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Asiatische Dekade „Jetzt ist ein guter Einstiegszeitpunkt“

Aisa Ogoshi, Fondsmanagerin bei J.P. Morgan AM
Aisa Ogoshi, Fondsmanagerin bei J.P. Morgan AM: „Wir sehen vor allem Investments in Bereichen wie Healthcare, Versicherungen oder Automatisierung als aussichtsreich“ | Foto: J.P. Morgan AM

Frau Ogoshi, wie viele andere Experten haben Sie zum Jahreswechsel die „Asiatische Dekade“ ausgerufen. Im ersten Halbjahr blieb Asien aber deutlich hinter Europa und den USA zurück. Wie kam es dazu?

Aisa Ogoshi: Das ist richtig, bereits seit Februar hat sich die Dynamik der Region etwas verlangsamt. So ein holpriger Start ist allerdings nicht ungewöhnlich. Auch in der „amerikanischen Dekade“ seit der Finanzkrise gab es immer wieder Phasen, in denen andere Regionen besser gelaufen sind. Aber über den längeren Zeitraum der ganzen Dekade hat sich doch die USA mit der Wertentwicklung an die Spitze setzen können. Daher rechnen wir weiterhin damit, dass sich in der aktuellen Dekade die herausragenden Fundamentaldaten durchsetzen werden und die Asien-Pazifik-Region als Gewinner des neuen Zyklus hervorgeht.

Warum dann trotzdem der aktuelle Rückschlag?

Ogoshi: Was wir gerade erleben ist, dass China als relevanteste Volkswirtschaft der Region den Industrienationen einen großen Schritt voraus ist. In den USA und auch in Europa wird mit dem Fortschreiten der Impfkampagne die Wirtschaft langsam geöffnet, zeitgleich werden weiterhin noch große Konjunkturpakte geschnürt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. China hingegen schnallt den Gürtel wieder enger, der Stimulus wird zurückgenommen. Damit hat das Reich der Mitte die Konsolidierung angetreten, was aus mittelfristiger Sicht eine kluge Entscheidung ist, aber kurzfristig etwas Momentum wegnimmt. Und das in einer Phase, in der sich die anderen Volkswirtschaften stark erholen.

Warum ist die Region für Investoren trotzdem interessant, auch wenn die Performance in den vergangenen Monaten etwas schwächer war?

Ogoshi: In Asien gehen wir in der konjunkturellen Entwicklung bereits vom frühen Zyklus in einen Mittzyklus über. Von dieser Marktphase profitiert Asien durch den hohen Anteil von verarbeitendem Gewerbe und der Güterproduktion. Diese Region ist in der aktuellen Phase des Konjunkturzyklus besonders interessant und aufgrund des Kursrückgangs, von dem sich die Märkte in den letzten Wochen auch teils wieder erholt haben, ist der Einstiegszeitpunkt gerade gut gewählt. Denn: Die langfristigen strukturellen Trends bleiben weiterhin intakt – vor allem das enorme Wachstum der konsumfreudigen Mittelschicht, was für viel Nachfrage sorgt.

Gibt es weitere Trends, auf die Sie in Ihrem Pacific Equity Fund setzen?

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Ogoshi: Ein großer Trend ist die Diversifikation der Lieferketten. Chinas Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren von der „Werkbank“ hin zu Dienstleistungen weiterentwickelt, weshalb die Kosten für die Produktion steigen. Das hatte vor der Krise dazu geführt, dass außerhalb von China nach Produktionsmöglichkeiten Ausschau gehalten wurde, um die Kosten niedrig zu halten. Durch die Pandemie und den Handelsstreit stieg die Notwendigkeit zum „Re-Onshoring“, also das gewisse Bereiche der Produktionskette für wichtige Güter wieder zurück nach China verlagert wurden, beispielsweise bei Halbleitern oder im Gesundheitsbereich.

Welche anderen strukturellen Trends bildet der Pacific Equity Fund ab?

Ogoshi: Viele unserer Investmentthemen, von denen wir besonders überzeugt sind, fokussieren sich auf demographische Trends. Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es in Asien eine sehr junge Bevölkerung gibt, aber gerade in China lassen sich zunehmend auch die Herausforderungen des demographischen Wandels beobachten – ähnlich wie in den Industrienationen. So sehen wir vor allem Investments in Bereichen wie Healthcare, Versicherungen oder Automatisierung als aussichtsreich.

Was gilt es in China besonders zu beachten? In der Vergangenheit fiel das Land nicht unbedingt durch Anlegerfreundlichkeit auf.

Ogoshi: Wir versuchen chinesische Branchen zu vermeiden, in denen die Politik einen zu starken Einfluss hat. Zuletzt hat beispielsweise der Internetsektor unter der staatlichen Einflussnahme gelitten. Das gilt es bei der Größe der Positionierung und dem Risikoniveau entsprechend zu berücksichtigen.

Warum sind Sie nach wie vor überzeugt, dass man auch auf Japan setzen sollte? Das dämpft doch viel von dem dynamischen Wachstum der Region, das man sich ins Portfolio holen möchte?

Ogoshi: Aus reiner Länderbetrachtung sieht Japan vielleicht nicht allzu erfolgversprechend aus – das Wachstum ist nicht groß und es gibt Deflationsdruck. Als Bottom-Up-Investor sehen wir aber viele lukrative Unternehmen, und wenn man sich die Wertentwicklung der vergangenen fünf Jahre anschaut, war Japan konsistent eines der Länder, mit denen wir die höchsten Zusatzerträge erzielen konnten.

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