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Aktualisiert am 18.06.2020 - 13:50 Uhrin Artikel aus der fondsLesedauer: 6 Minuten

Globale Aktien Niedrige Bewertungen, langfristige Kaufgelegenheiten

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Die Erträge und Cashflows werden in den kommenden Monaten zweifellos sinken, aber auch die Vergleiche von Value mit anderen Anlagen sind eindrucksvoll. In Europa beispielsweise glauben wir, dass Aktien derzeit eine Cashflow-Rendite von nahezu 7 Prozent aufweisen, verglichen mit Prozent, die Unternehmensanleihen bieten, und negativen Renditen für einen Großteil der Staatsanleihen der Region. Bei US-Aktien weisen mehr als 70 Prozent der Unternehmen im S&P 500 Index eine Dividendenrendite auf, die höher ist als die 10-jähriger US-Staatsanleihen. Das ist ein historischer Höchstwert. Ja, es wird Dividendenkürzungen geben, aber die Dividenden stammen heute von sehr vielen unterschiedlichen Unternehmen, wobei der Technologie-Sektor den größten Einzelbeitrag leistet. Daher ist der Vergleich unserer Ansicht nach immer noch gültig. Die heutigen Aktienmärkte bieten viel Ertrag und Wert.

Wir haben intensive Diskussionen über die Chancen von Substanzwerten geführt. Die Entschädigung für das Eingehen von Risiken scheint hier sehr reichlich zu sein. Aktuell ist die Spanne zwischen hoch- und niedrigpreisigen Aktien so groß wie auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase Anfang 2000. Dies war jedoch eine ganz andere Situation. Damals waren die vermeintlichen Gewinner extrem teuer. Jetzt sehen wachstumsstärkere Aktien in absoluten Zahlen vernünftig bewertet aus, aber die Aktien mit dem niedrigsten Preis sind in der Tat sehr günstig bewertet.

Viele Unternehmen in dieser Marktkohorte werden in den kommenden Quartalen sehr schwierige Zeiten erleben. Die Bilanzen in weiten Teilen der klassischen Wertsektoren sind stärker belastet als in der letzten Krise, mit Ausnahme des Finanzsektors, wo die Kapitalreserven viel stärker sind. Eine große Anzahl von grundsätzlich schwachen Unternehmen in dieser Kohorte hat in den letzten Jahren, als die Zinssätze niedrig und die Liquidität üppig waren, hohe Kredite aufgenommen. Eine Lehre aus den Jahren 2008/09 war, dass die Finanzkraft unter widrigen wirtschaftlichen Bedingungen von großer Bedeutung ist und Unternehmen mit schwachen Bilanzen und geminderten Cashflows in den nächsten Monaten wahrscheinlich besonders schwer zu managen sind, ohne den Wert ihres Eigenkapitals nachhaltig zu beeinträchtigen.

Ein Research auf Branchen- und Unternehmensebene ist daher entscheidend, um zu bestimmen, wo und wann Risiken eingegangen werden sollten. Und auch die Größe der Portfoliopositionen spielt eine große Rolle. Zum Beispiel scheinen die Probleme des Energiesektors tiefer und länger anhaltend zu sein, und Schnäppchenjäger müssen hier in der Tat sehr vorsichtig sein. Im breiteren Industriebereich finden wir gute Unternehmen mit einem Operating Leverage, aber angemessenen Bilanzen. Sie sind in der Regel nicht die billigsten Aktien, können aber aufgrund des ganzen Abschwungs, der noch vor uns liegt, bessere Investitionen darstellen. Viele unserer Portfoliomanager sehen nach den jüngsten Rückgängen auch Möglichkeiten, in Unternehmen von besserer Qualität zu günstigeren Preisen zu investieren, wobei jeder Bereich der Märkte jetzt attraktiver bewertet ist.

Risiken

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind seriöse Prognosen sowohl zur Dauer der COVID-19-Krise als auch zu den wahrscheinlichen wirtschaftlichen Folgen noch sehr schwierig. Aktien legten in der letzten Märzwoche stramm und schnell zu, aber es werden noch viele schlechte Nachrichten kommen und die Marktvolatilität bleibt weiterhin sehr hoch. Daher ist es nicht sicher, ob die Tiefststände dieses Abschwungs an den Aktienmärkten schon erreicht wurden.

Obwohl wir den Verlauf der wirtschaftlichen Erholung nicht kennen, sind vereinzelte Hinweise aus Asien ermutigend, da Fabriken und Geschäfte in ganz China bereits wieder geöffnet werden, auch wenn andere Länder noch mitten in der Krise stecken. Allerdings kann es dauern, bis die Verbraucher wieder Vertrauen gewinnen, Ersparnisse bilden und zu früheren Ausgabegewohnheiten zurückkehren. Viele Unternehmen müssen ihre Bilanzen in Ordnung bringen und haben in vielen Fällen mehr Bargeld und weniger Schulden als in der Vergangenheit. Es kann Jahre dauern, bis die bilanziellen Schäden der am schlimmsten betroffenen Unternehmen eines längeren Shutdowns behoben werden. Viele Unternehmen müssen auch mehr für Technologieinfrastruktur ausgeben, um die operationellen Risiken zu bewältigen, die durch die jüngsten Ereignisse hervorgehoben wurden.

Wir müssen auch über die längerfristigen Konsequenzen für Aktienanleger nachdenken, die sich aus der enormen staatlichen Unterstützung der Wirtschaft ergeben. Über die Sinnhaftigkeit von Aktienrückkäufen wird bereits viel diskutiert, und breitere politische Beschränkungen können hier eine Konsequenz für Unternehmen sein, die diese Unterstützung benötigen. Wir können auch weitere Einschränkungen bei den Gehältern und der Beschäftigung erwarten. Und natürlich werden irgendwann die explodierenden Haushaltsdefizite auf der ganzen Welt in den Fokus rücken, da möglicherweise höhere Steuern erforderlich sein werden, um die Bilanzen der Regierung nach Beendigung der Krise zu verbessern.

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