Gewinnprognosen von Unternehmen Nicht immer ein zuverlässiges Hilfsmittel bei der Anlageauswahl
Die Firmeneinschätzungen spielen aber eine große Rolle an den Aktienmärkten: Börsennotierte Unternehmen, die ihre Prognosen im ersten Halbjahr 2017 erhöhten, verzeichneten in den folgenden sieben Tagen einen durchschnittlichen Kursgewinn von 3 Prozent. Eine Woche später waren es 5 Prozent. Das Spiel funktioniert aber auch andersherum, wie die EY-Studie ebenfalls zeigt. Stufte ein Unternehmen seine Gewinnaussichten herab, fiel dessen Aktienkurs im Durchschnitt um 6 Prozent binnen einer Woche. Die Bedeutung der Gewinnprognosen für Anleger ist also enorm.
Überraschender Zuspruch: US-Investoren gegen die Berichtspflicht
Konzerne und Firmen laufen wegen den vielen Korrekturen Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit bei Anlegern zu verlieren. In den USA starteten 13 große Unternehmen deshalb eine Initiative, um die vierteljährliche Berichterstattungspflicht abzuschaffen oder zumindest abzuschwächen. Unter den Befürwortern befinden sich unter anderem Star-Investor Warren Buffett oder Larry Fink, Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzender des weltweit größten Vermögensverwalters BlackRock.
In Deutschland hat die Frankfurter Wertpapierbörse die Berichterstattung im Prime Standard zu Jahresbeginn bereits vereinfacht. Alle in den Indizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX befindlichen Firmen müssen nur noch halbjährlich Bericht erstatten. Ob das die Glaubwürdigkeit von Unternehmensangaben erhöht, bleibt jedoch abzuwarten. Die EY-Analysten raten Investoren dazu, nicht so sehr auf die offiziellen Berichte der Firmen zu achten, sondern gerade jetzt andere Werte im Auge zu behalten. Wichtig ist aus Sicht der Experten zum Beispiel, wie sich Unternehmen unabhängig von der Marktsituation gegen Währungsschwankungen, regionale Nachfrageeinbrüche oder Importzölle schützen.
