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Aktualisiert am 08.07.2020 - 12:18 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Interview mit Acatis-Fondsmanager Kevin Endler „Jetzt neun KIs, die die Aktienauswahl steuern“

Kevin Endler, Fondsmanager des ACATIS AI Global Equities
Kevin Endler, Fondsmanager des ACATIS AI Global Equities: Die Fonds-Performance zählt derzeit mehr als die Kursstabilität | Foto: Acatis

der fonds: Herr Endler, im Juni 2017 haben Sie mit dem ACATIS AI Global Equities einen Fonds aufgelegt, bei dem Titelselektion und Depotzusammenstellung zu 100 Prozent der Künstlichen Intelligenz (KI) überlassen werden. Im Dezember 2018 haben Sie die Technologie noch einmal verbessert, neu trainiert und zur Umschichtung eingesetzt. Inwieweit hat sich die KI dabei selbst trainiert und inwieweit haben Sie eingegriffen?

Kevin Endler: Im ACATIS AI Global Equities trainiert die KI immer selbständig. Als Programmierer beziehungsweise Lehrer übernehmen wir lediglich die Vorarbeit. Das heißt, wir legen die Datenbasis fest, bereiten die Daten auf und geben die Trainingsbeispiele vor.

Zudem bestimmen wir als Architekten des Systems die Regeln, nach denen sich die KI verbessern soll und bekommen Rückmeldung, wenn sie falsch liegt. Diese Rückmeldung ist sehr wichtig und vergleichbar mit einem kleinen Kind, das beispielsweise eine Katze als Hund bezeichnet. Damit es richtig lernt, braucht es eine Rückmeldung aus dem Umfeld. Ansonsten greifen wir bei der KI in den Lernprozess nicht ein.

Verglichen mit dem Portfolio aus 2017 sind lediglich vier Aktien weiterhin dabei; Software AG, BB Biotech, Maxim Integrated Products sowie Cognizant Tech Solutions – ganze 46 Aktien wurden ausgetauscht. Warum sind so viele Titel nach so kurzer Zeit herausgefallen?

Endler: Wir trainieren die Modelle immer neu und verbessern sie. Die KI ist dabei emotionslos und nimmt keine Rücksicht auf das alte Portfolio. Im Dezember 2018 wurde beispielsweise unser KI-Stockpicking-Modell auf neun Submodelle mit Künstlicher Intelligenz erweitert. Das heißt, wir haben jetzt neun KIs, die uns ihre Meinung über eine Aktie im Sektor, der Region oder global für verschiedene Anlagezeiträume liefern.

Welchen Umfang hat das Investmentuniversum der globalen Aktien, aus dem selektiert wird?

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Endler: Unser Aktienuniversum umfasst knapp 4.000 Aktien aus entwickelten Ländern mit einer Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Euro und ausreichender Liquidität.

Ihr Ziel ist es, 3 Prozent Outperformance pro Jahr gegenüber dem MSCI World Index zu erreichen. Wie sieht die aktuelle Performance des Fonds aus und wie schneidet sie gegenüber der Benchmark MSCI World ab?

Endler: Seit Auflage des Fonds im Juni 2017 liegen wir 3,8 Prozent hinter dem MSCI World. Über die vergangenen sechs und zwölf Monate liegen wir hingegen vorne. Ein Grund dafür war die sehr starke Performance seit Jahresbeginn. Mit Stand vom 10. April 2019 liegt der ACATIS AI Global Equities 24,8 Prozent im Plus – und damit 7,8 Prozent vor dem MSCI World. Die kontinuierliche Verbesserung der Daten und Modelle trägt also Früchte.

Trotzdem ist die Volatilität des Fonds vergleichsweise hoch. Warum?

Endler: Zum Fondsstart waren wir vorsichtiger und haben die Kursstabilität höher gewichtet als die Performance. Das haben wir in der jüngsten Umschichtung geändert. Jetzt ist die Performance stärker gewichtet. Daher investiert die KI stark in die Bereiche IT und Pharma. Die hohe Volatilität resultiert jedoch auch aus dem starken Anstieg des Fonds seit Jahresbeginn. Es liegt also an der Upside-Volatilität, die unsere Kunden lieben.

Abschließend noch eine persönliche Frage: Was lernen Sie selber aus den Deep-Learning-Prozessen des Fonds?

Endler: Ich habe gelernt, dass die Wahl des KI-Werkzeugs nicht die größte Rolle spielt. Jeder Prozessschritt ist wichtig, muss gut durchdacht und anschließend schlau der KI als Regel mitgegeben werden, um gute Ergebnisse zu erzielen. Meine Kollegen im aktiven Portfoliomanagement waren anfangs noch skeptisch. Mittlerweile wird die KI durch die tollen Ergebnisse auch als Ideengeber für Investments genutzt.

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