LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 22.07.2020 - 11:35 Uhrin AktienLesedauer: 7 Minuten

Interview mit BMO Global Asset Management „Geballte Macht wirkt“

Seite 3 / 3

Im Kern geht es bei der Initiative Climate Action 100+ darum, mittels Engagement die entscheidenden Richtlinien umzusetzen, die den Klimawandel aufhalten können. Ganz wesentlich ist in diesem Zusammenhang das Klimawandel-Reporting. Weitsichtige Investoren bündeln in diesem Zusammenhang ihre Kraft und stellen sicher, dass die 100 CO2-intensivsten Unternehmen diesen Standards folgen. Derzeit arbeiten die teilnehmenden Vermögensverwalter mit sage und schreibe 32 Billionen Euro. Eine gewaltige Summe – es handelt sich hier um das Neunfache des Bruttoinlandsprodukts von Deutschland.

Wie funktioniert die Initiative Climate Action 100+ am Beispiel?

Hassl: Lassen Sie uns dazu nach Südkorea blicken. Ich bin als Analyst unter anderem für den südkoreanischen Stahlhersteller Posco verantwortlich. Hier stießen wir eine Zeitlang auf Probleme, um unser Engagement mit dem Unternehmen im Bereich Klimawandel voranzutreiben, nicht zuletzt aufgrund von kulturellen Hintergründen – der staatliche Einfluss bei Posco ist immer noch sehr groß. Als Lead-Investor haben wir uns der Initiative Climate Action 100+ angeschlossen – und plötzlich standen die Türen weit offen. Es zeigt sich: Die geballte Macht wirkt.

Könnten Sie auch ein Beispiel aus Deutschland nennen?

Hassl: 2016 hat das Software-Unternehmen SAP seinen Vergütungsplan an die Investoren gegeben. Dieser wurde von den Investoren kritisch aufgenommen, und nur 54,7 Prozent stimmten zu. Sie störten sich an verschiedenen Unstimmigkeiten: Der Vergütungsausschuss hatte zu viel individuelle Macht, um die Vergütungen nach oben zu treiben – und das wurde auch ausgenützt. Es geht uns hierbei nicht um das Quantum der ausgereichten Gelder, sondern vielmehr um einen transparenten Vergütungsplan, der die entsprechenden Indikatoren schlüssig zur Verfügung stellt, etwa nach welchen Kriterien das CEO-Gehalt bemessen wird.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Auch wir stimmten 2016 gegen das Vergütungssystem und 2017 gegen die Entlastung des Aufsichtsrats, um damit unserer Frustration Ausdruck zu verleihen. Vor der Jahreshauptversammlung 2018 kündigte SAP an, die Führungskräftevergütung zur Abstimmung zu stellen. Wir begrüßten diese Entscheidung und erfuhren in unseren Gesprächen mit Unternehmensvertretern, dass SAP seine Transparenz verbessert, Gehaltsobergrenzen eingeführt und den Ermessensspielraum bei jährlichen Anreizen abgeschafft hatte.

Bei wie vielen Unternehmen sind Sie insgesamt engagiert?

Hassl: Durchschnittlich bei 600 bis 800 Unternehmen. Wir stehen mit 16 erfahrenen Mitarbeitern mit den Unternehmen in Kontakt und pflegen die Beziehungen. Wir prüfen nicht nur im Hinblick auf den CO2-Ausstoß, sondern auch nach wichtigen Gesichtspunkten wie Modern Slavery oder Kreislaufwirtschaft und stehen den Unternehmen als Partner zur Seite, um sie dabei nachhaltig zu unterstützen, wie sich bestimmte Probleme angehen und lösen lassen.

 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion