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Aktualisiert am 24.07.2020 - 09:15 Uhrin Artikel aus der fondsLesedauer: 4 Minuten

ESG-Experte von Candriam „Grüne Anlagen ohne ‚schmutzige’ Sektoren gibt es nicht”

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Schwarz-Weiß-Denken bei Nachhaltigkeit zeugt von Realitätsverlust

Bei der nachhaltigen Geldanlage ist ein schwarz-weiß geprägtes Weltbild jedoch fehl am Platz, findet Van Hyfte. „Wer glaubt, man könne bei der Geldanlage ‚schmutzige’ Sektoren komplett ausschließen, braucht dringend einen Realitätscheck“, so der Nachhaltigkeitsexperte. Man nehme als Beispiel den Transportsektor: Durch ihn entstehen 23 Prozent des CO2-Ausstoßes in der EU. „Wenn wir die Kohlendioxid-Emissionen verringern wollen, müssen wir unseren Transport dekarbonisieren.“

Tesla-Vorstandsvorsitzender und Gründer Elon Musk präsentiert neue Energiespeichersysteme. Die Erhöhung der Lebensdauer von Akkus ist auch für die Zukunft von Elektro-Autos entscheidend. Foto: Getty Images

Eine mögliche Lösung sei der Umstieg auf elektrisch angetriebene Autos. „Doch hier kommt schon das erste Problem: Elektro-Autos brauchen Batterien“, so Van Hyfte. Die bisher beste Variante seien Lithium-Batterien. Sie besitzen eine hohe Energiedichte, enthalten wenig Schadstoffe, sind besser aufzuladen und wiegen relativ wenig. Was viele Befürworter jedoch außer Acht lassen: Das Lithium für die „sauberen“ Batterien kommt aus „schmutzigen“ Minen mit einem hohen Ressourcenverbrauch von Wasser und Energie.

„Wir kommen also nicht umhin, uns an kritischen Sektoren zu beteiligen“, betont Van Hyfte. Doch es gibt eine Lösung: Van Hyfte sucht in den „kritischen“ Sektoren wie bei der Minenindustrie nach Unternehmen, die zur Lösung beitragen, und wählt jene aus, die in ihrem Bereich am besten sind. „Nehmen wir zum Beispiel drei Unternehmen im Metall- und Minensektor. Eines schürft Kohle in den USA. Dieses schließen wir sofort aus. Dann gibt es einen niederländischen Stahlerzeuger – dieser befindet sich mittig auf unserer Skala von gut bis schlecht. Zu guter Letzt sehen wir eine belgische Firma, die Platin recycelt und Katalysatoren produziert. Diese hat das nachhaltigste Geschäftsmodell und wird von uns am besten bewertet.“

Doch selbst dieses Unternehmen sei nicht unproblematisch: Mehr als 10 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen mit Lithium und Kobalt. Letzteres gilt als umstrittener Rohstoff, da sich die größten Lagerstätten im Kongo befinden, was in jüngster Zeit für negative Schlagzeilen wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen gesorgt hat. Van Hyfte ist jedoch überzeugt: „Indem wir mit den Unternehmen sprechen, können wir selbst in ‚schmutzigen‘ Sektoren positive Veränderungen bewirken.“

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