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Fondsmanager Michael Heimrich im Interview „E-Sport ist ein hochinteressantes Thema“

Virtual Bundesliga
Virtual Bundesliga: Im Jahr 2019 lag der weltweite Gaming-Umsatz bei knapp 150 Milliarden US-Dollar, Tendenz steigend | Foto: Imago Images / Eibner

Herr Heimrich, verfolgen Sie die Olympischen Spiele?

Michael Heimrich: Natürlich schaue ich mir die Winterspiele an – ich bin sportbegeistert und selbst aktiver Sportler. Wie viele andere sehe ich die Vergabe nach China schon kritisch. Grundsätzlich denke ich, dass solche massiven Eingriffe in die Natur nicht mehr zeitgemäß sind. Das gilt nicht nur für China, in Sotschi beispielsweise war das ja ähnlich. Wobei da immerhin noch Wettkämpfe stattfinden, anders als in Montreal und Calgary. Und Peking ist einfach keine Wintersportregion. Aber: Für jeden Sportler ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen das Größte und mich interessieren die sportlichen Leistungen.

Sie managen den Sportfonds Top Sport Global Equity (LU1673090038). Beeinflussen sportliche Großereignisse wie Olympische Spiele oder auch Fußballweltmeisterschaften die Wertentwicklung?

Heimrich: Natürlich. Ich habe mir einmal die vergangenen 21 Jahre angeschaut und überprüft, wie sich die vier umsatzstärksten Sportunternehmen jeweils während solcher Events entwickelt haben – also Nike, Adidas, das chinesische Anta Sports und Puma. In den allermeisten Fällen haben sie sich in Jahren mit großen Sportereignissen deutlich besser geschlagen als der breite Aktienmarkt. In jedem Jahr hat sich mindestens eine dieser Aktien deutlich besser entwickelt als der MSCI World. 2018 waren es sogar alle.

Am häufigsten ist es Nike gelungen, und zwar in neun von elf Jahren. Bei Adidas war es in sechs und bei Puma in fünf Jahren der Fall. Anta Sports ist seit 2007 an der Börse notiert und schaffte seit den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 viermal hintereinander eine stärkere Performance als beim MSCI World. Anta Sports hat übrigens vor drei Jahren Amer Sports gekauft, um im Wintersport Fuß zu fassen. Dazu gehören Marken wie das von Adidas verkaufte Salomon.

Insgesamt hat sich der MSCI World seit dem Jahr 2000 im Wert etwa verdoppelt. Bei den vier Top-Sportaktien geht die Skala von Plus 2.000 Prozent bis zu einer Versiebzigfachung bei Puma, das lange mehr auf Lifestyle setzte und jetzt den Sport wieder mehr in den Fokus rückt.

Welche Branchen abgesehen von Sportartikelherstellern befinden sich noch in Ihrem Anlageuniversum?

Heimrich: Wir investieren nicht nur in typische Sportunternehmen, sondern haben ein breites Anlagespektrum. Das umfasst beispielsweise den Bereich Infrastruktur: Viele europäische Unternehmen haben in China Stadien für die Olympischen Spiele gebaut. Die österreichische Strabag ist in diesem Bereich führend. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Inglewood Stadium in Los Angeles, wo jüngst der Super Bowl stattfand und 2028 die Olympischen Spiele ausgetragen werden. Die Heimatstätte des Siegers Los Angeles Rams wurde im Jahr 2020 fertiggestellt und hat insgesamt 5 Milliarden US-Dollar gekostet. Das Unternehmen Social Finance hat die Namensrechte übernommen und bezahlt dafür in den nächsten 20 Jahren je 30 Millionen US-Dollar. Die beteiligten Bauunternehmen waren die börsennotierten AECOM Technology sowie Turner Construction, eine Tochter der deutschen Hochtief AG.

Dazu kommen Sportwagenhersteller wie Ferrari, welche wir schon immer im Portfolio haben. Porsche haben wir ebenfalls auf der Liste. Und natürlich die Sponsoren aus dem Premiumsegment, also von den Olympischen Spielen oder den großen Fußballverbänden UEFA und FIFA.

Mit im Anlageuniversum dabei sind auch Ticketvermarkter und der Entertainment-Bereich. Dazu gehören alle Sender, die Sport übertragen, wie Disney / ESPN oder Sky. Eine immer größere Rolle spielen die Themen Gesundheit und Medizin. Dabei geht es nicht nur um Ernährung, sondern beispielsweise auch um Wearables. Apple haben wir beispielsweise ebenfalls im Portfolio.

Ein hochinteressantes Thema ist darüber hinaus E-Sport. Damit beschäftigen sich mittlerweile auch die Sportverbände. Videospiele haben wahnsinnig viele Nutzer und es wird viel Geld verdient in der Branche: 2019 lag der weltweite Gaming-Umsatz bei knapp 150 Milliarden US-Dollar. Das kommt Unternehmen wie Electronic Arts, Ubisoft, Take Two Interactive, Konami oder Tencent zugute. Interessant ist vor diesem Hintergrund das Übernahmeangebot von Microsoft an Activision Blizzard für knapp 69 Milliarden US-Dollar. Dadurch steigt Microsoft zum drittgrößten Spielehersteller hinter Tencent und Sony auf.

Wie groß ist ihr Anlageuniversum genau?

Heimrich: Die Zahl schwankt. Aktuell sind es rund 350 Aktien, es waren aber mal über 400. Zwar gab es natürlich einige Insolvenzen, der Hauptgrund waren aber eher Übernahmen. Ein aktuelles Beispiel ist der niederländische Fahrradhersteller Accell Group, zu dem Marken wie Ghost, Winora und Staiger gehören. Dieser hat ein Übernahmeangebot von KKR. Wenn der Deal zustande kommt, geht er von der Börse. Wir haben früh auf den Fahrradboom gesetzt und die Aktie hat sich in zwei Jahren verdoppelt. Leider gibt es nicht mehr viele börsennotierte Fahrradunternehmen und ich muss mir dann für das Geld etwas Neues suchen (lacht).

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Heimrich: Grassroots-Recherche spielt eine wichtige Rolle, man muss die Trends im Blick haben. Wir sind viel mit Sportlern im Dialog, das hilft ungemein. Ein Beispiel: Als wir 2014 angefangen haben, haben wir Adidas-Aktien gekauft. 2015 war ich dann auf der Hauptversammlung, damals war Heribert Hainer noch Vorstandsvorsitzender. Die war eine Katastrophe, weshalb wir das Papier wieder verkauft haben. Zumal auch im Freundeskreis alle Nike trugen.

Auf einmal sah ich unseren Nachbarsjungen, der im Auswahlkader des Deutschen Fußballbundes stand, mit Adidas-Schuhen. Ich habe ihn darauf angesprochen und er meinte, die seien super und alle hätten jetzt Adidas. Daraufhin haben wir die Aktie wieder gekauft und sie war zwei Jahre in Folge der beste Wert im Dax.

Dabei muss man wissen, dass typische Sportartikelhersteller ihr Geld vor allem mit Hobbysportlern verdienen. Übrigens: Das japanische Unternehmen Fast Retailing, zu dem die Marke Uniqlo gehört, hat während der Corona-Pandemie ein riesiges Umsatzwachstum erlebt. Im Geschäftsbericht heißt es, dass sich viele fürs Homeoffice mit bequemen Klamotten eingedeckt haben.

Man muss also die Augen offenhalten. Am Ende kommt dann der Blick auf die typischen Bilanzkennzahlen. Und wenn auch da alles passt, wird investiert.

Bei einem Sportfonds kommen vielen unserer Leser wahrscheinlich direkt börsennotierte Fußballvereine in den Sinn. Wie halten Sie es damit?

Heimrich: Wir haben mit Borussia Dortmund einen Fußballverein im Portfolio. Das ist eine Aktie, die ich immer mal wieder ge- und verkauft habe. Als Hansi Flick 2019 Bayern München als Trainer übernommen hat, habe ich sie beispielsweise verkauft. Und Bayern wurde tatsächlich doch wieder Meister. Bei der coronabedingten Kapitalaufnahme habe ich die BVB-Position zuletzt wieder aufgebaut. Ich bin der Meinung, die Aktie ist unterbewertet. Aber: Letztlich hängt die positive Kursentwicklung vom sportlichen Erfolg ab. Insofern wäre ich wohl der erste Aktionär von Bayern München.

Wie entstand eigentlich die Idee zum Top Sport Global Equity?

Heimrich: Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren mit Harald Fischer zusammen. Ich kenne den ehemaligen Bundesliga-Handballer und IHF-Pokalsieger 1988/89 aus meiner Zeit als aktiver Handballer in den 1980er-Jahren. 2010 sind wir dann zu Top Vermögen gekommen. Der dortige Niederlassungsleiter war viermaliger deutscher Rudermeister im Zweier und im Vierer. Und Gründer Huber Thaler war aktiver Landesliga-Fußballer.

Da es noch keinen Investmentfonds gab, der sich mit Sport auseinandersetzt, haben wir 2013 mit der Arbeit begonnen und zunächst ein Indexzertifikat aufgelegt. Daraus wurde dann 2018 ein Fonds, weil wir aufgrund veränderter regulatorischer Vorgaben sonst keine US-Aktien mehr hätten kaufen können.

Man darf dabei nicht vergessen: Sport ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der allein in Deutschland 85 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Das entspricht 4,7 Prozent aller Konsumausgaben.

Letzte Frage: Mit welchem Verein halten Sie es persönlich?

Heimrich: Auch wenn er international noch nicht so bekannt ist, natürlich mit meinen Heimverein, den Handballern vom TSV Herrsching (in Bayern am Ammersee, Anm. d. Red.). Aber beim Passivsport bin ich eher beim Fußball. Da schlägt mein Herz für den FC Bayern München. Ich finde es beeindruckend, wenn Vereine über einen so langen Zeitraum kontinuierlich erfolgreich sind. Ähnlich ist es im Handball mit dem THW Kiel.

Außerdem ist es faszinierend, wenn Sportler lange für ihr Ziel trainieren und dann Bestleistungen abrufen. Damit wären wir wieder bei den Olympischen Spielen.

Über den Gesprächspartner

Michael Heimrich, Jahrgang 1967, hat mehr als 25 Jahre Berufserfahrung als Vermögensverwalter bei der Sparkasse Starnberg (Geschäftsstellenleiter, Bereichsleiter „Private Banking“), dem Bankhaus Löbbecke sowie bei der Gebhard & Co. Wertpapierhandelsbank AG (Aufbau des Bereichs „Private Banking“). Eintritt in die TOP Vermögen zum 1. September 2010, Fondsmanager des Top Sport Global Equity.

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