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Investieren in Indien, Teil 1 „Indien durchläuft eine Phase schneller Reformen“

Avinash Vazirani
Avinash Vazirani: Es wird erwartet, dass Indien bis 2033 Deutschland und Japan überholt und zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigt | Foto: Jupiter AM

derfonds: Herr Vazirani, warum ist Indiens Volkswirtschaft für Anleger reizvoll?

Avinash Vazirani: Indien hat eine Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen, ein riesiger Markt, der sich in einer Phase des strukturellen Wandels befindet. Wir sehen nicht nur großartige Unternehmen, die interessante Investitionsmöglichkeiten bieten, sondern glauben auch, dass die rasche Einführung neuer Technologien das Land revolutionieren kann.

Könnten Sie das genauer erläutern?

Vazirani: Wir gehen davon aus, dass Indien eine Phase hohen Wirtschaftswachstums bevorstehen könnte. Es wird erwartet, dass Indien bis 2033 Deutschland und Japan überholt und zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigt. Indien erholt sich bereits rasch von den Auswirkungen von Covid-19.

Das Land bietet besonders gute Voraussetzungen für Covid-Impfungen, da es bereits ein Zentrum für die Herstellung von Impfstoffen ist und mehr als 710 Millionen Dosen des Impfstoffs verabreicht wurden – über 50 Prozent der Erwachsenen in Indien haben bereits mindestens eine Dosis erhalten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für dieses Jahr daher ein reales Wirtschaftswachstum von 12,5 Prozent gegenüber einem weltweiten Durchschnitt von nur 6 Prozent.

Das sind eindrucksvolle Zahlen…

Vazirani: Die langfristige durchschnittliche reale Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Indiens lag in der Vergangenheit bei 7,3 Prozent, aber wir halten ein höheres Wachstum für möglich, da Indien eine Phase schneller Reformen durchläuft. In den vergangenen Jahren hat die Regierung eine einheitliche Waren- und Dienstleistungssteuer, ein neues Insolvenzgesetz und eine deutlich niedrigere Körperschaftssteuer eingeführt.

Unseres Erachtens sind mehrere weitere bahnbrechende Reformen in Aussicht, darunter die Reform des komplexen indischen Boden- und Arbeitsrechts. Indiens Ranking im „Ease of Doing Business“-Bericht der Weltbank hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verbessert, von Platz 142 im Jahr 2014 auf Platz 63 im Jahr 2020. Interessanterweise haben viele der von uns investierten Unternehmen von einem Anstieg des Interesses ausländischer Kunden an ihren Produkten berichtet. Wir sehen eine Vielzahl von langfristigen Investitionsmöglichkeiten, die sich aus diesen strukturellen Veränderungen ergeben.

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In welchen Sektoren ist Indien besonders stark?

Vazirani: Indien hat erhebliche Fortschritte dabei gemacht, die Menschen in das digitale Zeitalter zu bringen. Es werden jetzt über 600 Millionen Internetnutzer gezählt, die durchschnittlich 6,5 Stunden pro Tag online sind. Diese Zahl hat sich in den vergangenen sechs Jahren mehr als verdoppelt – 2015 waren es noch 277 Millionen. Dies ist zum Teil auf den weit verbreiteten Zugang zu kostengünstigen mobilen Daten und Smartphones zurückzuführen und der Trend zur Digitalisierung wurde durch die Covid-19-Lockdowns noch weiter beschleunigt.

Inzwischen gibt es in Indien mehr als 100 „Unicorns“ – sprich Start-ups mit einer Marktkapitalisierung von über einer Milliarde US-Dollar – und einige von ihnen streben bereits einen Börsengang an. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren noch viel mehr von ihnen an die Börse gehen werden, wodurch sich für uns völlig neue Anlagemöglichkeiten ergeben.

Wo ist Wachstum zu erwarten?

Vazirani: Während der Covid-19-Pandemie haben die indischen Haushalte ihr hart verdientes Geld zurückgelegt. Die Ersparnisse der Privathaushalte haben einen historischen Höchststand erreicht und sind während der Pandemie netto um mehr als 300 Milliarden US-Dollar gestiegen.

Wir betrachten die Ersparnisse der Haushalte als aufgeschobenen Konsum und sind der Ansicht, dass eine Verbesserung des Verbrauchervertrauens die Haushalte dazu bewegen dürfte, ihre Ersparnisse wieder auszugeben. Auch die Verschuldung der privaten Haushalte ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen, was unserer Meinung nach bedeutet, dass es Spielraum für eine Wiederbelebung der Kreditvergabe gibt. Dies dürfte zu Wachstumschancen bei entsprechenden Unternehmen im Bereich Markenartikel und ausgewählten Finanztiteln führen.

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