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Interview mit ODDO BHF zu US-Aktien „Kein Kurstrend dauert ewig“

der fonds: Herr Braun, seit Juli ist die bei institutionellen Anlegern bewährte „ODDO BHF Algo Trend US Strategie“ auch für Privatanleger verfügbar. Was zeichnet den Fonds aus?

Dr. Stefan Braun: Unser Ziel, ist es Investoren, die aus strategischen Gründen in US-Aktien investieren müssen, einen Mehrertrag gegenüber passiven Anlagen zu bieten. Das ist mit einem sehr systematischen und disziplinierten Momentum-Ansatz möglich, der sich seit 13 Jahren in Mandaten für institutionelle Anleger schon bewährt hat. Insgesamt umfasst die Strategie ein Anlagevolumen von rund 1,4 Milliarden Euro.

Herr Seier, US-Werte im Large-Cap-Bereich sind extrem gut analysiert, die hohe Informationsdichte erschwert es, etwaige Unterbewertungen zu finden. Wie können es die Fondsmanager trotzdem schaffen, den S&P 500 zu schlagen?

Karsten Seier: Während Faktorstrategien in den vergangenen 15 Jahren grundsätzlich besser als der Markt abschnitten, erzielte der Momentum-Faktor im Vergleich zum S&P 500 die höchste Rendite. Eine Momentum-Strategie nutzt kurz- bis mittelfristige Kursentwicklungen. Portfoliomanager, die diese Trends systematisch erkennen und nutzen, können konsequent besser abschneiden als der Marktdurchschnitt.

Allerdings sind Momentum-Strategien auch sehr schwankungsanfällig. Hier greifen wir korrigierend ein: So führt eine Kombination aus kurzfristigem – 9 Monate – und langfristigem –  3 Jahre – Momentum zu nachhaltigeren Ergebnissen. Ein möglichst breit diversifiziertes Portfolio vermeidet Klumpenrisiken und Investitionen in spezielle Einzelwerte und Sektoren. Wir erreichen niedrige Transaktionskosten aufgrund langfristiger Anlagen und einer stabilen Portfoliostruktur – wir vermeiden unnötiges und häufiges „Drehen“ von Positionen. Zugleich verfolgen wir ein stringentes Risikomanagement zur Steuerung der Trendumkehrrisiken und bevorzugen Titel mit geringer Volatilität.

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Braun: Grundlage der Investmentstrategie ist eine Kurstrend- beziehungsweise Momentumstrategie: Welche Aktien im S&P 500 schneiden im Vergleich zum Index gut ab? Welche Unternehmen im S&P 500 verfügen über eine positive Aktienkursdynamik? Diese Fragen sind für uns zentral. Der Momentum-Faktor erzielt historisch gesehen die höchste Faktorprämie. Momentum-Aktien profitieren von einer ineffizienten Verarbeitung von Informationen, die zu Überrenditen führt.

In der Regel ist der Fonds in rund 100 Aktien investiert, die Haltedauer der Aktien liegt im Schnitt bei 2 bis 2,5 Jahren. Kein Kurstrend dauert ewig. Im Investmentprozess wird daher sichergestellt, dass der Fonds sich nicht auf einzelne Themen konzentriert, zum Beispiel aktuell nicht dem Kurstrend bei Technologieaktien generell folgt. Stattdessen werden die Investments auf eine Vielzahl von Trends gestreut.

Die Faktorprämie entsteht bei der Momentum-Strategie von ODDO BHF AM durch verhaltensökonomische Aspekte. Könnten Sie das näher erläutern?

Seier: Anleger orientieren sich beim Kauf von Aktien nicht unbedingt am fundamentalen Wert eines Wertpapiers. Vielmehr werden sie von Emotionen und unzuverlässigen Schätzungen getrieben. Beim „Herdenverhalten“ tätigen Personen größtenteils nur deswegen gleiche oder ähnliche Investments, weil viele andere auch in die betreffenden Titel investieren. Dieses Verhalten nutzen Momentumstrategien aus. Bei Momentum kommt hinzu, dass der Faktor umso stärker wird, je mehr Anleger ein Thema aufgreifen. Der Trend verstärkt sich, weil ihn viele Anleger in die gleiche Richtung treiben. Mit anderen Worten, der Faktor ist nachhaltig und sehr opportunistisch.

Momentum ist eine der opportunistischsten Vorgehensweisen, um am Aktienmarkt zu investieren – und eine der flexibelsten. Abhängig davon, was wir auf Einzeltitelebene als Trend identifizieren und auf Sektoren- oder Themenebene zu größeren Trends verdichten, profitiert unsere Momentum-Strategie von den jeweils dominierenden Präferenzen im Markt, ohne dass wir unser Modell jedes Mal anpassen müssten.

Wie begegnen Sie in der spätzyklischen Phase den kommenden Risiken am Aktienmarkt?

Seier: Damit kommen wir zum Problem der Trendumkehr. Wenn der Trend dreht, was unvermeidlich einmal der Fall ist, kann selbstverständlich keine Outperformance mehr erzielt werden. Dies gilt für herkömmliche Trendfolgestrategien, die nach Trendwechseln erst mal dem Markt hinterherhinken. In unserer Strategie sorgen wir schon bei der Konstruktion des Portfolios dafür, dass die Marktschwankungen nicht zu heftig ausfallen. Wir machen uns damit unabhängiger von der Marktentwicklung.

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