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Aktualisiert am 05.10.2016 - 09:50 Uhrin AltersvorsorgeLesedauer: 10 Minuten

Invesco-Chef im Interview „Multi-Asset ist begrüßenswert“

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Der Balanced-Risk-Allocation-Strategie folgte die ideenbasierte Strategie des Global Targeted Return. Was ist die nächste große Idee für Multi Asset?

Flanagan:
Wir suchen nicht nach dem nächsten großen Ding. So gehen wir da nicht an Dinge heran. Wir haben vielmehr die Aufgabe, unseren Kunden zuzuhören und uns deren Bedürfnissen anzunehmen. Aus dieser Interaktion heraus können sich Investmentideen entwickeln. Wir sind eine Ideenschmiede und bringen auch verstärkt unsere Teams zusammen. Wir sind etwa das Thema US-Treasuries mit drei Teams angegangen – dem Renten-, dem Immobilien- und dem Private-Equity-Team. Daraus ergeben sich Synergien und Ideen. Es gibt in den USA das Sprichwort: „Bist du ein Hammer, suchst du nur nach Nägeln“. Das sind wir nicht. Wir sind in der Lage, den Kunden ein umfassendes Kompetenzspektrum und damit Lösungen zu bieten, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind.

Diesen Spruch könnte man deutschen Anlegern ins Orderbuch schreiben. Geht es um die Altersvorsorge, gibt es nur Lebensversicherungen und Sicherheit. Muss die Fondsbranche nicht aufklären in Hinblick auf eine mögliche desaströse Unterversorgung im Alter?


Flanagan: Auf jeden Fall, und um ehrlich zu sein, muss gesagt werden, dass derjenige, der einen langfristigen Sparhorizont hat, nicht an Aktien vorbeikommt. Das ist ein Fakt. Die Herausforderung ist es, einen Langfristansatz zu haben und die Angst vor der Volatilität zu verlieren. Da haben wir einen Erziehungsauftrag. Der ist aber nicht neu. Nur heute ist es noch schwieriger. Jeder Ertrag kommt heute aus dem Risiko. Aufklärung und Erziehung sind daher sehr wichtig, aber ich denke, Sie müssen heute dazu übergehen, das Sparen und Investieren zu belohnen. Sonst wird es den Anlegern schwerfallen, ihre Ziele zu erreichen.



Ist das amerikanische 401k-Sparprogramm eine gute Blaupause?

Flanagan: Ja, in der Tat. Es war ja hier nicht viel anders als in Deutschland. Die staatlichen Rentenzahlungen werden nicht reichen, und seitens der Unternehmen werden heute kaum noch leistungsorientierte Pensionspläne für Mitarbeiter abgeschlossen. Daher sind die 401k-Sparpläne ein Segen, und der Erfolg ist unglaublich. Anleger werden zudem auch in die Verantwortung genommen. Das ist sehr wichtig.

Gibt es die Angst vor der Altersarmut in den USA?

Flanagan: Natürlich. Das ist ein großes Thema. Sie müssen nur die politischen Debatten hier in den USA verfolgen. Das bisherige staatliche System, Social Security, ist nicht haltbar. Das dürfte in Deutschland auch so sein. Das muss geändert werden. Wichtig ist dabei jedoch, dass nicht einzelne Bausteine, also staatliche, betriebliche und private Vorsorge, diskutiert und gegeneinander gestellt und aufgewogen werden. Dafür ist das Thema zu ernst. Eine stabile Altersvorsorge sollte auf einem breiten Fundament basieren, und da darf und muss es auch unterschiedliche Modelle geben.

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