfjahresplanperiode (2016-2020) wurde eine Reihe von ESG-Indizes und Investmentstrategien neu aufgelegt. Die Zahl der pan-ESG-Indizes ist in diesem Zeitraum um 34 Prozent und die Zahl der pan-ESG-Investmentfonds um 79 Prozent gestiegen. Die Zahl der pan-ESG-Aktienindizes, die A-Shares abbilden, ist auf 52 gewachsen.

Auch wenn die chinesische Regierung vielleicht schärfer vorgeht als andere und die Marktteilnehmer von den jüngsten Regulierungsschritten überrascht wurden: Die Maßnahmen zur Verringerung der Ungleichheit, zur Ankurbelung der Geburtenrate, zur Abschaffung von Monopolen und zur Verbesserung des Wohlergehens der Arbeitnehmer sind insgesamt eher positiv zu bewerten. Sie stellen sozusagen das „S“ in ESG dar – der Markenkern der Kommunistischen Partei Chinas.

Es ist noch ein langer Marsch, aber China ist auf dem richtigen Weg.

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