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Aktualisiert am 04.06.2020 - 09:01 Uhrin MärkteLesedauer: 6 Minuten

Janus Henderson Investors zu Mobile Payment „Indien und China zeigen uns, wie mobiles Bezahlen geht“

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Sie hatten die regionalen Unterschiede bereits angesprochen. Wie zeigt sich die Disruption in China?

Porter: China ist anders. Dort zeigt Alibaba mit Ant Financial, wie Disruption von Finanzdienstleistungen durch Technologieunternehmen aussehen kann. Im Reich der Mitte gehen Zahlungsautomation und neue Zahlungsmethoden einher mit einer massiven Disruption von Einzelhandel und auch E-Commerce.

Die Bedeutung dieser Entwicklung zeigt sich an der aktuellen Bewertung von Ant Financial, 150 Milliarden US-Dollar. Diese wird dadurch gerechtfertigt, dass das Unternehmen bereits die chinesische Finanzindustrie mit Alipay auf den Kopf gestellt hat und eine Minderheitsbeteiligung an Paytm hält, Indiens größter Marke für digitale Bezahlungen.

Wie beurteilen Sie Facebooks Pläne für eine eigene Digitalwährung?

Porter: Mit mehr als zwei Milliarden Facebook-Nutzern könnte Libra auf einen Schlag eine Zahl von Menschen erreichen, die größer ist als die Bevölkerung Chinas, der USA und Europas zusammen. Libra ist nicht vollständig dezentralisiert und wird sich weiterhin auf den Wert eines Korbs bestehender Fiat-Währungen stützen – so soll Währung stabiler sein. Jedoch steht Libra vor zahlreichen regulatorischen Hürden. Kritische Stimmen von verschiedensten Seiten haben dazu geführt, dass sich viele der Partner distanziert haben. Erst kürzlich hat Paypal seinen Rückzug aus dem Projekt bekanntgegeben.

Libra basiert auf der Blockchain-Technologie. Wie beurteilen Sie das disruptive Potential dieser Technologie?

Porter: Die Blockchain-Technologie und Kryptowährungen generell haben das Potenzial für eine Disruption auf lange Sicht – allerdings mit Einschränkungen. So erfordert die Blockchain-Technologie keinen von einer zentralen Institution verwalteten Server. Dadurch entsteht für die Zentralbanken das Risiko, dass sie ihre Kontrolle über die Geldmenge verlieren oder die Durchsetzung von Wirtschaftssanktionen weniger effektiv wird. Das zweite Problem ist der Datenschutz. Grundsätzlich kann diese Frage zwar geregelt werden, aber Datenschutz und nationale Sicherheit haben oft widersprüchliche oder konkurrierende Anforderungen.

Sie verantworten das Management des Janus Henderson Global Technology Fonds, der unter anderem in etablierte und neue Bezahldienstleister investiert ist. Nach welchen Kriterien wählen Sie ihre Assets aus?

Porter: Die von unserem Team entwickelte Strategie gibt Investoren die Möglichkeit, an technologischen Megatrends zu partizipieren. Dabei handelt es sich um eine fundamentaldatenbasierte, indexbewusste, fokussierte Strategie, die darauf abzielt, konsistente risikoadjustierte Renditen zu liefern.

Während viele aufstrebende Technologien spannende Möglichkeiten bieten, ist der Technologiesektor gleichzeitig sehr volatil. Entsprechende Investitionen erfordern darum ein spezialisiertes Fondsmanagement mit viel Erfahrung, um durch den so genannten „Hype-Zyklus“ zu navigieren. Unser Bottom-up-Ansatz konzentriert sich auf Investitionen in Unternehmen, deren Wachstumserwartungen und Bewertungen angemessen und realistisch sind und die durch nachhaltige Markteintrittsbarrieren geschützt sind.

Wie beeinflusst die derzeitige wirtschaftliche und politische Unsicherheit Ihren Managementansatz?

Porter: In Zeiten wie diesen tendieren wir eher zu wachstumsstärkeren Titeln. Dabei haben wir in den vergangenen sechs Monaten festgestellt, dass sich die Bewertungsdifferenzen zwischen einzelnen Subsektoren auszuweiten beginnen. So sehen wir bei den teuersten Titeln Bewertungen, die beim 15- bis 20-fachen des Umsatzes liegen. Das bedeutet in der Regel, dass die Wachstumserwartungen aufgebläht werden, zum Beispiel bei einigen Cloud-Software-Werten. Gleichzeitig beobachten wir aber auch eine gewisse Unterbewertung und Chancen in anderen Bereichen des Technologiesektors, etwa beim Thema künstliche Intelligenz.

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