Sven Stoll
12.01.2022

Steigende Preise Diese Fonds versprechen Schutz vor der Inflation

Strompreisschock zum Jahresende
Strompreisschock zum Jahresende: An der Börse wird der Saft aus der Steckdose auf Rekordniveau gehandelt. Auch die Preise anderer Rohstoffe haben sich spürbar verteuert
© Imago Images / photothek

Wer wissen will, wie Geldentwertung funktioniert, der schaue auf das Dilemma am Strommarkt. Enorme Preiserhöhungen sind bei Energieversorgern aktuell die Regel – Obergrenzen scheint es nicht zu geben. Innerhalb nur eines Jahres ist der Börsenstrompreis um satte 460 Prozent gestiegen. An den Spotmärkten bewegen sich die Preise für eine Megawattstunde normalerweise um die 200 Euro. Am 21. Dezember 2021 kletterte der Preis jedoch auf 620 Euro pro Megawattstunde. Seitdem ging es zwar auch wieder etwas nach unten, die Preiserhöhungen der Stromanbieter sind dennoch erheblich und treffen vor allem Neukunden hart.

Inflation: Wiederholt sich die Geschichte?

Doch das ist nicht das einzige Beispiel: Auch Baustoffe wie Holz, Erdöl, Stahl oder Dämmmaterialien verteuerten sich im abgelaufenen Jahr um bis zu 80 Prozent. Für viele Lebensmittel und Dienstleistungen mussten die Menschen in Summe deutlich mehr Geld ausgeben. Im Dezember 2021 stiegen die Verbraucherpreise dem Statistischem Bundesamt zufolge insgesamt um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die lockere Geldpolitik der Notenbanken schürt gerade hierzulande Inflationsängste und weckt böse Erinnerungen: Fast 100 Jahre ist es her, dass Deutschland die dramatischste Geldentwertung seiner Geschichte erlebte. Das Deutsche Reich stand 1923 wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. Der Versuch, die hohen Kriegsschulden aus der Notenpresse zu bezahlen mündete im Teufelskreis der Hyperinflation. Immer mehr Geld war bald immer weniger wert, Preise und Löhne explodierten. Wer seinen Lohn nicht gleich nach Erhalt wieder ausgab, konnte sich bereits Tage später kaum mehr etwas davon kaufen. Auch heute erregt die Geschwindigkeit der Preissteigerung Besorgnis. Immerhin bewegte sich die Inflation vor Jahresfrist noch im negativen Bereich. Die EZB wird zwar nicht müde zu beteuern, dass die Geldentwertung nur vorrübergehender Natur sei. Woher Präsidentin Christine Lagarde ihren Optimismus schöpft, bleibt jedoch unklar.

Internationale Fondsmanager:innen sehen in der Inflation hingegen das größte Risiko für die Finanzmärkte. Das ist das Ergebnis der aktuellen monatlichen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America. Fast die Hälfte der Befragten sieht die Inflation als größte potenzielle Gefahr für die Kapitalmärkte. Bei der Umfrage wurden 380 Investor:innen befragt, die zusammen rund 1,2 Billionen US-Dollar verwalten.

Konsumaktien gegen Inflation

Mit welchen Investments können Anleger:innen der Geldentwertung begegnen? Klassische Sparprodukte bieten schon lange keinen Schutz mehr, vielmehr fressen Negativzinsen und Inflation das Vermögen immer weiter auf. Profitieren können dagegen diejenigen, die ihr Geld cleverer angelegt haben. Denn: Die einzige Möglichkeit, sein Erspartes zu erhalten, besteht darin, es so zu investieren, dass die Rendite zumindest die Inflation ausgleicht – im Idealfall springt sogar noch etwas mehr heraus.

Langfristig kann das durch Investitionen in Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder auch Rohstoffe, deren Preise mit der Inflation steigen, gelingen. Gerade bei Aktien sind jedoch ein langfristiger Anlagehorizont, die richtige Wertpapierauswahl und gute Nerven entscheidend.

Vermögensverwalter und Fondsmanager Bert Flossbach empfiehlt in seinem Blog Allwetterunternehmen, die über hervorragende Produkte, eine starke Wettbewerbsposition, Preismacht und hohe Profitabilität verfügen, da diese besser in der Lage sind, mit steigenden Kosten umzugehen als anfällige Unternehmen, die wenig profitabel sind und einen Schuldenberg mit sich schleppen.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

In die Kategorie der Allwetterunternehmen fallen etwa Firmen aus dem Bereich Konsumgüter, die der Xtrackers MSCI World Consumer Discretionary UCITS ETF (ISIN: IE00BM67HP23) ins Visier nimmt.

Unter den Top-Positionen befinden sich bekannte Namen wie LVMH, Nike, McDonalds oder Toyota. Die Konzerne haben nicht nur einige starke Marken im Angebot, sondern punkten auch mit hohen Marktanteilen. Mit einem Plus von 412 Prozent über zehn Jahre mussten sich investierte Anleger:innen bisher keine Sorgen hinsichtlich der Geldentwertung machen.

Multi-Asset-Mix gegen die Inflation

Zahlreiche Expert:innen favorisieren 2022 Substanzwerte mit günstiger Bewertung. „Vieles spricht dafür, dass Value-Aktien 2022 besser laufen sollten“, meint etwa Stefan Breitner, Leiter des Bereichs Research & Portfoliomanagement der Fondsgesellschaft DJE in seinem Marktausblick.

Stefan Walder, Fondsmanager bei VAA Value Advisors, stellt in seiner aktuellen Studie über Value-Aktien fest, dass entsprechende Unternehmen in Phasen hoher Inflation wie 1975 bis 1990 den Gesamtmarkt deutlich hinter sich gelassen haben. Dabei ist interessant, dass vor allem Rohstoffaktien bei hoher Teuerung nicht zu schlagen waren. Sie gelten aufgrund steigender Preise als möglicher Profiteur anhaltender Inflation. So schreiben die US-Ölriesen Exxon und Chevron die höchsten Quartalsgewinne seit langem, verdienen so gut wie seit Jahren nicht mehr und schütten Dividenden in Milliardenhöhe an ihre Aktionär:innen aus.

Peter Frech und Livio Arpagaus setzen beim Quantex Multi Asset Fund (ISIN: LI0580516883) auf ihre bewährte Value-Strategie sowie eine Kombination aus Terminkontrakten in Rohstoffe, Goldbarren und festverzinsliche Anlagen. „Unser Fonds bietet Inflationsschutz, partizipiert an den Aktien- und Rohstoffmärkten mit regelmäßigem Rebalancing und richtet sich an Investoren mit mittlerer Risikoneigung“, schreibt Peter Frech auf der Homepage.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Mit ihrem Aktienfonds, dem Quantex Global Value (ISIN: LI0042267281) sind die Schweizer bereits seit vielen Jahren sehr erfolgreich. Gelungen ist das mit klassischen Value-Titeln, die bevorzugt in Krisen ins Portfolio gekauft werden. Laufen die Märkte gut, investiert das Duo dagegen verstärkt in Qualitätstitel.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Zur aktuellen Situation konstatiert Frech in seinem Anlegerbrief: „Angesichts völlig überbordender Fiskaldefizite und einem anhaltenden politischen Konsens, dass für den Krieg gegen das Virus oder den Klimawandel keine Kosten gescheut werden dürfen, erachten wir die Gefahr einer anhaltenden Hochinflation für sehr real. Da der Markt nicht daran glaubt, müssen wir für ein entsprechend inflationssicheres Portfolio keine Prämien bezahlen, sondern bekommen es weiterhin zu einem Discount.“

Große Aktienpositionen im Fonds sind British-American Tobacco, Total Energies und Novartis. Seit Auflage vor genau einem Jahr erwirtschaftete das Fondsmanagement bis dato ein Plus von 18 Prozent.

Mit Betongold verdienen

Gerade in Krisenzeiten schwören viele Anleger:innen auf „Betongold“, soll es doch als klassischer Sachwert vor der Geldentwertung schützen. In Deutschland sind die Immobilienpreise im vergangenen Jahrzehnt deutlich gestiegen. Besonders in Großstädten kletterten die Preise rasant, weil die Nachfrage von Hinzuziehenden das Angebot deutlich überstieg. Bei steigender Inflation gehen tendenziell auch die Mieten in die Höhe. Im jetzigen Umfeld können Besitzer:innen von Immobilien und Immobilienunternehmen also mehr Geld verdienen. Der direkte Hauskauf erfordert allerdings hohe Investitionssummen, so dass er sich für die meisten privaten Anleger:innen nicht als Beimischung eignet.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Populär sind in Deutschland deshalb seit rund 60 Jahren offene Immobilienfonds wie der hausinvest (ISIN: DE0009807016), der bereits für geringe Summen erhältlich ist. Die Rendite des Klassikers ist mit 2,1 Prozent im vergangenen Jahr allerdings spärlich und gleicht die Inflation nicht aus. Zudem sind Anleger:innen an lange Haltefristen gebunden, die den Fonds im Zuge der Finanzkrise aufgrund von Liquiditätsproblemen auferlegt wurden.

Dagegen zahlt sich der Kauf eines Immobilienaktienfonds langfristig aus und bringt entscheidende Vorteile: Die Chance auf mehr Rendite, tägliche Liquidität und globale Diversifizierung. Der Haken: Ohne die aktienüblichen Schwankungen geht es auch hier nicht.

Mit dem Nordea 1-Global Real Estate (ISIN: LU0705259769) können Anleger:innen von den Chancen, die die Immobilienbranche auf der ganzen Welt bietet, profitieren. Dafür hat die finnische Fondsgesellschaft Nordea das Management der New-Yorker Beratungsgesellschaft Duff and Phelps übertragen. Manager Geoffrey Dybas setzt auf stark wachsende Trends wie etwa den Boom in der Logistik. Denn seit der Pandemie blüht der Onlinehandel und mit ihm die Nachfrage nach Lagerhallen. Leerstände gibt es kaum noch. Davon profitiert Prologis, ein weltweit führender Spezialist für Lagerimmobilien und Dybas größte Fondsposition.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Auch der Wohnsektor spielt eine große Rolle im Fonds und wird neben der deutschen Vonovia mit der US-amerikanischen Immobilieninvestmentgesellschaft AvalonBay abgedeckt. Der Mangel an Wohnimmobilien in den USA führt zwangsläufig zu stark steigenden Preisen.

Die Rendite des Fonds spricht für sich. In den vergangenen zehn Jahren wäre ein Ausgleich etwaiger Inflation mit einem Plus von fast 11 Prozent pro Jahr locker drin gewesen.

Goldpreis schwächelt trotz Inflation

Als Krisenwährung und sichere Investition in unsicheren Zeiten gilt allen voran Gold. Das Bild vom perfekten Inflationsschutz ist allerdings streitbar. Denn: Gold zahlt weder Zinsen oder Dividenden, noch produziert es etwas. Im abgelaufenen Jahr fiel der Goldpreis zudem um 4 Prozent.

Auf der Suche nach Erklärungen für das miserable Abschneiden des Edelmetalls im Inflationsjahr 2021 werden vor allem der anziehende US-Dollar und die steigenden Zinserwartungen genannt. „Gold ist kein kurzfristiger Inflationsschutz, sondern ein langfristiger Wertspeicher“, sagt Vermögensverwalter Bert Flossbach. Die Ausschläge beim Goldpreis waren in der Vergangenheit jedoch um ein Vielfaches größer als bei Aktien, die von Anleger:innen oft zu Unrecht als riskanter eingestuft werden. Die gute Seite des Edelmetalls: Völlig wertlos, wie so manche Papierwährung es in der Historie geworden ist, wird es sicher nie.

Vor Kryptowährungen als Inflationsschutz warnt Deutschlands oberster Verbraucherschützer Klaus Müller. „Die Behauptung, Kryptowährungen sind ein Mittel gegen Inflation, ist völliger Bullshit – und volkswirtschaftlich falsch“, sagte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. 99 Prozent der Anleger:innen verstünden nicht, wie Kryptowährungen geschürft werden. Müller zufolge handelt es sich dabei um hochspekulative Anlagen, die in keinster Weise Sicherheit bieten.

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Quelle Fondsdaten: FWW (2022). Bitte beachte die Hinweise unter: https://www.issgovernance.com/iss-fww-disclaimer/ (Haftungsausschluss). Für Inhalte und Richtigkeit der Angaben wird keine Haftung übernommen. Stand der Daten: 12. Januar 2022.

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