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DJE-Marktausblick 2018, Teil I „Hauptgefahren drohen vom Anleihemarkt“

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Aber auch in Europa sind Unternehmensanleihen mit noch tieferen Zinsen unattraktiv und bei Zinssteigerungen sehr gefährlich. Im Gegensatz zu den USA hat die Europäische Notenbank bisher Unternehmensanleihen für dreistellige Milliardensummen aufgekauft und so nicht nur Regierungen über den Kauf von Staatsanleihen verbotenerweise mit Kapital versorgt. Private Unternehmen sind durch diese Käufe ebenfalls subventioniert worden. Scheinbar sind dies schon Probemanöver, um bei der nächsten Rezession nicht nur insolvente Staaten über Wasser zu halten, sondern auch gefährdete europäische Unternehmen mit Billigst-Krediten zu versorgen, indem die Zentralbank auch Anleihen schlechter Bonität direkt vom Unternehmen kauft.

Auf unorthodoxe Maßnahmen der Notenbanken einstellen

Wie die Finanzkrise 2007 in den USA gezeigt hat, liegen die Hauptgefahren für das Finanzsystem in der Zahlungsunfähigkeit privater Wirtschaftsteilnehmer. Denn weltweit haben es sich die Notenbanken inzwischen zur Gewohnheit gemacht, ihre eigenen überschuldeten Staatsfinanzen durch Aufkauf von Staatsanleihen zu subventionieren. Nachdem es üblich geworden ist, Staaten wie zum Beispiel Japan unbegrenzt von der Notenbank zu finanzieren, könnte es in der nächsten Krise vielleicht genauso zur Gewohnheit werden, dass Notenbanken die Unternehmen durch den Aufkauf von Unternehmensanleihen retten. Man muss sich also weiterhin auf unorthodoxe Maßnahmen einstellen.

„Nachdem es üblich geworden ist, Staaten wie zum Beispiel Japan unbegrenzt von der Notenbank zu finanzieren, könnte es in der nächsten Krise vielleicht genauso zur Gewohnheit werden, dass Notenbanken die Unternehmen durch den Aufkauf von Unternehmensanleihen retten.”

Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender DJE

Dabei stellt sich die Frage, ob solche Aktionen nicht doch auf die Dauer zu höheren Inflationsraten führen. Denn die heutigen Manöver der Notenbanken sind nur möglich gewesen, weil die Inflationsraten nicht auf die Geldmengenschübe reagiert haben. Im Falle eines stärkeren Inflationsanstiegs können die Notenbanken mit weiterem Gelddrucken aber nicht zusätzlich Öl ins Inflationsfeuer gießen. Zudem wird sich zeigen, ob größere Wirtschaftseinbrüche oder Finanzkrisen auch dann noch von den Notenbanken erfolgreich gemeistert werden können, wenn die Inflationsraten nach oben schießen. Aktien und andere Sachwerte dürften aber in einem solchen Falle wesentlich aussichtsreicher und geschützter sein als Nominalwerte wie Anleihen. Trotz aller Unsicherheiten über die zukünftige weltweite Konjunkturentwicklung erscheint es deshalb ratsam, in aussichtsreichen Aktien investiert zu bleiben. Inflationsgefahren oder auch geopolitische Risiken dürften sich mit einer soliden Aktienanlage am besten steuern lassen.

Ungewiss bleibt auch weiterhin, welche Auswirkungen die weitestgehend unkalkulierbaren Aktionen des US-Präsidenten haben werden. Die Steuersenkung dürfte die amerikanische Konjunktur positiv beeinflussen. Bisher wuchs sie in diesem Aufschwung nur um gut 2 Prozent. Im Hinblick auf eine relativ geringe Arbeitslosenquote, allerdings mit wenig Potenzial für Beschäftigungszuwachs und eine vergleichsweise niedrige Produktivität, dürfte das Wachstum trotz der Trump-Maßnahmen auch in Zukunft begrenzt bleiben. Dies hat den Vorteil, dass die US-Notenbank wahrscheinlich nicht verstärkt auf die monetäre Bremse drücken wird, was wiederum dem Aktienmarkt helfen sollte. Die Steuersenkung wird die amerikanischen Staatsschulden in den nächsten zehn Jahren um rund 1 Billion US-Dollar erhöhen. Staatsschulden sind aber bekanntermaßen nicht das Problem für Konjunktur und Börsen, da Notenbanken weiterhin helfend eingreifen werden.

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