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Aktualisiert am 08.06.2020 - 09:29 Uhrin Artikel aus der fondsLesedauer: 6 Minuten

Investmentkonferenz von Eyb & Wallwitz Aktien sind die neuen Anleihen

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Wachstumsaktien als Renditetreiber

Von Wallwitz, studierter Philosoph, Buchautor und seit 2004 Gründer und Geschäftsführer von Eyb & Wallwitz, hat im postfaktischen Zeitalter einen klaren Blick auf die Dinge. „Ökonomische Tatsachen haben die Tendenz, sich durchzusetzen“, lautet sein Credo. Über den Erfolg von Kapitalanlagen entscheide das Weltbild. „Die Wahrheit braucht ihre Zeit. Die Rendite unserer Fonds spiegelt über die Zeit geronnenen Wahrheitsgehalt.“

Das Wesentliche beim Investieren dürfe man daher gerade in Zeiten der säkularen Stagnation mit ihren zurückgehenden Wachstumsraten nicht aus den Augen verlieren – etwa die Geldpolitik. Sehr viel Geld liege nutzlos auf Konten herum und zurückgehaltene Investitionen führten zu einer Sparschwemme. Von Wallwitz: „Die Europäische Zentralbank tut daher alles, um das Geld der Sparer in Bewegung zu bringen.“

Anleihen mit negativer Verzinsung kämen jedoch nicht in die Fonds des Hauses mit Sitz in der Maximilianstraße in München, betonte von Wallwitz. Stattdessen setzt der Asset Manager auf Wachstumsaktien wie etwa Amazon und alles, was relativ hohe laufende Einnahmen bringt. Obwohl Deutschland bereits in der Rezession steckt, belaufe sich die Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA derzeit auf 35 Prozent. „Zuletzt kam es zur Inversion der Renditestrukturkurve, ein deutliches Warnsignal im Hinblick auf die bevorstehende Rezession“, so von Wallwitz. Doch schon jetzt einen Zeitpunkt für das Einsetzen der Rezession zu benennen, sei nicht leicht. „Im Allgemeinen dauert es elf bis 35 Monate nach der Inversion der Renditestrukturkurve, bis die Rezession einsetzt.“

Investorenstimmung derzeit so schlecht wie in der Finanzkrise

Obwohl die Rezession in Deutschland mit den Konjunkturrückgängen in den Sektoren Industrie und Dienstleistungen bereits Tatsache ist und in den USA bevorsteht, rechnet von Wallwitz derzeit nicht mit einer Finanzkrise, die Weltwirtschaft läuft seiner Einschätzung nach in einen normalen Abschwung hinein. Als ungewöhnliches Beispiel nannte er den sogenannten „Putzlumpen-Indikator“: „180.000 Betreiber von Maschinen in Europa benötigen derzeit knapp 1 Milliarde Putzlumpen zu deren Reinigung. 2007 und 2011 ging der Putzlumpen-Absatz in Europa kräftig zurück, danach schüttelten Finanzkrise und Eurokrise die Märkte durch“, schilderte von Wallwitz eine Beobachtung aus der Industrie. „Derzeit ist die Frage nach den Reinigungs-Alleskönnern ungebrochen hoch, es scheint also alles noch in Ordnung zu sein.“ Und: „Die US-Notenbank tut mit den Mitteln der Geldpolitik alles, damit die USA gar nicht erst in die Rezession hineinlaufen.“

Auch die Eurozone stehe deutlich besser da als noch vor einigen Jahren. Von Wallwitz: „Insgesamt ist die Verschuldungsquote in der Eurozone auf 75 Prozent zurückgegangen. Spanien, Portugal, Irland und sogar Griechenland haben die ihnen von der EZB zur Verfügung gestellte Zeit genutzt. Italien hingegen bildet eine Ausnahme.“ Zugleich sei die Investorenstimmung in der Eurozone so gedrückt, wie seit 2008 und 2009 nicht mehr: „Als Investor ist man gar nicht so schlecht beraten, jetzt Geld in die Hand zu nehmen.“

Europäische Aktien sind auffallend preiswert

Mit Qualitätsaktien, Wachstumstiteln und Assets aus dem Bereich Minimum Volatility könnten Anleger gut durch die aktuelle Marktphase kommen. Von Wallwitz ging sogar so weit, europäische Aktien als derzeit preiswerteste Asset-Klasse anzusehen; Titel wie BASF und Siemens hätten auch in der Finanzkrise nur kurzzeitig gelitten. Daher kursiere in der Finanzbranche angesichts der Niedrigzinsphase derzeit der Slogan „Aktien sind die neuen Anleihen“. „Von der Finanzkrise sind viele Sparer und Anleger überrascht worden, der Schock sitzt ihnen immer noch in den Knochen. Doch irgendwann werden sie erkennen, dass statt negativ verzinster Sparkonten und Staatsanleihen solide Ausschüttungen von Dividendentiteln die bessere Wahl sind.“

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