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Interview mit Roland Müller, J. Safra Sarasin „Höhere ESG-Bewertungen reduzieren das Ausfallrisiko“

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Wie lassen sich Abwärtsrisiken reduzieren?

Müller: Anleger, die Rendite brauchen, aber sensibel gegenüber übermäßigen Abwärtsrisiken sind, müssen das High-Yield-Segment nicht pauschal meiden. High Yield Bonds werden in der Regel mit kürzeren Laufzeiten und höheren Kupons begeben, so dass das Durationsrisiko geringer ist. Es liegt in der Natur von Unternehmen mit geringer Bonität, dass sie zwar höhere Renditen versprechen, aber auch höhere Kreditrisiken mit sich bringen.

In dem weiterhin bestehenden Niedrigzinsumfeld ist daher eine umfangreichere Betrachtung der unternehmensspezifischen Risiken unabdingbar. Im Allgemeinen weisen High-Yield-Unternehmen aus etablierten Sektoren eine höhere Verschuldung auf, um höhere Eigenkapitalrenditen zu erwirtschaften. Oder sie stammen aus riskanteren Branchen wie zum Beispiel dem Energiebereich. Gerade bei solchen Unternehmen sind die Analysen der Unternehmensführung und die Berücksichtigung ökologischer Risiken existenziell wichtig. Die Nachhaltigkeitsanalyse ergänzt dabei ganz wesentlich unsere fundamentale Kreditanalyse. Nur wenn ein Unternehmen in der Lage ist, seine Schulden zu bedienen, können wir als Investoren die Abwärtsrisiken reduzieren und höhere Renditen realisieren.

Welche Vorteile bieten nachhaltige globale High-Yield-Bonds?

Müller: Weil Anleihen mit niedrigeren Kreditratings im Allgemeinen höhere Risiken aufweisen, sehen manche Anleger einen Widerspruch zur eher qualitätsorientierten Kategorie der Nachhaltigkeit. Unsere Analysen zeigen jedoch weder einen positiven noch einen negativen Zusammenhang zwischen ESG- und Kredit-Rating (ESG: "Environment, Social, Governance", also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Hingegen zeigen viele Studien, dass höhere ESG-Bewertungen potenziell die Performance steigern und das Ausfallrisiko reduzieren.

Das vorteilhafte Ertrags-Risiko-Profil wird nochmals durch einen höheren BB-Anteil im als nachhaltig klassifizierten Universum verbessert, in dem die Verlustwahrscheinlichkeit wesentlich niedriger ist. Unsere Analysen zeigen, dass das Thema Nachhaltigkeit inzwischen auch verstärkt bei den High-Yield-Emittenten Berücksichtigung findet, so dass es nun möglich geworden ist, eine ausreichende Diversifizierung über Regionen und Sektoren hinweg sicherzustellen.

Welcher Stellenwert kommt aktivem Management in dieser Anlageklasse zu?

Müller: Eine rein passive Replikation einer Benchmark würde bedeuten, dass man schutzlos gegenüber auftretenden Kreditausfällen von Unternehmen ist, die Teil dieser Benchmark sind. Durch unsere fundamentale Kreditanalyse, die zusätzliche Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsinformationen und dem dadurch bedingten Ausschluss zu riskanter Einzeltitel konstruieren wir ein konservativeres Portfolio, dass ganz bewusst von der Benchmark abweicht, um ein vorteilhafteres Ertrags-Risiko-Profil zu erhalten.

Nur durch einen aktiven Ansatz kann man in einem globalen Universum von den regional unterschiedlichen Kreditzyklen profitieren. Das kontinuierliche Überwachen der Abwärtsrisiken und die Flexibilität, die Portfoliorisiken rechtzeitig reduzieren zu können, sind unverzichtbar für den langfristigen Erfolg im High-Yield-Management und der große Vorteil gegenüber einem passiven Managementansatz.

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