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Die grüne Welle des Wachstums Die Jagd nach Rendite geht weiter

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Von den Megatrends zum Sechsten Kondratieff

Wie die vergangenen Kondratieff-Wellen so wird auch die sechste Welle von den Knappheitsfaktoren vorangetrieben. Bestimmend dafür sind diese sich fortentwickelnden Megatrends:

  1. Die demografische Entwicklung: Die Weltbevölkerung wird älter und wächst weiter. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird sie bis 2050 von derzeit knapp 7,5 Milliarden auf dann 10 Milliarden Menschen anwachsen – 2100 sollen es schon 11 Milliarden Einwohner sein.
  1. Klimawandel: Es muss global zu einer Aussöhnung von Ökologie und Ökonomie kommen. Noch lebt die Menschheit über ihren Verhältnissen, wie der Verbrauch an Bio-Kapazität und der CO2-Fußabdruck zeigen.
    Die ärmeren Teile der Weltbevölkerung schließen in verschiedenen Bereichen zu den wohlhabenderen auf. Der Nachholbedarf äußerst sich in einem geänderten Nachfrageverhalten. Dabei wird durch den Klimawandel immer deutlicher: Auch „Umwelt“ ist eine Ressource und zwar eine, die immer knapper wird. Nach Berechnungen des „Global Footprint Network“ übertrifft der ökologische Fußabdruck der Menschheit bereits seit den frühen 1970er-Jahren die jährlich neu zur Verfügung gestellte Biokapazität. Das bedeutet: Wir verbrauchen derzeit das 1,7-Fache der an Biokapazität, die uns die Erde zur Verfügung stellt. Tendenz: Weiter steigend.
  1. Digitalisierung: Diese zeigt sich anhand einer zunehmenden Durchdringung von Robotern und künstlicher Intelligenz in der Produktion und auch im Alltag.

Die grüne Welle des Wachstums

Die Entwicklungen zeigen: Der nächste Engpass betrifft die Umwelt. Er treibt den Sechsten Kondratieff an, bei dem es um die Umgestaltung der Ökonomien auf nachhaltiges Wachstum gehen wird. Denn spätestens mit dem Klimawandel ist deutlich geworden: Umwelt selbst ist ein knappes Gut und der Schlüsselfaktor für die Zukunft der Menschheit. Deshalb wird Umwelttechnologie den Umgestaltungsprozess mittels Digitalisierung vorantreiben – und dabei wird es „smart“ zugehen.

Smarte Logistik: Wenn ein Versandhändler in weniger als 24 Stunden einen bestellten Artikel ausliefert, dann ist das Logistik in Bestform. Bestellverhalten und Warenbestände werden aufeinander abgestimmt. Im weiteren Kontext geht es aber auch um den Verkehrsfluss.

Smarte Städte: Der Ruf der Großstadt hat magische Anziehungskraft. Seit 2017 leben mehr Menschen in Städten als außerhalb. Eine der Herausforderungen: Den Verkehr klüger zu steuern. Doch es geht um mehr, nämlich um die Versorgung mit Energie und Gütern jeglicher Art.

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Denn: „Smart Cities“ sind nicht nur hoch vernetzte Städte. Es sind auch Städte, die ihre Energie selbst produzieren und verteilen. Gebäude werden also zu Mini-Kraftwerken für regenerative Energie.

Außerdem sollten Städte zu Grünzonen werden, da auf Gebäudedächern ebenfalls Nahrung wachsen kann. Wenn Nahrungsmittel dort produziert werden, wo auch die Nachfrage ist, dann müssen sie weniger transportiert werden und dadurch verringert sich auch der Energieverbrauch.

Smarte Netze: Diese „klugen“ Städte können zu wichtigen Knotenpunkten in „klugen“ Netzen werden. Zum Beispiel bei der Stromversorgung. Wenn die regenerative Energie mehr zur Deckung des Energiebedarfs beiträgt, wird die Produktion schwieriger zu planen und muss dezentraler erfolgen. Denn Windenergie entsteht eben nicht immer dann, wenn sie gebraucht wird. Und auch die Sonne richtet sich nicht danach, ob die Industrieproduktion gerade unter Volldampf steht.

Smarte Landwirtschaft: Auch die Landwirtschaft wird durch künstliche Intelligenz produktiver und ressourcenschonender. So sind bereits Drohnen im Einsatz, die große Felder überfliegen können. Sie erkennen, wo welcher Schädlingsbefall vorliegt und können diesen anschließend punktgenau bekämpfen. Verringerung der Spritzmittel: Knapp 90 Prozent. Weitere Beispiele: Eine Satelliten-gestützte Bewässerung ermöglicht eine gezielte Wasserzufuhr – trockene Stellen könnten aus größter Höhe erkannt werden.

Investitionsbedarf ist immens

Doch der Bedarf an Kapital allein für die Umstellung auf eine nachhaltige Energieversorgung ist enorm. Die International Renewable Energy Agency (IRENA) schätzt, dass für ihr „Transforming Energy Scenario“ (TES) bis zum Jahr 2030 ein Investitionsbedarf von insgesamt 60 Billionen US-Dollar besteht. 

Auch die Europäische Union (EU) hat große Pläne. Um allein in der EU bis 2030 die drei Klima- und Energieziele zu erreichen, bedarf es 175 bis 270 Milliarden Euro, so die Einschätzungen der Europäischen Investitionsbank (EIB). Die drei Ziele umfassen: Verringerung der CO2-Emissionen um 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990; Energieeinsparungen um ein Drittel des heutigen Verbrauchs; Bedarfsdeckung des Energieverbrauchs zu mindestens 32 Prozent aus erneuerbaren Energien. Mit ihrem Klimaplan vom September 2020 hat die EU-Kommission ihre Ziele nochmals verschärft. Die CO2-Emissionen sollen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 verringert werden.

Mit dem „Green New Deal“ als Antwort auf die konjunkturellen Folgen der Corona-Pandemie setzt die Europäische Union noch eins drauf. Bis 2050 sollen in der EU keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr freigesetzt werden. Eine Billion Euro wurden dafür bis 2030 im EU-Haushalt eingeplant.

Für das Erfüllen der 17 „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ („Sustainable Development Goals“) rechnen die Vereinten Nationen mit einem jährlichen Investitionsbedarf von 5 bis 7 Billionen US-Dollar.

Die innovativen Technologien für den Wandel wie beispielweise künstliche Intelligenz, wie sie Kondratieff einfordern würde, sind größtenteils bereits vorhanden. Wie lange der fünfte Kondratieff-Zyklus allerdings noch dauert ist ungewiss.

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