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Aktualisiert am 22.07.2020 - 10:34 Uhrin Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 4 Minuten

Fed-Sitzung am 20. März Inflationserwartungen stützen neutrale Geldpolitik – vorerst

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Fed definiert Inflation flexibler

Seit einiger Zeit bereits diskutiert die Fed jedoch eine neue Herangehensweise an das Thema Inflation. Dabei könnte sie die Geldpolitik nach einer durchschnittlichen Inflationsrate ausrichten und Zeiten tolerieren, in denen das 2 Prozent-Ziel vorübergehend überschritten wird, um Zeiten zu kompensieren, in denen es unterschritten wird. Eine derartige Strategieanpassung, die von Powell jedoch noch nicht bestätigt wurde, würde es der Fed ermöglichen, flexibler und pragmatischer zu handeln. Und sie würde vermutlich weniger Überraschungen für die Märkte mit sich bringen. Sie entspräche auch dem Wunsch der Fed, weniger in Zwänge einer „automatischen“ Zinssteuerung zu geraten. Dies wiederum würde es ihr erleichtern, gegebenenfalls „hinter der Kurve" zu bleiben – sprich: die Zinsen nicht in einem Tempo anzuheben, das mit der Inflation Schritt hält.

Die bevorstehende Fed-Sitzung wird aber aus anderen Gründen interessant sein:

  • die Notenbank wird die Prognosen der Fed-Mitglieder für Wachstum, Inflation und kurzfristige Zinsen vorlegen
  • die sogenannten „Fed Dots“ – ein Diagramm der Leitzinserwartungen der Fed-Mitglieder – werden Aufschluss über die geldpolitische Haltung der Zentralbanker geben; wir gehen davon aus, dass diese bis 2021 nur ein bis zwei, aber nicht mehr drei Zinserhöhungen andeuteten werden
  • wir erwarten, dass die Fed in ihrer Stellungnahme nach der Sitzung wichtige Risiken für die US-Wirtschaft hervorheben wird: Handelskonflikte mit China und Europa sowie politische Risiken wie den Brexit
  • der Abbau der Notenbankbilanz von aktuell 4 Billionen US-Dollar dürfte weiter voranschreiten; dieser Prozess hat 2017 begonnen, nach einem Höchststand von 4,5 Billionen US-Dollar im Jahr 2015.

Fed will Verschärfung der monetären Bedingungen vermeiden

Mit Blick auf den letzten Punkt zeigt das Protokoll der Januarsitzung, dass die Fed-Mitglieder einstimmig eine Aussetzung des sogenannten Quantitative Tightening – also einer Bilanzverkürzung durch Wertpapierverkäufe – im Jahr 2019 befürworteten, um eine Verschärfung der monetären Bedingungen zu vermeiden. Fed-Chef Powell hat dies im Februar in einer Rede vor dem Finanzausschuss des US-Kongresses bestätigt. Hiermit dürfte es der Notenbank einfacher fallen, die Liquiditätsreserven der Banken zu beeinflussen, um die kurzfristigen Zinsen in einem vordefinierten Bereich zu halten. Was dies für die Zusammensetzung der Bilanz bedeutet – insbesondere im Hinblick auf hypothekarisch besicherte Wertpapiere und Restlaufzeiten – ist jedoch offen.

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