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in Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 3 Minuten

Green und Social Bonds EU-Alternative für Staatsanleihen

Eiffelturm in Paris
Eiffelturm in Paris: Noch ist Frankreich mit einem Volumen von 36 Milliarden Euro und 8 Prozent Marktanteil größter Green-Bond-Emittent | Foto: IMAGO / agefotostock

Mit dem Scheitern des Eilantrags gegen die deutsche Ratifizierung vor dem Bundesverfassungsgericht ist der Weg zur Lancierung des EU-Wiederaufbaufonds geebnet. Mit der Emission grüner EU-Anleihen ist daher aller Voraussicht nach ab Juli 2021 zu rechnen. Damit dürfte die Europäische Union künftig größter Green-Bond-Emittent werden und dem Markt zu überproportionalen Wachstumsraten verhelfen. Stellt sich jedoch die Frage: Können Anleihen der Europäischen Union, insbesondere Green Bonds und Social Bonds, eine Alternative zu Staatsanleihen der Euro-Kernstaaten werden?

Rendite der EU-Anleihen auf Niveau der Eurozonen-Kernstaaten

Anleihen der EU notieren seit geraumer Zeit nahe dem Niveau von Kernstaaten-Staatsanleihen. Anleihen mittlerer Laufzeit bieten lediglich einen Renditeaufschlag von wenigen Basispunkten gegenüber französischen oder österreichischen Staatsanleihen. „Das liegt an der hohen Liquidität und der vergleichbaren Bonität des Emittenten, die auf der höchsten Ratingstufe AAA liegt“, erklärt Marcio da Costa, Portfoliomanager bei Bantleon.

Einzig die Ratingagentur Standard & Poor's vergibt für die EU noch ein Rating von „AA“ mit positivem Ausblick. Das Rating sollte sich also zukünftig auf „AAA“ verbessern, was den Risikoaufschlag der EU-Anleihen weiter verringern dürfte. Die Renditen von EU-Anleihen werden folglich in Richtung des Niveaus von „AAA“-Staatsanleihen sinken.

EU-Anleihe wird breite Marktindizes erobern

Mit dem ausstehenden Emissionsvolumen nimmt auch der Anteil der EU-Anleihen in breiten Marktindizes zu. Mit einem Prozent des breiten europäischen Anleihenmarktes ist das Volumen derzeit noch gering, kann aber unter Berücksichtigung des vollen Emissionsvolumens auf mehr als 7 Prozent steigen. Damit hätten EU-Anleihen in gängigen Marktindizes ein ähnlich hohes Gewicht wie deutsche Bundesanleihen. Der genaue Anteil hängt allerdings vom Wachstum des breiten Anleihemarktes in den kommenden Jahren ab.

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Am Green-Bond-Markt hingegen werden EU-Anleihen bald den größten Teil einnehmen. Noch ist Frankreich mit einem Volumen von 36 Milliarden Euro und 8 Prozent Marktanteil größter Green-Bond-Emittent. Dieses Volumen dürfte unter der Annahme eines proportionalen Emissionsfortschritts im laufenden Jahr durch die EU erreicht und rasch übertroffen werden. Bisher hat die EU konventionelle Anleihen und Social Bonds in Höhe von 35 Milliarden Euro begeben. Unter Berücksichtigung der Emissionsprognose der EU (etwa 170 Milliarden Euro für 2021), wird sie noch etwa 135 Milliarden Euro aufnehmen müssen. „Für Investoren mit starker Benchmarkorientierung führt künftig kein Weg mehr an EU-Anleihen vorbei“, erläutert da Costa.

EU-Anleihen als Alternative

Für Investoren, die ihr Portfolio im Umfeld politischer Risiken weiter diversifizieren möchten, sind EU-Anleihen eine interessante Alternative zu Kernstaaten-Staatsanleihen. So hatte die französische Präsidentschaftswahl 2017 die Anleihemärkte kräftig durchgerüttelt. Grund hierfür war der überraschend hohe Stimmenanteil für die rechtspopulistische Kandidatin Marine Le Pen. Die kommenden Präsidentschaftswahlen im Mai 2022 könnten zu einem Déjà-vu führen. Denn: Le Pen liegt in den jüngsten Umfragen bereits knapp vor ihrem Konkurrenten Emmanuel Macron. „EU-Anleihen dürften sich aufgrund der deutlich ausgeprägteren Solidargemeinschaft der EU-Staaten stabiler entwickeln als französische Staatsanleihen“, prognostiziert der Portfoliomanager.

EU-Anleihen bieten zusätzliches Diversifikationspotential und sind wegen der künftig hohen Anzahl an Green Bonds und Social Bonds wichtige Zielinvestments für Anleger mit Nachhaltigkeitsfokus. Perspektivisch werden sie aufgrund des emittierten Anleihevolumens eine große Bedeutung in breiten Anleihebenchmarks und damit auch in benchmarkorientierten Strategien einnehmen. „Investoren können schon jetzt beginnen, EU-Anleihen ihren Portfolios beizumischen und so von der wachsenden Popularität des supranationalen Emittenten profitieren“, sagt da Costa.

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