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IT-Sicherheit im Bankensektor Cyber-Bunker mit gefährlichen Schwachstellen

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Größere Vernetzung birgt Risikopotenzial

Jens Obermöller, Leiter der Abteilung für IT-Sicherheit bei der BaFin, warnt vor einem noch größeren Sicherheitsloch:  Die Entwicklung von Software-Lösungen zur Abwehr von Hackern werde ebenfalls oft an externe Dienstleister übergeben. Im Ernstfall verlangsamt diese Konstellation die Reaktionszeit der Banken erheblich, denn die Problembearbeitung muss dann extern durchgeführt werden.

BaFin-IT-Sicherheitschef Obermüller merkt außerdem an, dass sich die Zahl der Anbieter von IT-Sicherheitslösungen in den vergangenen Jahren verringert habe. Deswegen bestehe nun eine höhe Gefahr, dass sich Programmierfehler und Sicherheitslücken schneller und weiter innerhalb der Branche ausbreiten. Außerdem nutzen weitere Branchen möglicherweise dieselben Dienstleister oder sind vom Informationsfluss der Banken abhängig.

„Clouds, Online-Plattformen und Netzwerke sorgen dafür, dass der Grad der Vernetzung immer weiter steigt. Die Auswirkungen von Cyberangriffen werden dadurch verstärkt und gehen weit über die attackierten Firmen oder Individuen hinaus“, warnt Laurent Clavel, Leiter im Bereich Research & Investment Strategy bei AXA IM. Besonders netzwerkbasierte Geschäftsmodelle – zu denen Banken mit ihren Informationsflüssen gehören – sollten ihre Schutzwälle aufwerten.

Globale wirtschaftliche Störungen möglich

Wenn Software-Fehler oder lückenhafte Abwehrsysteme Schäden bei der Datenübertragung hervorrufen, könnte dies die Informationsflüsse im Finanzbereich behindern oder sogar stoppen. Investoren-Daten und viele weitere Informationen könnten gestohlen oder manipuliert werden. Die Schäden für Anleger wären enorm.

Banken und andere Finanzinstitutionen sind jedoch nicht nur einzelnen Tätern oder Hacker-Banden ausgeliefert. AXA-IT-Experte Clavel warnt insbesondere vor staatlich gefördertem Cyber-Terrorismus, der auf die Manipulation von Finanzdaten ausgerichtet ist: „Solche Angriffe haben das Ziel, den normalen Zahlungsverkehr zu unterbinden und damit wirtschaftliche Störungen hervorzurufen“, weiß Clavel. Sollten Unterwasserkabel zur Datenübertragung betroffen sein, sind selbst globale Marktstörungen möglich.

Weckruf mit Folgen

Mittlerweile scheinen die Banken jedoch aufgewacht zu sein. Eine Studie des russischen Softwareentwicklers Kaspersky Lab in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut B2B International besagt zum Beispiel, dass die Ausgaben zur IT-Sicherheit im Banken- und Finanzsektor mittlerweile höher sind als in anderen Branchen. Insgesamt dreimal so viel Geld wie andere geben die Finanzinstitute für neue Sicherheitssysteme, IT-Mitarbeiter und Software-Lösungen aus. 

Es sei erkannt worden, dass sich die Angriffe nicht nur auf die Banken und ihre Daten richten, sondern eben auch die Kunden direkt über ihre Bankverbindung angreifen. Diesen Imageschaden wollen die Banken vermeiden, wie die Studie besagt. Über 64 Prozent der befragten Banken gaben zudem an, dass sie ihre bestehenden IT-Sicherheitsvorkehrungen verstärken wollen. Zum einen aufgrund von staatlichen Regularien, wie sie auch die BaFin in ihrem Rundschreiben vorgeschlagen hatte, zum anderen, um den gestiegenen Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. 

 

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