LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 3 Minuten

Inflation Venezolaner wiegen Geldscheine

An einem Delikatessen-Stand im Osten von Caracas entfernt Humberto Gonzalez mehrere Scheiben Käse von seiner Waage und ersetzt diese mit einem Stapel an Bolivar-Geldscheinen, die ihm ein Kunde in die Hand gedrückt hat. Die Währung ist so stark entwertet und jeder Kauf verlangt derart viele Scheine, dass er diese wiegt statt zu zählen. „Es ist traurig“, sagt Gonzalez. „Zu diesem Zeitpunkt glaube ich, dass der Käse mehr wert ist.“

Es ist zugleich auch ein sehr deutliches Anzeichen dafür, dass das Land in eine Phase der Hyperinflation geraten könnte. Genaues ist nicht bekannt. Denn Venezuela weigert sich, regelmäßige Daten zu den Verbraucherpreisen zu veröffentlichen. Das Wiegen von Geld ist zwar nicht überall im Land zu beobachten, aber es nimmt zu. Es spiegelt Szenen der turbulenten Hyperinflation-Phasen des vergangenen Jahrhunderts wider: Deutschland nach dem ersten Weltkrieg, Jugoslawien in den 1990er Jahren und Zimbabwe vor einem Jahrzehnt.

Regierung hält Zahlen zurück

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

„Wenn sie damit anfangen, Geld zu wiegen, dann ist das ein Anzeichen für eine außer Kontrolle geratene Inflation“, meint auch Jesus Casique, Direktor beim Beratungsunternehmen Capital Market Finance. „Aber die Leute in Venezuela haben keine Ahnung, wie schlimm es wirklich ist, weil sich die Regierung weigert, Zahlen zu publizieren.“

Was einst eine der stärksten Währungen der Welt war, ist inzwischen zu einem wahren Ärgernis verkommen. Selbst für die grundlegendsten Einkäufe werden hunderte von Scheinen benötigt. Kunden stopfen diese in ihre Sporttaschen, bevor sie sich auf Straßen mit hoher Kriminalität begeben. Ladenbesitzer lagern tausende in Boxen und in überquellenden Schubladen.

Tipps der Redaktion