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Interview zum Yellen-Nachfolger Jerome Powell „Wird Powell Trumps Empfehlungen folgen?“

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Nach allem, was wir über Powell wissen, könnte es ihm mitunter schwerfallen etwaige Übergriffe aus der Politik auf die Notenbank zu parieren. Wird er die Unabhängigkeit der Fed gewährleisten können?

Waechter: Seine Beziehungen zum Weißen Haus sind in diesem Zusammenhang spannend, da man dort ja gerne alles fernsteuern möchte. Und wir wissen auch, dass Trump die aktuelle Regulierungspolitik der Fed sowie das momentane Zinsniveau sehr kritisch beurteilt. Wird Powell also entsprechenden Empfehlungen des Weißen Hauses folgen? Dieser Aspekt wird für die Glaubwürdigkeit der Fed aber ganz entscheidend sein.

Die andere Frage ist die, wie die US-Notenbank reagieren wird, falls die Republikaner im Kongress die Umsetzung einer geldmarktpolitischen Strategie – ähnlich der „Taylor Rule“ – fordern sollten. Bernanke und Yellen haben sich stets geweigert, sich in ein solches Korsett zwängen zu lassen. Wie jedoch wird sich Powell in einem solchen Fall verhalten? Falls die Fed eine Art „Taylor Rule“ umsetzen sollte, ist ihre Unabhängigkeit nicht länger gegeben.

Sie sind also der Meinung, dass Powell unter Druck unberechenbar bleibt?

Waechter: Die Nominierung von Powell für das Amt des US-Notenbankchefs war keine Überraschung. Zumal er seit seiner Berufung in den Fed-Vorstand im Jahr 2012 auch nicht für grundlegende Veränderungen steht. In seiner gesamten Zeit bei der Fed war er am Ende des Tages auch nie derjenige, der wirklich entschieden hat, was zu tun war. Deshalb kann es in seiner Zukunft wesentlich komplizierter werden: Wenn nichts passiert, hat er es zwar einfach, aber falls es zu Schocks kommen sollte, kann sich das Ganze erheblich verkomplizieren: Er wird dann umgehend einige sehr schwere Entscheidungen treffen müssen.

Sein Mangel an volkswirtschaftlichem Know-how könnte sich aus jetziger Sicht dann als problematisch erweisen – obwohl ihm ein sehr kompetentes Team zur Seite steht. Fraglich ist auch, wie er den Deregulierungsprozess umsetzen wird. Wird er dabei zurückhaltend agieren oder doch umfangreichere Maßnahmen einleiten?

Zurzeit gibt es also mehr Fragen als Antworten?

Waechter: Klar ist, dass Powell mit der Normalisierung der Geldmarktpolitik und der Verhinderung einer neuerlichen Krise vor enorm schwierigen Aufgaben steht. Darüber hinaus ist anzumerken, dass drei Posten im 7-köpfigen Fed-Vorstand bisher noch nicht besetzt worden sind. Zwei Mitglieder hat Donald Trump aber bereits ernannt: Randal Quarles, der vom Kongress noch bestätigt werden muss, sowie den designierten Notenbankchef Jerome Powell.

Mit drei weiteren Neubesetzungen oder möglicherweise sogar vier, falls Janet Yellen vorzeitig aus ihrem Amt scheiden sollte, dürfte der Fed-Vorstand in Zukunft ganz anders agieren als unter der Führung von Bernanke und Yellen. Und die Rolle, die Powell dabei spielt, wird deshalb noch bedeutsamer sein.

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