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in Anleihemärkte: Analysen & PrognosenLesedauer: 5 Minuten

Interview mit Stephen Thariyan, globaler Leiter des Bereichs Credit bei Henderson Trump, Inflation und Brexit bestimmen die Anleihemärkte

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Welche zentralen Faktoren bestimmen Ihres Erachtens die Aussichten für die europäischen Unternehmensanleihenmärkte?

Thariyan: Da gibt es mehrere: Erstens der Einfluss all der anderen Märkte und insbesondere des US-Marktes. Trump und die von ihm erwartete Politik haben die Renditekurve in Europa bereits spürbar verändert. Zudem hat die EZB ihr umfangreiches Kaufprogramm etwas zurückgefahren und es wird erwartet, dass zum Jahresende ein Ausstieg aus dem Programm stattfindet. Das wirft natürlich Fragen danach auf, wie es dann weiter geht und wie die Märkte reagieren: Als die Federal Reserve vor zwei bis drei Jahren einen Ausstieg aus ihrem Lockerungsprogramm ankündigte, reagierten die Märkte mit einer massiven Verkaufswelle.

Welche weiteren Faktoren sind ausschlaggebend?

Thariyan: Darüber hinaus müssen wir den Renditeunterschied zwischen Europa und Großbritannien einerseits und den USA andererseits berücksichtigen. Auch bei unseren eigenen Fonds beobachten wir Kapitalabflüsse aus der Anlageklasse der europäischen Corporate Bonds. Vor diesem Hintergrund sind die europäischen Märkte gut ins neue Jahr gestartet. Es gab keine dramatischen Veränderungen und wir erwarten eine Fortsetzung dieses Trends und eine weiterhin solide Bonität am Unternehmensanleihenmarkt. Einziger Wermutstropfen für den europäischen Investment-Grade-Markt ist das im Vergleich zu anderen Märkten eher dünne Wertpotenzial.

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Britische Staatsanleihen haben sich nach dem Brexit-Votum gut entwickelt. Könnte dieser Trend weitergehen?

Thariyan: Ja, britische Staatsanleihen haben sich gut erholt. Das quantitative Lockerungsprogramm der BoE und die Tatsache, dass das Brexit-Votum bislang nicht die befürchteten Auswirkungen hatte, stützen die Kurse. Mit zunehmender Klarheit in diesem Bereich werden wir sehen, dass einige Befürchtungen unbegründet waren. Aber letztlich wird es noch lange dauern, bis sich die tatsächlichen Brexit-Folgen klar und deutlich zeigen.

Ähnlich wie in den USA?

Thariyan: Vergleicht man die Anleihemärkte, stellt man fest, dass der US-Markt schon ein hohes Niveau erreicht hat und Europa kaum Potenzial bietet. Dagegen ist der Markt für auf Pfund lautende Wertpapiere durchaus attraktiv. Aber weil es viele Anleger an diesen Markt zieht, ist das Wertpotenzial etwas geschrumpft. Im Januar hat sich der Markt gut entwickelt – das sehen wir auch an den nach wie vor soliden Renditen unserer Fonds. Irgendwann könnte diese Bewegung jedoch an ihre Grenzen stoßen. Das könnte passieren, wenn das Wertpotenzial sinkt, die Politik der neuen US-Regierung klarer wird oder sich die Bewertungen an anderen Stellen verändern.

Hier können Sie sich das Interview als Video ansehen.

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