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Aktualisiert am 12.05.2021 - 08:01 Uhrin NewsLesedauer: 4 Minuten

Schwellenländer Die Zeit zum Einstieg ist (noch) günstig

Taiwans Hauptstadt Taipeh mit ihrem Wahrzeichen Taipei 101 im Hintergrund
Taiwans Hauptstadt Taipeh mit ihrem Wahrzeichen Taipei 101 im Hintergrund: 2020 wies das Land trotz Corona ein Wirtschaftswachstum von mehr als 3 Prozent auf | Foto: IMAGO / robertharding

Bis die deutsche Wirtschaftsleistung ihr Vorkrisenniveau wieder erreicht hat, dürfte es nach Einschätzung des Bundesfinanzministeriums noch bis Mitte 2022 dauern. Andere Länder sind in dieser Hinsicht bereits deutlich weiter, darunter China, Taiwan und Südkorea – drei Länder, die mehr als 65 Prozent des globalen Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets ausmachen. „Wir rechnen damit, dass die gesamtwirtschaftliche Aktivität ihrer Volkswirtschaften schon im zweiten Quartal 2021 wieder ein normales Niveau erreichen kann. China und Taiwan gehören in der Tat zu den wenigen Ländern, in denen das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts 2020 positiv war“, sagt Luke Barrs, Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management EMEA bei Goldman Sachs Asset Management.

Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) wuchs die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent, in Taiwan stieg die Wirtschaftsleistung sogar um 3,1 Prozent. In Südkorea hielten sich die Verluste mit einem Minus von 1 Prozent in Grenzen. Zum Vergleich: Die europäische Wirtschaft schrumpfte um 5,8 Prozent.

Synchrones Wachstum voraus

2021 rechnen die Experten von Goldman Sachs Asset Management mit einer synchronen konjunkturellen Erholung in den aufstrebenden Volkswirtschaften. In Ländern, die von der Pandemie stärker betroffen waren oder noch sind – darunter der Großteil Lateinamerikas, Russland und insbesondere Indien – werden Pandemiemanagement und Impfungen voraussichtlich Erholung bringen und die Konjunktur stützen. Insgesamt rechnet der IWF für die Schwellenländer 2021 mit einem Wachstum von 6,7 Prozent, für die entwickelten Volkswirtschaften prognostiziert er ein Plus von 5,1 Prozent. 

Auch wenn man vor neuen Pandemie-Wellen auf der Hut sein müsse: „Erwartungen zufolge werden nahezu alle 27 Schwellenländer zum ersten Mal seit der globalen Finanzkrise ein positives reales BIP-Wachstum erzielen“, sagt Barrs. Dazu komme, dass die Regierungen in vielen entwickelten Ländern konjunkturstützende Maßnahmen wie Arbeitslosenunterstützung oder Kurzarbeiterprogrammen auf den Weg gebracht haben, während die Regierungen der Schwellenländer im Großen und Ganzen zurückhaltender waren. „Die Inflation ist dank einer Kombination aus einer massiv gesunkenen Nachfrage und fehlenden Möglichkeiten für Konsumausgaben zahm. Der Rückgang der Importe dagegen hat zu einer Verbesserung der Leistungsbilanzen einiger Länder beigetragen“, stellt Barrs fest. „Wir gehen davon aus, dass die Geld- und Fiskalpolitik in den meisten Schwellenländern 2021 konjunkturunterstützend bleiben werden.“

Exportverflechtungen – auch auf Innovationsebene

Zudem dürften die Exporte der Schwellenländer von der allmählichen Erholung der wirtschaftlichen Aktivitäten in den Industrieländern profitieren. „In vergangenen Konjunkturzyklen wäre eine Exporterholung in erster Linie von den rohstoffintensiven Branchen ausgegangen“, sagt der Experte von Goldman Sachs Asset Management. „Mittlerweile machen diese Sektoren jedoch nur noch etwa 15 Prozent des MSCI Emerging Markets aus.“ Am meisten steigen dürfte nach Einschätzung Barrs‘ der Bedarf an Halbleitern. „Wir erleben einen sprunghaften Nachfrageanstieg durch das mobile Arbeiten, zu dem auch langfristige Trends in den Bereichen 5G-Infrastruktur, Rechenzentren, Automatisierung und künstliche Intelligenz beitragen.“ Dies schaffe ein günstiges Umfeld für eine Erholung des Gewinnwachstums von dem schwachen Niveau der vergangenen beiden Jahre.

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Bewertungen erhöht – aber aus guten Gründen

Beim Blick auf die Aktienbewertungen zeigt sich, dass die auf den Gewinnschätzungen für das kommende Jahr basierenden Kurs-Gewinn-Verhältnisse deutlich angezogen haben. Dafür sind laut Luke Barrs drei Faktoren ausschlaggebend:

  1. Weil das derzeitig extreme Niedrigzinsumfeld noch auf absehbare Zeit anhalten wird, hält er es nicht für unangemessen, dass wachstumsstarke Vermögenswerte höher als in der Vergangenheit gehandelt werden.
  1. Schwellenländer sind heute stärker binnenorientiert und weniger von Rohstoffen abhängig als in früheren Zyklen. Dafür haben hochwertige beziehungsweise wachstumsstarke Konsum- und Technologieunternehmen heute eine Gewichtung von mehr als 50 Prozent im MSCI Emerging Markets, nachdem dieser Anteil 2008 noch bei 30 Prozent lag. Aus Sicht der Experten von Goldman Sachs Asset Management ist der historische Durchschnitt dadurch verzerrt und die aktuellen Bewertungen scheinen auf sektorbereinigter Basis attraktiv.
  1. Der Gewinneinbruch 2020 und die daraus resultierende niedrige Vergleichsbasis werden voraussichtlich dazu führen, dass das Gewinnwachstum 2021 und 2022 über dem Trend liegt – was die KGVs eventuell nicht vollständig widerspiegeln. Die relativen Bewertungen sind überzeugend. Das für 2021 für die Schwellenländer prognostizierte Gewinnwachstum von rund 30 Prozent und mehr liegt deutlich über den Prognosen für die Industrieländer. Wenn man bedenkt, dass die Fundamentaldaten eines Unternehmens in der Regel etwa 85 Prozent der Performance von Schwellenländeraktien über einen Zeitraum von zehn Jahren erklären, stellt dies einen interessanten Einstiegspunkt in die Anlageklasse dar.

Bereits seit November verzeichnen Schwellenländeraktien Kapitalzuflüsse in Rekordhöhe. Anleger gleichen weiterhin ihre Untergewichtungen aus. Ist der richtige Einstiegszeitpunkt also schon vorbei? Luke Barrs: „Selbst wenn Anleger mit ihrer Gewichtung auch nur zu den historischen Durchschnitten zurückkehren, würde der Großteil der Zuflüsse noch vor uns liegen.“

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