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Interview zu Europa-Aktien, Teil II „Nur Geduld – Banken und IT aus der Eurozone werden sich rechnen“

Produktfoto des Sensorherstellers AMS: In Europa bieten sich viele Investmentchancen in der zweiten Reihe
Produktfoto des Sensorherstellers AMS: In Europa bieten sich viele Investmentchancen in der zweiten Reihe | Foto: ams

der fonds: Herr Stroh, wie stehen Sie zu Anleihen aus der Eurozone?

Karsten Stroh: Als Unternehmen setzen wir derzeit ganz klar auf Aktien, so sind in unserer Multi-Asset-Sparte Risiko-Assets übergewichtet. Gleichwohl wird in den Mischfonds natürlich auch in Anleihen investiert. Aber zumindest bei Staatsanleihen wäre ich aktuell sehr vorsichtig. Gerade hier gilt: Die mathematische Wahrscheinlichkeit, die hohen Erträge an den Anleihemärkten der letzten dreißig Jahre auch in den nächsten dreißig Jahren wieder zu erreichen ist gering.

Kommen wir zu den unterschiedlichen Risiken am Markt. Welche Risiken sehen Sie derzeit in der Eurozone?

Stroh: Risiken sind nicht immer langfristiger Natur, das gilt es hier zu bedenken. Aber klar, im politischen Bereich gibt es weiterhin Risiken. Hier fallen als erstes die Wahlen in Italien im kommenden Jahr in den Blick. Frankreich und Italien hinken mit ihren Reformen hinterher. In Frankreich gibt es ja nun Hoffnung, aber wir werden sehen, wie Emmanuel Macron sich schlägt. Das gilt es ganz genau zu beobachten. Entscheidend ist hier auch, wieviel an Reformen umgesetzt wird. Wahrscheinlich kann Macron nicht alles Geplante umsetzen, aber Schritte in die richtige Richtung helfen zunächst einmal schon weiter.

In Ländern wie Spanien, Irland, Portugal, mit Einschränkungen auch Griechenland, haben die Reformen Erfolge gebracht. Der Blick auf das Vorankommen dieser Länder unterstützt in der Konsequenz sicherlich die Vorhaben in einigen anderen Ländern. Es wäre schon hilfreich für das europäische Projekt, wenn wir Pro-Europäer in der italienischen Regierung im kommenden Jahr bekämen.

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Das zweite große Risiko, das ich sehe, ist die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Hier spielt die weitere Entwicklung des Euro mit hinein. Der Euro notierte zum US-Dollar zu Beginn des laufenden Jahres bei 1,03. Wir sind jetzt bei einem Kurs von 1,20. Der Kursaufschlag beträgt rund 16 Prozent. Die starke wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone schwächt den eigentlich bremsenden Effekt eines starken Euro jedoch ab. Die Gefahr besteht, dass diese Aufwertung weitergeht und irgendwann nicht mehr den konjunkturellen Effekt kompensieren kann.

Wenn wir über Europa hinausschauen, welche Risiken sollte man hier im Blick behalten?

Stroh: Es gibt eigentlich nichts wirklich Offensichtliches. Aber natürlich gilt es die geopolitische Lage zu beobachten. Sollte der Nordkorea-Konflikt eskalieren, drohen Gefahren, aber auf die kann man sich ökonomisch nicht in irgendeiner Form vorbereiten. Man muss um solche Gefahren wissen, aber es ist schwierig, die Folgen abzuschätzen.

Meine Meinung: Wir sollten eine relativ positive Situation auch mal ein bisschen genießen. Ob Tech-Blase oder Finanzkrise – es zeigt sich: Man muss ein wenig Geduld haben. Nicht zu vergessen: Hier handelte es sich um zwei sehr extreme Szenarien. Ich kann Ihnen sagen: Irgendwann wird eine Korrektur kommen. Zuletzt hatten wir schon eine kleine Korrektur im DAX von rund zehn Prozent.

Es gibt immer wieder diese Korrekturphasen. Anleger reiben sich bei steigenden Index-Kursen im Vorfeld schon immer die Hände – „wenn es jetzt runtergeht, steige ich ein.“ Und dann geht es runter, und dann bekommen es viele Anleger mit der Angst zu tun und investieren letztlich doch nicht. Es gibt oft einen guten Grund, warum die Kurse korrigieren, man muss da durchschauen, um Chancen und Risiken gut abschätzen zu können. Also, nur Geduld – Banken und IT aus der Eurozone sollten sich rechnen.

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