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Aktualisiert am 01.12.2015 - 08:48 Uhrin Artikel aus der fondsLesedauer: 4 Minuten

Droht das Ende der Opec-Ära? Öl-Markt außer Kontrolle

Einen Preis von bis zu 200 US-Dollar für ein Fass Rohöl sagte Goldman Sachs vor sieben Jahren voraus. Dann kamen die Finanzkrise und der Fracking-Boom in den USA. Die neueste Prognose der Investmentbank liegt nun 90 Prozent unter der von 2008: Nur mehr 20 US-Dollar werden womöglich bald für das Barrel fällig, wenn es nach den Rohstoff-Experten der Bank geht, die zu den einflussreichsten der Welt zählen.

Dabei gaben sie sich selbst erstaunt über ihre jüngste Diagnose, was für nicht unerhebliche Häme in mehreren Finanzblogs sorgte: „Ach je. Also ist sogar Goldman Sachs überrascht worden. (Unfassbar – das wissen wir)“; heißt es etwa bei „FT Alphaville“, dem Finanzblog der „Financial Times“.

Das Überangebot an Öl ist noch größer, als wir erwartet hatten, und wir rechnen mittlerweile damit, dass der Angebotsüberschuss auch 2016 bestehen bleiben wird.

Jim Currie, Leiter des Rohstoff-Teams bei Goldman Sachs

Preissetzungsmacht der Produzenten – ein Relikt der Vergangenheit?

In der Tat bestimmen heute Angebot und Nachfrage nach Öl den Preis stärker, als das bislang der Fall war. Seit Beginn des Öl-Zeitalters haben stets Produzentengruppen versucht, den Wert des Rohstoffs zu beeinflussen. Seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde diese Strategie zunächst von der Railroad Commission of Texas in Zusammenarbeit mit anderen US-Bundesstaaten und Behörden verfolgt.

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Bis in die späten 60er Jahre hatte die bis heute für die Regulierung der Öl- und Gasindustrie zuständige Aufsichtsbehörde eine erhebliche Preissetzungsmacht, indem sie die Produktionsmengen in den USA kontrollierte. Im internationalen Öl-Handel wurde das Preisniveau, das an der US-Golfküste herrschte, der sogenannte „Texaspreis“, zur Orientierungsmarke.

Von 1973 an übernahm die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) die Kontrolle. Über Ausweitungen und Drosselungen der Fördermengen hat sie über Jahrzehnte ihre Preisziele durchzusetzen gewusst.

Der jüngste Einbruch der Rohöl-Preise um mehr als 50 Prozent seit Mitte 2014 deutet stark darauf hin, dass die Opec-Ära nun zu Ende gehen könnte. Eine Ursache für den Verfall ist wie bereits 2008 eine geringere Nachfrage. Fiel der Preis seinerzeit in Folge des Lehman-Kollapses und der Finanzkrise, sind heute Sorgen über die künftige Entwicklung in China und anderen Ländern ausschlaggebend.

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