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Inflation Gedränge im Zielkorridor

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Angesichts der offenkundig rasch in den Zielkorridor von knapp 2,0 Prozent vorrückenden Inflationsdaten dürfte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, nicht umhin kommen, bald ein paar Worte zum geldpolitischen Kurs in der Eurozone zu sagen. Wenn er sich am kommenden Donnerstag im Rahmen der nächsten EZB-Sitzung an die Öffentlichkeit wendet, wird er sich Fragen der Journalisten stellen müssen. Sie werden sich danach erkundigen, wie Draghi zu reagieren gedenkt, nachdem zum ersten Mal seit vier Jahren die Inflationsrate in der Eurozone im Februar das Zielniveau der EZB überschritten hat.

Höherer Ölpreis und schwächerer Euro treiben die Inflation

Der EZB-Chef wird in der gestiegenen Inflation kein Problem erkennen. Er wird die Teuerung mit der starken Erholung der Ölpreise in den vergangenen Monaten erklären. Die sogenannte Kernteuerung (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) verharrte im Februar wie erwartet auf dem Vormonatsniveau von 0,9 Prozent. Es gibt deshalb keine Hinweise darauf, dass Draghi mit Blick auf den Inflationsanstieg einen Kurswechsel der Europäischen Zentralbank ausruft.

Notorischer EZB-Antagonist Jens Weidmann, seines Zeichens Bundesbank-Präsident, sieht derzeit ausnahmsweise die EZB einmal nicht in der Pflicht. Weidmann beschwichtigte in dieser Woche: „Wir werden gegen Jahresende wahrscheinlich wieder niedrigere Inflationsraten bekommen, weil der binnenwirtschaftliche Preisdruck gegenwärtig relativ gering ist.“ Dennoch wird Weidmann nicht müde zu mahnen, die Geldpolitik müsse den Eindruck der Märkte vermeiden, dass die EZB nur eine Anpassung nach unten betreibe, aber davor zurückschrecke, „die Zügel in Zeiten höherer Risiken für die Preisstabilität anzuziehen“.

Sollten in der Zukunft die Inflationsraten jedoch weiter ansteigen, würde sich Draghi genötigt sehen, in der EZB einen Konsens über einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik zu erzielen. Kein ganz leichtes Unterfangen, weil Regierungen und Privatwirtschaft im Euroraum, insbesondere in der südlichen Peripherie, die niedrigen Zinsen wie die Luft zum Atmen brauchen. Schwer vorstellbar, dass die sechs Mitglieder des Direktoriums und die Präsidenten der nationalen Zentralbanken der 19 Mitgliedstaaten des Euroraums, die den EZB-Rat bilden, rasch zu einem gemeinsamen Nenner finden.

 

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