Interview mit Goldexperte Joachim Berlenbach Der Greenback als Kompassnadel
Sie sind ausgewiesener Experte für den südafrikanischen Markt: Der abgewertete Rand, niedrige Energiepreise und geringe Lohnkosten hatte den Goldförderern in Südafrika zuletzt Vorteile auf dem Weltmarkt verschafft. Laufen diese Effekte aus oder kommen sie auch in den kommenden Monaten zum Tragen?
Berlenbach: Der fallende südafrikanische Rand hat den südafrikanischen Gold- und Platinproduzenten zwar geholfen, die Kosten im Griff zu halten, allerdings sind eine Reihe von negativen Entwicklungen zu beobachten, die die positiven Effekte der fallenden Währung teilweise neutralisieren: fallende Goldgehalte auf den südafrikanischen Minen, fehlende operative Expertise auf den Minen, radikale Gewerkschaften und ein zunehmend labiles politisches Umfeld. Das Risiko in Südafrika zu investieren steigt meiner Einschätzung nach schnell an. In diesem Zusammenhang ist übrigens das Übernahmeangebot Sibanyes an Stillwater Mining interessant. Geopolitische Diversifizierung ist sicherlich ein wichtiger Aspekt dieses Deals.
Die Goldreserven weltweit nehmen ab: Welche vielversprechenden Explorer sollten sich Anleger näher anschauen?
Berlenbach: Wir sprechen grundsätzlich keine Einzelempfehlungen aus, aber in der Tat werden wir über die nächsten Jahre fallende Goldreserven sehen, wenn sich der Goldpreis nicht signifikant erholt. Bei der Auswahl von attraktiven Explorationsfirmen sollten Investoren eine Vielzahl von technischen und ökonomischen Parametern beachten, einschließlich des geopolitischen Umfeldes, der Verfügbarkeit von Explorations- und Bergbaulizenzen, Erzgehalte, Investitions- und Produktionskosten, Finanzierungmöglichkeiten und der Track Record des Managements.
Dr. Joachim Berlenbach absolvierte ein Geologie-Studium in Köln und promovierte anschließend an der Rand Afrikaans University in Johannesburg/Südafrika. In den 1990er Jahren war er als Analyst für südafrikanische Goldminen bei Standard Bank of South Africa, ING Barings und Schroder Salomon Smith Barney unter Vertrag. Der Gründer der Earth Resource Investment Group liefert technische und geologische Expertise für zwei Rohstoff-Fonds der Universal-Investment-Gesellschaft in Frankfurt/Main, in denen insgesamt 130 Millionen Euro Assets under Management betreut werden.
