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Aktualisiert am 04.01.2021 - 16:56 Uhrin Artikel aus der fondsLesedauer: 6 Minuten

Wie geht es 2021 weiter? Ein Blick über die weltweite Corona-Krise hinaus

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Wie geht es jetzt weiter? Sind das Ende des Lockdowns und die Wiederöffnung der Wirtschaft Vorboten für das Ende von Wachstumsstrategien im Jahr 2021? Das glauben wir nicht. Für Anleger mit dem richtigen, langen Zeithorizont ist dies lediglich eine kurzzeitige Umstellung und eine Gelegenheit, langfristige Überzeugungen aufzustocken.

Unter Berücksichtigung der Entwicklung von strukturellen Trends erwarten wir letztendlich eine Verschiebung vom Höhepunkt der Polarisierung zu einer Normalisierung, rechnen aber nicht mit einer dauerhaften Änderung der Gangart, d. h. mit einer massiven Rotation zwischen den Stilen Growth und Value. Vor diesem Hintergrund bleibt Value Investing so relevant wie je zuvor. Entscheidend ist jedoch, „Value“ richtig zu definieren und sich die richtigen Kennzahlen anzusehen. Value Investing bedeutet nicht einfach nur, in Value-Aktien zu investieren. Betrachtet man lediglich statische Multiplikatoren von Unternehmen, wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis, erhält man verzerrte Ergebnisse. Man sollte sich nicht allein auf solche Kennzahlen konzentrieren, sondern vielmehr verstehen, wie ein Unternehmen sein Geld verdient. Dies geschieht immer mehr durch das Investieren in immaterielle Vermögenswerte wie etwa Softwareentwicklung, digitale Fähigkeiten, Forschung & Entwicklung usw. Diese Aspekte sind naturgemäß besser skalierbar (nicht nur durch Größen-, sondern auch durch Vernetzungseffekte) als materielle Vermögenswerte.

Immer wenn ein Unternehmen investiert, ist es wichtig zu verstehen, ob dies mit einer stärkeren Generierung von Cashflow in der Zukunft verbunden ist, d. h. mit einer Rendite auf das investierte Kapital, die höher ist als die Kapitalkosten. Kurzlebigere Assets, die oft eher „materieller“ Natur sind, weisen Cashflow-Profile auf, die dichter an der Gegenwart liegen, denen es aber häufig nicht gelingt, ein Wachstum des Cashflows mit einer Kapitalrendite zu erzielen, die über den Kapitalkosten liegt. Hierdurch wird Shareholder Value vernichtet. Wir raten Anlegern stattdessen, in Unternehmen zu investieren, die ihren freien Cashflow im Laufe der Zeit steigern, indem sie – unter anderem – in immaterielle Vermögenswerte investieren), ungeachtet dessen, ob es sich um Large- oder Small-Caps handelt.

Abschließend wollen wir uns noch ansehen, wie die Inflation sich in den kommenden Jahren auf die Aktienmärkte auswirken könnte. Panische Berichte unterstreichen die Wahrscheinlichkeit von hoher Inflation in naher Zukunft und die potenziell dramatischen Auswirkungen auf Aktien aufgrund ihrer längerfristigen Sensitivität in Bezug auf die langfristigen Finanzierungskosten. Für uns sind die Aussichten freundlicher. Auch wenn die Inflation angesichts des erheblichen Anstiegs der Geldmenge durchaus auf 2 bis 3 Prozent steigen könnte, sehen wir keinen Grund anzunehmen, dass die Ertragskraft von Aktien stark darunter leiden könnte. Aktien bieten nicht nur einen Inflationsschutz (aufgrund des großzügigen Renditeabstands gegenüber Staatsanleihen); Multiplikator-Kennzahlen von börsennotierten Unternehmen dürften, wie man der untenstehenden Grafik entnehmen kann, nicht dramatisch leiden, solange die Inflation unter Kontrolle bleibt.

Hinzu kommt, dass auch verschiedene disinflationäre Elemente im Spiel sind (z. B. zunehmende Verbreitung von Technologie, Alterspyramide, Produktionslücke usw.), die ebenfalls in naher Zukunft ein Szenario, in dem die Inflation außer Kontrolle gerät, verhindern dürften. Letztendlich sind wir insgesamt optimistisch, aber nur zurückhaltend optimistisch, insbesondere gegenüber dem SellSide-Konsens. Die Märkte sind in einem Jahr, das von einem Höhepunkt der Polarisierung gekennzeichnet war, heftig durchgeschüttelt worden. Man sollte unbedingt auch bedenken, dass eine Normalisierung (d. h. die Wiederöffnung der Wirtschaft) von den Märkten bereits vorweggenommen wurde, was die Marktentwicklung seit der Veröffentlichung der Nachrichten über Impfstoffzulassungen belegt.

Irgendwann im Jahr 2021 könnte die Realität wieder einsetzen mit potenziellen Risiken von zu hohen Erwartungen, Sorgen über hohe Verschuldungsgrade, Spitzenwert der Liquidität usw. Beim Kaufen sogenannter Covid-19-Verlierer sollte man selektiv vorgehen und sich auf langfristige, strukturelle Trends konzentrieren, um bestmöglich für jeglichen künftigen Gegenwind gerüstet zu sein. Fünf Kernpunkte für 2021:

• Anleger sollten mit einer zurückhaltenden, aber positiven Wertentwicklung der Aktienmärkte rechnen, bei einer breiteren Verteilung auf Sektoren.

• Es gibt Chancen für Covid-19-Verlierer, und Small Caps sind attraktiv bewertet.

• Konzentrieren Sie sich auf strukturelle Themen, wenn Sie langfristig in Qualitätsunternehmen mit einer starken Fokussierung auf ESG investieren.

• Asien wird auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen.

• Denken Sie an Inflationsabsicherung in Ihren Portfolios.

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