LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 22.07.2020 - 11:35 Uhrin AktienLesedauer: 7 Minuten

Interview mit BMO Global Asset Management „Geballte Macht wirkt“

Seite 2 / 3

Sie legen auch in den Schwellenmärkten ESG-Kriterien an, dennoch kommt es hier selbst bei den geprüften Branchenführern zu Zwischenfällen, wie etwa jüngst beim weltgrößten Bergbauunternehmen Vale.

Hassl: Einer der Hauptpunkte, wie wir ESG in unsere nachhaltigen Investment-Produkte integrieren, ist das Engagement. Wir schließen gewisse Unternehmen von vornherein aus, etwa dann, wenn sie schlecht geführt werden oder Produkte anbieten, die nicht mit Nachhaltigkeitstrends vereinbar sind. Aber wenn wir uns entschlossen haben in ein Unternehmen zu investieren, dann nutzen wir unseren Einfluss als Investoren um in den Dialog mit Unternehmen zu treten. Wir sprechen mit den Managern des Unternehmens und adressieren etwaige Probleme.

Speziell in den Emerging Markets ist das ein spannendes Thema. Natürlich müssen wir Analysten hier sehr pragmatisch sein. Für erfolgreiches Engagement ist es fundamental die Umstände des Unternehmens zu kennen und in unseren Vorschlägen zu berücksichtigen. In welchem Land arbeitet das Unternehmen? Was ist der Status quo in dieser Region? Wie weit ist das Unternehmen in der Implementierung einer Nachhaltigkeitsstrategie? Dies sind alles wichtige Fragen, die vorab analysiert und geklärt werden müssen. Es macht wenig Sinn, an ein Öl- und Gas-Unternehmen in den Emerging Markets heranzutreten und die Geschäftsführung aufzufordern dieselben Standards und Praktiken wie BP oder Shell zu implementieren.

Dazu kommt, dass viele für uns interessante Unternehmen in den Schwellenmärkten in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nicht gerade den Kontakt zu den Investoren suchten. Es wurde hinter verschlossenen Türen gearbeitet. Wir stellen jedoch fest, dass sich dies allmählich ändert, gerade auch bei Vale. Wir weisen im Dialog die Unternehmen darauf hin, welche Indikatoren und welche Strategien für uns wichtig sind. Langsam erkennen die Unternehmen, dass sie mehr machen müssen, um sich am Markt nachhaltig zu positionieren.

Gehen Sie in den Schwellenmärkten nach dem Best-in-Class-Ansatz vor?

Hassl: Lassen Sie mich dieses Beispiel an Hand eines klassischen Klimawandel-Engagements mit Versorgungsunternehmen beantworten. Für ein Unternehmen, dass am Anfang seiner Nachhaltigkeitsstrategie steht, fragen wir zuerst nach dem CO2-Fußabdruck. Wir schauen dann in einem zweiten Schritt gemeinsam, wie ein Unternehmen seinen CO2-Fußabdruck minimieren kann und welche Ziele realistisch sind. Erst wenn das Unternehmen die vorherigen beiden Schritte erfolgreich implementiert hat, wenden wir uns dem letzten Schritt zu und diskutieren die Frage, wie das Unternehmen seine Klimawandel-Strategie anpassen kann, um im Einklang mit globalen Klimazielen – wie jene des UN-Klimagipfels in Paris – diese Ziele zu erreichen. Wir gehen also auf der Grundlage unserer Investments eine langfristige Beziehung mit den Unternehmen ein und begleiten deren Entwicklungsprozesse durch unser Engagement.

In diesem Zusammenhang ist auch der Beitrag von BMO Global AM zur Initiative Climate Action 100+ zu sehen?

Hassl: Es handelt sich hierbei um die größte gemeinschaftliche Engagement-Initiative, die es bislang gegeben hat. Nach der Finanzkrise setzten sich wichtige Marktteilnehmer zusammen und fragten, was das nächste systematische Risiko für eine neue Finanzkrise sein könnte. Also: Welches Ereignis könnte den globalen Aktienmarkt enorm beeinflussen? Als eines dieser Themen ist der Klimawandel identifiziert worden, der sich derzeit schneller Bahn bricht als von vielen erwartet.

Tipps der Redaktion