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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 2 Minuten

Experten warnen Droht eine grüne Blase?

Europäischer Laubfrosch
Europäischer Laubfrosch: Es gibt Anzeichen dafür, dass die Bewertungen von ESG-Vermögenswerten überzogen sein könnten | Foto: IMAGO / imagebroker

Nachhaltige Anlageprodukte boomen. Angesichts ihres raschen Wachstums stellt sich aber die Frage, ob sich aufgrund der nach wie vor ausbaufähigen Markttransparenz eine Blase bilden könnte. Kann eine grundsätzlich begrüßenswerte Entwicklung – die Finanzierung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Welt – zu erheblichen finanziellen Ungleichgewichten führen? Dieser Frage sind Sirio Aramonte und Anna Zabai von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auf den Grund gegangen.

Das Wachstum von ESG-Vermögenswerten zeige keine Anzeichen einer Abschwächung, schreiben die Experten. Genaue Zahlen zu nennen sei aufgrund fehlender Standards schwierig. Legt man eine weit gefasste Definition zugrunde, sei das ESG-Vermögen Schätzungen zufolge zwischen 2016 und 2020 um fast ein Drittel auf 35 Billionen US-Dollar gestiegen. Das entspreche 36 Prozent des gesamten professionell verwalteten Vermögens.

Auf Basis einer enger gefassten Definition habe sich das in nachhaltigen Fonds und ETFs verwaltete Vermögen in den vergangenen fünf Jahren mehr als verzehnfacht und belaufe sich aktuell auf rund 2 Billionen US-Dollar. Auf ESG/SRI-Aktienfonds würden etwa 3 Prozent des gesamten verwalteten Vermögens von Investmentfonds und ETFs entfallen, auf ESG/SRI-Anleihefonds etwa 1 Prozent.

Parallelen zu Eisenbahn und Internet

Aramonte und Zabai blicken in die Vergangenheit und erkennen Parallelen zu früheren Trends. „Mit grundlegenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen verbundene Vermögenswerte neigen dazu, nach einem anfänglichen Investitionsboom große Preiskorrekturen zu erfahren“, so die Autoren. Als Beispiele nennen sie Eisenbahnaktien Mitte des 18. Jahrhunderts, Internetaktien während der Dotcom-Blase und hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS) während der Finanzkrise.

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Bewertungen könnten zu hoch sein

Es gebe Anzeichen dafür, dass die Bewertungen von ESG-Vermögenswerten überzogen sein könnten. Allerdings stammten die Belege aus Segmenten, die aus Sicht der Finanzstabilität nur indirekt Anlass zur Sorge geben. Aramonte und Zabai nennen etwa die hohen Bewertungen von Unternehmen aus dem Bereich saubere Energie. Selbst nach einem Rückgang von ihrem Höchststand im Januar 2021 liege deren Kurs-Gewinn-Verhältnis immer noch deutlich über dem von bereits hoch bewerteten Wachstumswerten.

Die hohen Bewertungen an den Anleihemärkten seien angesichts des Potenzials für Zahlungsausfälle relevanter für die Bewertung möglicher Risiken einer finanziellen Notlage. Hier seien jedoch weitere Analysen nötig.

Das Fazit der Autoren: Es lohnt sich, die Entwicklungen auf dem ESG-Markt genau zu beobachten. Wenn der Markt weiterhin so rasant wächst und immer ausgefeiltere Instrumente wie strukturierte Produkte entstehen, müssten neben den Vorteilen der Finanzierung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Welt auch die finanziellen Risiken, die sich aus einer Umschichtung in den Portfolios der Anleger ergeben könnten, bewertet werden. Die Grundlage dafür seien angemessene Offenlegungs- und Berichtsregelungen.

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